„Ich erteile jetzt das Wort der FDP-Fraktion – also mir selbst!“ Der Liberale Sebastian Körber gehört zu den Menschen, die sich auch mal selbst auf die Schippe nehmen können. Dazu gehört für ihn der offensive Umgang mit der Tatsache, dass die FDP als kleinste Fraktion in den Landtagsausschüssen nur jeweils einen Abgeordneten stellt. Wenn der dann wie Körber auch noch dessen Vorsitzender ist – in diesem Fall im Bau- und Verkehrsausschuss –, kann man sich schon mal etwas unkonventionell selbst aufrufen.
Für Körber ist der Status der FDP als Mini-Fraktion aber ein persönlicher Glücksfall. Er wäre sonst wohl nicht Ausschusschef geworden. Bei der Verteilung der Vorsitze nach dem Zugriffsverfahren gemäß der Fraktionsgröße ist der Bereich Bauen, Wohnen und Verkehr am Ende übrig geblieben, zu unattraktiv erschien das Gremium den anderen Fraktionen. Körber ist sozusagen über die Resterampe in seinen Traumjob gelangt, denn vor allem die Themen Bauen und Wohnen begleiten den 38-jährigen Oberfranken schon sein gesamtes berufliches und politisches Leben. „Wenn man den ganzen Tag das machen kann, was einem Spaß macht, dann ist es das Beste, was einem passieren kann“, schwärmt Körber.
Beruflich hat sich Körber eine spannende Mischung zusammengestellt. Nach dem Architekturstudium in München machte er sich als Architekt sowie Immobilienberater und -makler selbstständig. Er sieht in dieser Kombination die Zukunft, denn Kunden seien in einem immer komplexer werdenden Immobilienumfeld zunehmend am Gesamtpaket der sich darum rankenden Dienstleistungen interessiert. Körber wiederum versucht, seine beruflichen Erfahrungen mit der Politik zu verknüpfen. Und als Vorsitzender im Bauausschuss sieht er sich da ganz selbstbewusst in einer Schlüsselposition bei einem Thema, das die politische Agenda derzeit prägt wie lange nicht.
Rückblickend, erzählt Körber, habe sich sein Weg in die Politik schon in Schulzeiten angedeutet. Er sei schon immer ein politisch denkender Mensch gewesen, dem Debatten im Freundeskreis Spaß gemacht hätten. In die FDP habe es ihn nach dem Studium aus zwei Gründen gezogen. Das Schlüsselereignis sei der Rücktritt der damaligen FDP-Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger im Jahr 1996 gewesen. Die konnte und wollte damals die Beschlüsse der CDU/CSU-FDP-Koalition zum „Großen Lauschangriff“ nicht mittragen. „Dass eine Ministerin aus politischer Überzeugung zurücktritt, das hat mich wahnsinnig beeindruckt“, bekennt Körber. Zumal beim Thema Bürgerrechte, das auch ihn schon immer beschäftigt habe. Der zweite Grund für den Eintritt in die FDP sei die liberale Wirtschaftspolitik gewesen, die ihn als jungen Unternehmer in seinem Tun bestätigt habe.
Leutheusser-Schnarrenberger gab 2009 auch den Impuls für die Bundestagskandidatur Körbers. Eigentlich habe er nur Stadtrat im heimischen Forchheim werden wollen, doch dann sei er zufällig „zur richtigen Zeit am richtigen Ort“ gewesen. Der oberfränkische FDP-MdB Horst Friedrich zog sich aus Altersgründen zurück, als ihn die damalige FDP-Landeschefin fragte, ob er sich – gerade frisch in den FDP-Landesvorstand gewählt – dessen Nachfolge vorstellen könne. Körber konnte und wurde nach der Bundestagswahl 2009 in der schwarz-gelben Koalition baupolitischer Sprecher der FDP-Fraktion. Den damals zuständigen Minister Peter Ram-sauer (CSU) habe er immer wieder anschieben müssen, erinnert sich Körber, weil der sich viel lieber mit Verkehrsthemen beschäftigt habe.
Körbers steile Karriere fand aber ein abruptes Ende, als die FDP 2013 hochkant aus dem Bundestag flog. Es erwies sich als gute Entscheidung, sich neben der Abgeordnetentätigkeit an einer Bauträgergesellschaft beteiligt zu haben. Die Rückkehr in den Beruf klappte deshalb nahtlos. Ganz ohne Politik ging es aber auch nicht. 2014 zog Körber in den Stadtrat von Forchheim ein, wo ihm das Gremium aufgrund seiner beruflichen Erfahrungen gleich einen „Ein-Mann-Untersuchungsausschuss“ übertragen habe, wie er sagt. Es ging um die Sanierung des mittelalterlichen Rathauses der Stadt, bei der es – offenbar ausgelöst vom neuen Oberbürgermeister – zu Unregelmäßigkeiten, Verzögerungen und Mehrkosten gekommen war. Insgesamt 50 Stunden arbeitete er sich ehrenamtlich durch Akten, Pläne und Kostenschätzungen. Auf Basis seiner Ergebnisse seien weitergehende Untersuchungen eingeleitet worden, sagt Körber.
Auch Gleichstellungsfragen interessieren ihn
Der Prüfauftrag in Forchheim soll auch stilbildend für Körbers Arbeit im Landtag werden. Dessen Aufgabe sieht er vorrangig darin, „die Staatsregierung zu kontrollieren und nicht alles abzunicken“. Er habe schon erste kritische Anfragen zu Kosten im staatlichen Hochbau gestellt, berichtet Körber. „Im Bauministerium werden sie mich noch kennen- oder schätzen lernen – je nachdem.“ Dort solle man ruhig wissen, dass er genau draufschauen und sich „in Sachen reinbeißen“ könne. Mit ausweichenden oder nichts- sagenden Antworten will er sich nicht zufrieden geben. Im Zweifel werde er Berichte für die öffentliche Sitzung beantragen. Denn: „Wir Parlamentarier haben das Recht, korrekt informiert zu werden.“ Da stets am Ball zu bleiben, sei er den Kolleginnen und Kollegen im Ausschuss schuldig.
Angst vor großen Zahlen hat er keine. Sicher seien staatliche Bauvorhaben komplexer als ein privater Hausbau. „Aber letzten Endes ist es egal, ob man ein Einfamilienhaus plant oder einen neuen Stadtteil anlegt – es geht immer um Konzepte, Pläne und die Einhaltung von Kostenrahmen“, sagt Körber. Mit seiner Erfahrung in der Betreuung von Bauvorhaben im zwei- und dreistelligen Millionenbereich traut er sich das auch bei großen staatlichen Projekten zu.
Im Landtag will sich Körber neben den Bau- und Verkehrsfragen auch den Themen Gleichstellung, Generationengerechtigkeit und Pflege widmen. Dazu sieht er sich dank seines beruflichen Werdegangs auch als Interessenvertreter von Freiberuflern und Start-up-Unternehmern, die sonst nur wenig Gehör in der Politik fänden. Außerdem will Körber die FDP in der Landespolitik „wahrnehmbarer“ machen. Am nötigen Selbstbewusstsein scheint es ihm nicht zu mangeln. Und darauf, dass ihm andere das Wort erteilen, mag – und muss – er ohnehin nicht warten. (Jürgen Umlauft)
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