Landtag

Manuel Knoll (33). (Foto: Lohmann)

19.07.2024

Der Frankophile

Im Porträt: Der schwäbische CSU-Abgeordnete Manuel Knoll

Manuell Knoll (CSU) ist im schwäbischen Lauingen geboren und aufgewachsen. Dennoch gibt es wohl wenige Abgeordnete in Bayern, die französischer sind als er. Das ist aber nicht der Grund dafür, dass man ihn im Landtag meist mit blauem Anzug sieht. „Ich habe auch ein paar graue“, sagt der 33-Jährige. Die jüngste Abstimmung in Frankreich hat er mit großer Spannung verfolgt. Und war „schockiert“. Immerhin, sagt er, „die Rechtsextremen um Marine Le Pen haben nicht gewonnen“.

Wieso ist jemand, der nicht mal in der Nähe der französischen Grenze wohnt, so frankreichbegeistert? Durch seine Gemeinde. Dort pflegt man nämlich seit über 35 Jahren eine Städtepartnerschaft zu Segré im Westen Frankreichs. Knoll nahm in der 8. Klasse an einem Schüleraustausch teil. Richtig gut lief das zwar nicht. „Meine Gastfamilie wohnte in der Pampa und hatte kein gesteigertes Interesse an Ausflügen“, erinnert sich Knoll. Zudem gab es immer fettigen Fisch – den Knoll hasste und auch nicht vertrug. Dennoch entschied er sich auf Anraten seines Lehrers dafür, Französisch als Leistungskursfach zu wählen. Und so kam er via Schüleraustausch noch mal nach Frankreich. Sein Austauschpartner war ein politisch sehr interessierter Franzose. 

Tja, und dann ging’s los. Knoll absolvierte dort ein Praktikum, in der Gemeindeverwaltung. Eigentlich wollte er nach dem Abi Lehrer werden, aber damals hieß es, Lehrkräfte würden in Zukunft nicht gebraucht. Wie sich Prognosen ändern können. 2010 begann er ein deutsch-französisches Studium der Politikwissenschaft und Betriebswirtschaftslehre an der Katholischen Universität Eichstätt und am Institut d’études politiques in Rennes. 2013 folgte ein Master-Doppelstudium am Institut d’études politiques in Aix-en-Provence und der École de management. Anschließend arbeitete Knoll als Projektmanager im Bereich Lieferkettensteuerung bei einem Logistikunternehmen in Marseille, 2016 für zwei Jahre bei Siemens im elsässischen Hagenau. 

Nach dem Studium hätte Knolls Weg der Liebe wegen beinahe nach Brüssel geführt. Doch er zog zurück nach Bayern. „Es war schon toll rauszukommen, aber letztlich bin ich ein Familienmensch mit bayerischen Wurzeln.“ Mit 26 Jahren begann er als Referent beim damaligen bayerischen Bauminister und heutigen Landrat Hans Reichhart (CSU) zu arbeiten. Zu Reichhart hatte er einen guten Draht, weil dieser lange Landeschef der Jungen Union (JU) war. Der CSU war Knoll durch die kirchliche Jugendarbeit verbunden, schon als Schüler trat er in die Partei ein. 2018 wurde er Mitglied der Internationalen Kommission der JU Deutschland. „Mein politisches Sprungbrett war aber die Kommunalwahl 2020“, erzählt er. 

Zu dieser Zeit war es zum ersten Mal möglich, eigene Listenvorschläge zu machen. Also initiierte Knoll, der aus einer unpolitischen Arbeiterfamilie stammt, eine Liste mit 60 JU-Kandidat*innen mit sich als Spitzenkandidat. Bei der Aufstellung der Liste war ihm ein ausgewogenes regionales und paritätisches Verhältnis wichtig.

Kochen, singen, joggen – Knoll hat viele Hobbys

Das kam gut an, und er holte aus dem Stand drei Mandate – das reichte für die Fraktionsgröße. Dadurch ist er seit 2020 Mitglied des Dillinger Kreistags und Chef der kleinen Fraktion mit zwei Frauen. Davor gab es bei der CSU nur zwei Mandatsträger unter 35 Jahren.
Wie das bei der Partei ankam? „Das wurde von oben mitgetragen“, sagt er. Zumindest, räumt er grinsend ein, habe keiner etwas Negatives gesagt. Seit 2021 ist Knoll zusätzlich Bezirksvorsitzender der JU Schwaben und seit 2023 Vorsitzender des CSU-Kreisverbands in Dillingen. 
Vor der Wahl in den Landtag war Knoll Universitätsdozent in Eichstätt und Geschäftsführer der Kommission für Arbeitsvertragsrecht der bayerischen Diözesen.

Im Maximilianeum ergatterte er gleich einen Sitz im wichtigen Ausschuss für Staatsausgaben und Finanzfragen. Da ihm durch seine Arbeit Begriffe wie BayKiBiG, das Bayerische Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz, keine Fremdwörter waren, übertrug man Knoll im Finanzausschuss die Zuständigkeit für den Etat des Sozialministeriums. Natürlich hätte den Frankreich-Fan auch der Europaausschuss gereizt. Aber mehr Einfluss auf die Finanzierung auch von Projekten im Ausland hat man tatsächlich im Haushaltsausschuss – wo über die Gelder entschieden wird. 

Seine Mitarbeit im Haushaltsausschuss will er natürlich auch dazu nutzen, um die finanziellen Verhältnisse abseits der großen Städte zu verbessern. „Wenn man von der Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse spricht, darf man den ländlichen Raum nicht abhängen“, betont der gebürtige Lauinger. Dazu gehört für ihn beispielsweise auch, dass digitale Kleinstsupermärkte ohne Personal sonntags geöffnet haben. Damit liegt Knoll nicht unbedingt auf Fraktionslinie. „In Frankreich gibt es das bereits seit 2012“, argumentiert er. Apropos Frankreich: Natürlich war er schon bei der französischen Generalkonsulin Corinne Pereira da Silva, um verschiedene – aktuell künstlerische – Projekte voranzutreiben. 

In seiner Freizeit treibt der 33-Jährige gern und viel Sport. Wenn er nicht joggen ist, trifft man ihm im Fitnessstudio.

Bien sûr ist er seit seinen Frankreichaufenthalten auch ein begeisterter Koch und sucht die Herausforderungen in neuen Zutaten und Menüs. Sein ausgefallenstes Hobby dürfte aber das des Neujahrssängers sein. Knoll zieht am 31. Dezember singend von Haus zu Haus – eine Tradition, die jener der Nachtwächter beziehungsweise Turmsänger nachempfunden wurde. Ein recht zeitintensives Hobby, da jede Hausbewohnerin, jeder Hausbewohner einzeln angesungen werden muss. Immerhin hört es sich wohl passabel an. Knoll erklärt: „Ich war früher im Chor.“ (David Lohmann)
 

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