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Bis zu einem Viertel der bayerischen Betten in Pflegeheimen ist frei. Dennoch gibt es häufig einen Aufnahmestopp. (Foto: dpa/Daniel Reinhardt)

04.11.2022

Aufnahmestopp in Pflegeheimen trotz freier Plätze

Ein Grund dafür könnte die gesetzlich vorgeschriebenen Quote von Pflegefachkräften sein. Doch diese abzuschaffen, sei nicht die Lösung, meinen Gewerkschaften. Sie fordern gute Arbeitsbedingungen und gute Bezahlung

Wer einen Platz im Pflegeheim benötigt, braucht viel Geduld. Betroffene berichten von Wartezeiten von bis zu 1,5 Jahren. Durch Corona ist die Nachfrage zwar zurückgegangen, inzwischen werden die Wartelisten aber wieder länger. Die SPD-Abgeordnete Ruth Müller wollte daher von der Staatsregierung wissen, woran das liegt. Schließlich habe die Belegungsquote in bayerischen Pflegeheimen vor Corona trotz sehr hoher Nachfrage teils deutlich unter 100 Prozent gelegen.

Das Gesundheitsministerium schreibt in seiner Antwort, dass es bei der Auslastungsquote zwischen den Kreisebenen „ausgeprägte Unterschiede“ gebe. „Einige weisen im stationären Bereich eine vergleichsweise hohe Auslastungsquote auf, andere dagegen relativ hohe Leerstände beziehungsweise Unterbelegung, die allein durch Fluktuation oder zeitliche Schwankungen des Versorgungsbedarfs nicht erklärt werden können.“ Dies sei teilweise auf die tatsächliche oder nur temporäre Angebotssituation zurückzuführen.

Im Landkreis Garmisch-Partenkirchen ist ein Viertel der Betten frei

Zahlen für 2021 liegen laut Ministerium noch nicht vor. 2015 habe die Auslastungsquote aber in bayerischen Pflegeheimen bei 81, 2017 und 2019 bei jeweils 88 Prozent gelegen. Besonders niedrig lag sie bei der letzten Erhebung mit 74 Prozent im Landkreis Garmisch-Partenkirchen, mit 77 Prozent in der Stadt Memmingen und mit 78 Prozent in der Stadt Straubing beziehungsweise im Landkreis Würzburg. Eine hohe Auslastung verzeichnen mit 97 Prozent der Landkreis Kronach, mit 95 Prozent Wunsiedel im Fichtelgebirge, die Stadt Hof beziehungsweise die Stadt Kaufbeuren und mit 94 Prozent die Stadt Bamberg. 

Warum trotz des Bedarfs teilweise über ein Viertel der Plätze nicht belegt sind, kann das Haus von Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) nicht sagen. Möglicherweise an der gesetzlich vorgeschriebenen Quote von Pflegefachkräften, meint SPD-Abgeordnete Müller. „Die Unterschreitung der Fachkraftquote kann einen Einfluss auf die Pflegeplatzvergabe haben“, räumt das Ministerium ein. Dadurch könne es zu einem Aufnahmestopp kommen. Genaue Zahlen seien aber wegen der stichtagsbezogenen Meldungen nicht verfügbar.

Eine Absenkung der Quote für Fachkräfte in Pflegeheimen von aktuell 50 Prozent wird schon länger diskutiert. Vor allem private Altenpflegeanbieter würden sich gerne von starren Personalvorgaben lösen. Geringere Standards für zum Beispiel Kita-Fachkräfte hatte im Sommer auch Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) vorgeschlagen. Doch in beiden Fällen regte sich Kritik: Durch fachfremde Beschäftigte oder Hilfskräfte leide die Qualität, hieß es unisono von Trägern und Gewerkschaften.

„Nicht die Absenkung der Qualitätsstandards löst die Probleme, sondern gute Arbeitsbedingungen und gute Bezahlung“, betont Verdi in Niederbayern. Doch genau in diesem Bereich hätten vor allem die privaten Heimbetreiber mit ihrem Verhalten dazu beigetragen, dass immer weniger Menschen diesen eigentlich schönen Beruf ergreifen wollen. (David Lohmann)

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