Kultur

John Cranko während einer Bühnenprobe zu „Spuren“ (1973, Ausschnitt - vollständige Ansicht in der Bildergalerie am Ende des Beitrags.) (Foto: Gundel Kilian)

05.08.2016

Zwischen den Augenblicken

Fotografien von Gundel Kilian im Museum Moderner Kunst Passau

Ein Kalender mit Aufnahmen der Theaterfotografin Gundel Kilian war ausschlaggebend, dass die Leiterin des Museums Moderner Kunst (MMK) in Passau, Josephine Gabler, die Künstlerin unbedingt für eine Ausstellung gewinnen wollte. So kam es zur ersten Museumsausstellung von Gundel Kilian im MMK. Mit rund 90 Fotografien in Schwarzweiß und Farbe bekommt man einen guten Überblick über das sechzigjährige Schaffen der großartigen Fotografin – ein Glücksfall für alle Theater und Ballettbegeisterten. Gundel Kilian (1928 geboren) war selbst ausgebildete Tänzerin und beim Stuttgarter Ballett engagiert. Nach Ende ihrer Tanzlaufbahn begann sie 1953 eine fotografische Ausbildung bei ihrem Mann Hannes Kilian (1909 bis 1999) und war ab 1954 als Freie Theater- und Ballettfotografin und Bildjournalistin tätig. Hannes Kilian war berühmt dafür, Bewegung fotografisch zu erfassen – bei Gundel Kilian muss sich diese Begabung noch gesteigert haben; durch ihr Wissen um die dynamischen Abläufe einer Tanzfigur und die intime Kenntnis der Ballettarbeit sowie ein traumwandlerisches Gefühl für den Augenblick, in dem eine Bewegung kulminiert, war sie prädestiniert dafür, Theatermenschen, wie die Ausstellung betitelt ist, im Bild festzuhalten. Dass sie sich mit der Kamera unter die Akteure mischen durfte, ohne störend zu sein, war ebenfalls von großem Vorteil für ihre Arbeit. Alle großen Schauspieler und Tänzer, Dirigenten, Choreografen und Regisseure, die am Stuttgarter Theater arbeiteten, nahm Gundel Kilian ins Visier. Karl Böhm und Claus Peymann, Thomas Bernhard und Bernhard Minetti, John Cranko, Marcia Haydée und Vladimir Malakhov, dem sie einen ganzen Fotoband gewidmet hat: Sie alle bei ihrer Arbeit zu sehen, kommt man in den Genuss. Minetti als Minetti in der denkwürdigen Stuttgarter Aufführung von 1990, Thomas Bernhard mit lauerndem Blick, abwartend, Marcia Haydée als Julia: Bilder vom Training und Bilder von fröhlichen Augenblicken, denen von der harten Probenarbeit nichts anzumerken ist.

Streng durchkomponiert

Dem Tanz galt Gundel Kilians vorrangiges Interesse. Ihre Bilder sind streng durchkomponiert, sie faszinieren durch Tiefe und spannungsvolle Perspektiven, das Gefühl für besondere Situationen und die Sensibilität für das Prickeln zwischen den Tänzern: All das summiert sich in der Fähigkeit, genau im richtigen Moment auf den Auslöser zu drücken – und den „fruchtbaren Augenblick“ zu erfassen, der im Höhepunkt einer Bewegung das Davor und Danach beinhaltet. (Ines Kohl) Information: Bis 18. September. Museum Moderner Kunst, Bräugasse 17, 94032 Passau.
Di. bis So. 11-17 Uhr. www.mmk-passau.de

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