Matthias Fischbach (FDP) hat schon als Schüler viele Fragen gestellt und war ein wenig aufmüpfig gegenüber Autoritäten. „Ich habe vieles hinterfragt und bin daher oft mit den Lehrern in eine Diskussion geraten“, erzählt der heute 32-Jährige amüsiert. Daran scheint sich seit seinem Landtagseinzug 2018 nicht viel geändert zu haben. Durch seine schriftliche Anfrage an die Staatsregierung kam jetzt heraus, dass der CSU-Landtagsabgeordnete und Vertraute von Ministerpräsident Markus Söder, Ernst Weidenbusch, als Anwalt vor Jahren knapp 430 000 Euro mit zwei Mandanten verdiente, die mit der Bayerischen Landesbank zu tun hatten. Die BayernLB gehört dem Freistaat. Fischbach, der Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP ist, ist damit ein echter politischer und medialer Coup gelungen, Opposition und Presse sprachen bereits von einem neuen „CSU-Amigo-Skandal“. Doch der winkt ab. „Öffentlichkeitswirksamkeit ist ja schön und gut, aber mir geht’s darum, dass solche komischen Vorgänge in Zukunft nicht mehr stattfinden“, betont der Mittelfranke. Normalbürger hätten für so etwas keinerlei Verständnis.
Aufmüpfig war Fischbach auch während seiner Zeit als Landesvorsitzender der Jungen Liberalen (JuLis) zwischen 2011 und 2013. Höhepunkt waren nächtliche Flashmobs. Das bayerische Sozialministerium hatte zu dieser Zeit ein Nachtverkaufsverbot an Tankstellen verhängt. Wer nach 20 Uhr noch etwas kaufen wollte, musste mit dem Auto kommen – Radfahrer und Fußgänger gingen leer aus. Um dagegen zu protestieren und zu zeigen, dass Tankstellen das überhaupt nicht kontrollieren können, trommelte Fischbach in Regensburg Dutzende junge Menschen zusammen und belagerte eine Aral. „Die Menschen haben es offensichtlich satt, von Bayerns Bürokraten bevormundet zu werden“, sagte der damals 24-Jährige den Zeitungen und forderte ein modernes Ladenschlussgesetz. Die Supermärkte schließen zwar in Bayern immer noch um 20 Uhr, aber zumindest das Verkaufsverbot an Tankstellen wurde auch wegen der vielen Proteste im Freistaat nur wenige Wochen später wieder kassiert.
Fischbach wurde 1988 in Erlangen in eine „Siemensianerfamilie“ geboren, einer der zentralen Arbeitgeber der Region. Seine Leidenschaft für Politik zeigte sich bereits im Sozialkundeunterricht bei Diskussionen mit seinem Lehrer, der den Linken nahestand. „Es gab eine gewisse Spannung, aber wir sind immer sehr respektvoll miteinander umgegangen“, erinnert sich Fischbach und lacht. Noch vor dem Abitur konnte er wegen seiner guten Noten an der Nürnberger Friedrich-Alexander-Universität ein Studium in Politikwissenschaft und Rechtswissenschaft beginnen, das heißt, er war Schüler und gleichzeitig schon Student. Anschließend studierte er Volkswirtschaft in Konstanz – auch um mal aus Bayern rauszukommen. Für den Master ging es 2011 aber wieder zurück, dieses Mal nach München. Fischbach schätzt sowohl die Großstadt mit den Ausgehmöglichkeiten als auch seine Heimat, in der sich alle kennen. „Diese Kombination ist es, was Bayern ausmacht.“ Von 2015 bis zum Einzug in den Landtag arbeitete er als Unternehmensberater in einem internationalen Beraterhaus.
Als Jugendlicher hatte Fischbach noch keine klare Parteipräferenz. „Damals habe ich mich vor allem für Bürgerrechte interessiert“, erinnert er sich. Zu dieser Zeit kam die Online-Durchsuchung beziehungsweise die Vorratsdatenspeicherung auf, gegen die staatlichen Eingriffe in die Privatsphäre wollte er etwas unternehmen. An der FDP störte ihn aber, dass sie Steuern senken wollte, statt der jungen Generation ein schuldenfreies Land zu hinterlassen. Fischbach liebäugelte sogar kurz mit den Grünen. Doch schlussendlich entschied er sich, die FDP zu verändern, indem er sich in der Partei engagiert. Mit 19 Jahren wurde er Mitglied bei den JuLis, rückte bereits nach einem Jahr in den Landesvorstand auf und machte dann dort schnell Karriere. Sein Erfolgsgeheimnis: aufmüpfig sein, mal wieder. „Ich habe nicht gewartet, bis mich jemand für einen Posten vorgeschlagen hat, sondern mich auch mit Kampfkandidaturen durchgesetzt.“
Im Maximilianeum hält Fischbach als Parlamentarischer Geschäftsführer die Fraktionen thematisch zusammen und kümmert sich um den Ablauf der Parlamentsdebatten. Zu Beginn der Legislaturperiode gab es um die Sitzordnung heftigen Streit, weil CSU und Freie Wähler die FDP als Prellbock zur AfD platziert haben. Auch darum musste Fischbach sich kümmern. „Das war schon ein Sprung ins kalte Wasser“, erinnert er sich.
Als JuLi-Chef organisierte er Flashmobs in Tankstellen
Außerdem sitzt er im Ältestenrat und im Bildungsausschuss. Dort setzt er sich für die Digitalisierung an Schulen ein. Besonders stört ihn, dass Bayern bisher von den 800 Millionen Euro im Rahmen des Digitalpakts Schule erst ein Viertel vom Bund abgerufen hat. Fischbach fordert, Schulen wieder mehr pädagogische und finanzielle Verantwortung zu übertragen. Statt komplizierter Förderprogramme könnten die Einrichtungen dann selbst entscheiden, was sie mit dem Geld machen wollen. Das könnte auch die Anschaffung von Luftfiltern erleichtern, die es laut Fischbach zum Schulstart in zwei Dritteln der Klassenzimmer nicht gibt. Verantwortlich dafür sei Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler). „Der Minister ist der falsche Mann“, resümiert er.
Obwohl Fischbach im Landtag auch Sprecher für Religion seiner Fraktion ist, geht er selten in die Kirche. „Ich bin gläubiger Christ, aber dafür fehlt mir die Zeit“, erklärt er. Sonntagabends findet man ihn beim Badminton, den Sport braucht er zum Ausgleich zur Landtagsarbeit. Die Zeit nutzt er aber auch, um von Menschen, die nicht in der Politik sind, politische Einschätzungen zu bekommen. Ansonsten geht Fischbach gern wandern, radfahren oder mit dem Parlamentarischen Geschäftsführer der Freien Wähler, Fabian Mehring, joggen. Diese Woche läuft er sogar einen Halbmarathon.
Ansonsten gibt der 32-Jährige nicht viel aus seinem Privatleben preis, selbst seinen Beziehungsstatus will er der Staatszeitung nicht nennen. Auch in den sozialen Netzwerken geht es ausschließlich um Politik. Dafür fällt die Antwort auf die Frage, ob er sich mit 32 Jahren eine politische Karriere bis ins Rentenalter vorstellen könnte, sehr offen aus. Es sei nie sein Ziel gewesen, nur Politik zu machen, weshalb er sich vor der Landtagskandidatur ein zweites Standbein als Unternehmensberater geschaffen hat. „Sollte es die FDP einmal nicht mehr in den Landtag schaffen, bin ich nicht auf die Politik angewiesen.“
(David Lohmann)
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