Landtag

Schon vor Corona war der Lehrberuf nicht einfach. (Foto: dpa/Stratenschulte)

05.11.2021

Bayerns Lehrkräfte so oft dienstunfähig wie noch nie

Die Dienstunfähigkeit ist im Schuljahr 2019/20 im Vergleich zum Vorjahr um fünf Punkte auf 18 Prozent gestiegen. Durch Corona dürften die Belastungen weiter zugenommen haben

Digitalisierung, Inklusion, Integration, Ganztag und nun die Folgen der Corona-Pandemie: Der Lehrberuf wird immer herausfordernder. „Es ist verständlich, dass nicht jeder und jede damit zurechtkommt, auch wenn die Lehrkräfte täglich ihr Bestes geben“, erklärt die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Simone Strohmayr. Die Abgeordnete wollte daher von der Staatsregierung wissen, wie viele Lehrkräfte seit 2013 in Bayern vorzeitig aus dem Dienst ausgeschieden sind.

Aus der Antwort des Kultusministeriums geht hervor, dass die Dienstunfähigkeit im Schuljahr 2019/20 im Vergleich zum Vorjahr um fünf Punkte auf 18 Prozent gestiegen ist. Das heißt in absoluten Zahlen, 426 Lehrkräfte konnten aus gesundheitlichen Gründen ihre Dienstpflichten nicht mehr erfüllen – der höchste Wert seit 2013. Neuere Zahlen liegen noch nicht vor. Um welche Krankheiten es sich dabei handelte, weiß das Ministerium nicht. Die Anzahl der frühzeitigen Ruhestandseintritte ist zwar im Vergleich zum letzten Schuljahr von 52 auf 44 Prozent gesunken – in absoluten Zahlen 1049 Lehrerinnen und Lehrer. Aber auch hier war der Wert 2013 mit 22 Prozent nur halb so hoch. Was die Gründe dafür sind, ist ebenfalls nicht bekannt.

SPD: „Die Maßnahmen der Staatsregierung greifen nicht

Um den Gesundheitsschutz der Lehrkräfte zu verbessern, will das Haus von Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) die arbeitsmedizinische und sicherheitstechnische Betreuung der staatlichen Schulen erweitern. So werde aktuell am Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit das Arbeitsmedizinische Institut für Schulen (AMIS-Bayern) aufgebaut. „Unter Beibehaltung des Dienststellenmodells unterstützen und beraten Betriebsärztinnen und Betriebsärzte, Arbeits- und Organisationspsychologinnen und -psychologen sowie Fachkräfte für Arbeitssicherheit Schulleitungen und Lehrkräfte in arbeitsmedizinischen, arbeitspsychologischen und sicherheitstechnischen Fragestellungen“, erklärt das Ministerium. Zusätzlich gebe es für Lehrkräfte, die unter berufsbedingtem Stress oder Krankheit leiden, in den Schulberatungsstellen die sogenannte kollegiale Fachberatung, Supervision und Coaching.

Die hohen Zahlen bei Dienstunfähigkeit und Ruhestand sind für die SPD-Abgeordnete Strohmayr ein Warnsignal: „Die Maßnahmen der Staatsregierung greifen nicht“, ist sie überzeugt. Um diese Entwicklung aufzuhalten, brauche es mehr Unterstützung durch multiprofessionelle Teams aus Sozialarbeit, Sonderpädagogik und Schulpsychologie. Zur Entlastung im Alltag müsste es laut Strohmayr auch mehr Systemadministratorinnen und Systemadministratoren geben. „Wir fordern außerdem die Bezahlung der Lehrkräfte an allen Schularten nach Tarif A13.“ (David Lohmann)

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