Kultur

Gefährliche Kunst: In vielen Museen setzen Schimmelpilze dem Depotgut zu. (Foto: dpa)

15.02.2016

Zentrales Depot

Schimmel, Schädlinge, keine Heizung: Der Zustand in einigen Museumsdepots ist desaströs. Ein Experte arbeitet an einem Plan für eine gemeinsame Einrichtung

Bayerns Museen beklagen einen desolaten Zustand ihrer Depots. "Bei rund einem Drittel der Depots staatlicher Museen haben wir Bedingungen, die völlig inakzeptabel sind", sagte der Direktor des renommierten Doerner Institutes in München, Andreas Burmester, der Deutschen Presse-Agentur. Es gebe tatsächlich staatliche Museen, deren Depots nicht einmal eine Heizung hätten. "Wir haben dramatische Platznot, klimatische Probleme, eine mangelhafte Ausstattung, die Sauberkeit in den Depots lässt wegen der Überfüllung zu wünschen übrig, es gibt Schimmelprobleme und Schädlingsbefall." Die Probleme sind keine rein bayerischen, es gibt sie bundesweit, wie Silke Eilers vom Museumsamt des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Münster sagte. Sie hat verschiedene Publikationen zum Thema Museumsdepots angestoßen. Ihr Fazit: "Sammlungsbewahrung und -management ist ein Feld, das sehr stiefmütterlich behandelt wird. Dabei sind Sammlungen grundlegender Teil unseres kulturellen Gedächtnisses." Geld werde vielfach lieber in Ausstellungen gesteckt als in den Bereich, den der Museumsbesucher in der Regel nicht zu sehen bekommt. "Depots sind nicht so öffentlichkeitswirksam." Die Zustände hätten teilweise auch schon dazu geführt, dass Kunstwerke verloren gegeben werden mussten, sagte Burmester. "Die ungeeigneten konservatorischen Bedingungen führen zu stetigen Verlusten", sagte er. "Es ist ein schleichender Verfall." 52 Prozent der über 60 Depots staatlicher Museen in Bayern seien inzwischen voll, 37 weitere Prozent sogar "extrem überfüllt". Nur in 11 Prozent der Depots sei überhaupt noch Platz. Vor allem im Bereich der Modernen Kunst werde die Aufbewahrung immer schwieriger, weil immer wieder neue Werke zu den Sammlungen hinzukommen. Auch an Personal mangele es. "Die Schwierigkeit ist, dass Depots nicht sexy sind." Um die Schwierigkeiten zu beheben, fordert Burmester ein Zentraldepot für alle staatlichen Museen in Bayern, das in der Nähe von München gebaut werden soll. Derzeit ist er dabei, einen entsprechenden Vorschlag für die bayerische Staatsregierung zu entwickeln. 46 000 Quadratmeter werden benötigt. Nach groben Schätzungen geht er davon aus, dass der erste Bauabschnitt mit rund 7 800 Quadratmetern 19,5 Millionen Euro kosten wird. "Das ist ein Bruchteil des Wertes, der in bayerischen Museen aufbewahrt wird." Die Stadt München hat bereits im Jahr 2011 ein Zentraldepot für die städtischen Museen errichtet, den Angaben auf der städtischen Homepage zufolge "eines der größten und modernsten Museumsdepots Europas" und das "materielle Gedächtnis der Stadt". Diesem Vorbild sollte nach Ansicht Burmesters auch der Freistaat Bayern schleunigst nacheifern. "Es ist eine gesellschaftliche Aufgabe und Verpflichtung." Ähnliche Projekte wurden oder werden seinen Angaben zufolge auch in Freiburg, Schleswig oder Berlin verfolgt. Alexander Wießmann, an der bayerischen Landesstelle für nichtstaatliche Museen zuständig für Konservierung und Restaurierung, hält Zentraldepots ebenfalls für eine gute Idee - aus praktischen und aus Kostengründen. Allerdings sieht er die Museen auch in der Pflicht, ihre Sammlungen immer wieder zu hinterfragen und gegebenenfalls neu aufzustellen. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch Eilers. Gerade für kleinere und mittlere Kommunen ist es in Zeiten knapper Ressourcen aus ihrer Sicht sinnvoll, sich für ein größeres, moderneres Depot zusammen zu tun. Ähnliche interkommunale Projekte gebe es unter anderem bereits in Dänemark und Österreich. (dpa)

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