Landtag

Begeisterter Sportler: Bernhard Heinisch (Freie Wähler). (Foto: Freie Wähler)

22.12.2023

Der Bomber

Im Porträt: Der Freie-Wähler-Abgeordnete Bernhard Heinisch

Er hätte auch Profifußballer werden können. In seiner Jugend spielte Bernhard Heinisch in der höchsten deutschen Spielklasse und erzielte als Mittelstürmer für den FC Amberg sehr viele Tore. Sein Spitzname? Der FW-Politiker antwortet grinsend: „der Bomber“.

Seine Treffsicherheit weckte damals tatsächlich das Interesse einiger Profivereine. Doch der Oberpfälzer entschied sich letztlich für eine bodenständige Ausbildung zum Elektroniker, Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik – und für seine Heimat. Bis zu seinem Einzug in den Landtag im Oktober arbeitete der heute 38-Jährige als Elektroniker im Schul- und Sportamt der Stadt Amberg. Der Sport nahm aber trotzdem weiter eine wichtige Rolle in seinem Leben ein. „Der Ball muss immer rollen“, sagt der Oberpfälzer mit leuchtenden Augen.

Er spielte in seiner Heimat auf Amateurebene Fußball, sein letztes Spiel absolvierte er erst kurz vor Ausbruch der Pandemie. Abseits des Platzes baute er währenddessen ein stetig wachsendes Netzwerk auf. Nach einem Engagement als Trainer der U19-Jugend von Jahn Regensburg war er Teamleiter bei mehreren Amateurklubs.

Er wurde für die Oberpfalz Organisationsleiter des FC Sternstunden, ein Benefizprojekt des Bayerischen Rundfunks, bei dem viele Prominente regelmäßig für einen guten Zweck kicken. Heinisch stieg bei Global United FC ein, einem Verein, der sich dem Umwelt- und Klimaschutz verschrieben hat und ebenfalls regelmäßig Benefizspiele organisiert und Brunnen in Afrika baut. Er engagiert sich auch beim Verein Bananenflankeliga, der sich für die Gründung von Fußball-Ligen für Kinder mit Handicap einsetzt.

So lernte Heinisch bekannte Ex-Fußballer wie Fredi Bobic, Lutz Pfannenstiel oder Tobias Schweinsteiger, den Bruder von Bastian Schweinsteiger, kennen und knüpfte Kontakte zu mehreren Bundesligavereinen. Zwei Jahre lang war Heinisch außerdem technischer Leiter der Würzburger Kickers, die zeitweise in der Dritten Bundesliga spielten. Und das alles ehrenamtlich.

Zu seinem Beruf wollte er den Sport, in den er so viel Leidenschaft und Zeit gesteckt hat und immer noch steckt, aber nie machen. „So bewahre ich mir den Abstand, um Sachen offen und ehrlich ansprechen zu können. In einer beruflichen Abhängigkeit könnte ich das nicht.“

Stattdessen zog es ihn in die Politik. 2019 trat Heinisch den Freien Wählern in Amberg bei und wurde gleich Teil des Vorstands. Bald folgte der nächste Schritt, die Kandidatur für den Landtag. Selbstbewusst warf er seinen Hut in den Ring und wurde auch nominiert. „Ich habe mir gesagt: Wenn mich nur jeder Vierte, der mich kennt, wählt, dann schaffe ich es.“ Und tatsächlich gelang ihm der Einzug ohne größere Zitterpartie. „Mit mir hat keiner gerechnet. Das bestätigt meine Arbeit“, sagt Heinisch stolz.

Er will für Sport der Hauptansprechpartner sein

Im Landtag fühlte sich der Kontaktfreudige sogleich wohl. Am meisten getroffen hat er sich bisher mit den Kolleg*innen aus der Oberpfalz. Probleme gab es für den sehr offen wirkenden Abgeordneten bisher mit niemandem – auch nicht mit Mitgliedern der AfD-Fraktion, wie er versichert. „Aktuell passt alles.“

Heinisch, der Mitglied im Ausschuss für Fragen des öffentlichen Dienstes und im Ausschuss für Kommunale Fragen, Innere Sicherheit und Sport ist, hat im Landtag einiges vor. Er ist sportpolitischer Sprecher seiner Fraktion und will nicht lockerlassen, bei der Staatsregierung seine Anliegen vorzubringen. „Ich weiß, wo der Schuh drückt“, sagt er. Und er ist auch gewillt, das direkt anzusprechen.

Er möchte im Landtag der Hauptansprechpartner für bayerische Vereine werden. Die Beantragung von Fördermitteln will er erleichtern, den Amateurvereinen bei der Digitalisierung unter die Arme greifen, den E-Sport voranbringen und die Sichtbarkeit des Sports jenseits des Fußballs vergrößern. „Es gibt so viele schöne Sportarten, in denen extreme Leistung gebracht wird“, sagt Heinisch. „Auch der ganze Frauensport gehört viel mehr geschätzt.“ Für Integration und Inklusion müsse auch mehr getan werden.

Wichtig ist für ihn auch der Schulsport. „Der Sportunterricht sollte nie ausfallen und darf nicht gekürzt werden. Dabei kann man sich auch für die anderen Fächer wieder motivieren.“ Ihm selbst sei es damals auch so gegangen, sagt Heinisch. Er war kein guter Schüler, über gute Leistungen im Sport holte er sich seine Bestätigung.

Die ersten Kennenlerntermine mit Sportverbänden und -vereinen hat er schon absolviert, weitere sollen folgen. Und das möglichst immer persönlich. Heinisch fährt auch schon mal für ein halbstündiges Gespräch 100 Kilometer weit, damit er es persönlich führen kann – und nicht per Videostream oder als Nachricht. „Auch wenn ich da altmodisch bin, aber das ist mir wichtig. Sonst funktioniert Kommunikation nicht.“

Bei so viel Engagement für den Sport auch in der Freizeit bleibt nicht viel Zeit für etwas anderes. Heinischs Frau hat dafür aber Verständnis. Sie ist selbst sportbegeistert. Sie läuft sogar täglich – während ihr Mann es immerhin auf drei Läufe pro Woche bringt. „Als aktiver Fußballer bin ich nicht so gerne gelaufen“, bekennt er. 

Die Weihnachtspause werde er nach einem anstrengenden Jahr schon genießen, versichert Heinisch. „Aber ich kann nicht ruhig sitzen bleiben, ich habe zu viel Power.“ Für das nächste Benefizspiel von Global United am 2. Januar muss auch noch einiges organisiert werden. Ganz klar: „Der Ball muss immer rollen.“ (Thorsten Stark)
 

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