Wenn Michael Hofmann (CSU) in Ministerien oder städtischen Behörden anruft, hört er oft ein Stöhnen. Denn der Forchheimer ist nicht nur Abgeordneter, sondern auch seit Mitte Mai 2020 Bürgerbeauftragter der Staatsregierung. Er hilft Menschen bei Problemen mit der öffentlichen Verwaltung. Wenn Hofmann in der Leitung ist, bedeutet das also zusätzliche Arbeit. Den 48-Jährigen stört das nicht, das sei Teil des Jobs. „Inzwischen ist der Widerstand aber kleiner geworden“, sagt er und lacht. „Die Behörden haben gemerkt, dass sie ihr Leiden nur verlängern, wenn sie sich wehren.“
Der Posten des Bürgerbeauftragten wurde frei, weil sein Vorgänger, der heutige Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU), damals von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) als Staatssekretär ins Gesundheitsministerium abberufen wurde. Obwohl Hofmann ahnte, was durch Corona an Arbeit auf ihn zukommt, sagte er zu. Seitdem ist die Zahl der Eingaben erwartungsgemäß um 600 auf 2300 gestiegen – 65 Prozent davon betrafen die Pandemiemaßnahmen. Während die FDP die Beauftragten gerne abschaffen würde, zeigen die vielen Anfragen für Hofmann, wie wichtig dieser Posten ist.
Warum Söders Wahl auf Hofmann fiel? „Ich bin ein sehr hartnäckiger Mensch, wenn mich etwas stört“, sagt er. Ihn nervt es vor allem, dass in vielen Behörden noch immer der Servicegedanke fehlt und Menschen als Bittsteller*innen betrachtet werden. „In solchen Fällen kann ich sehr ärgerlich werden, egal, welchen Rang diese Person hat.“ Langfristig führe ein solches Verhalten zu Politikverdrossenheit. Hofmanns Hartnäckigkeit zahlt sich aus. Laut aktuellem Tätigkeitsbericht konnten drei Viertel der Fälle gelöst werden – 14 Prozent mehr als unter seinem Vorgänger. Und das in deutlich kürzerer Zeit.
Geboren wurde Hofmann 1974 in Forchheim. Sein Vater Walter saß bis 2003 21 Jahre lang für die CSU im Landtag. „Ich habe mich also bei jedem Abendessen mit Politik beschäftigt“, sagt der Sohn und grinst. In seiner Jugend spielte er viel Fußball und engagierte sich bei der Feuerwehr. Auf dem Gymnasium tat Hofmann sich schwer, in der Pubertät wollte er die Schule sogar abbrechen. Doch sein größerer Bruder überredete ihn zum Weitermachen. Nach dem Abitur studierte er Jura an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen und gründete mit 29 Jahren seine eigene Kanzlei.
Trotz seines prominenten Vaters war für ihn ein Eintritt in die Junge Union (JU) alles andere als selbstverständlich. „Wir hatten teilweise heiße Diskussionen zu Hause“, erinnert er sich. Erst als der JU-Ortsvorsitzende ihn ansprach, entschied er sich für eine Mitgliedschaft. 2004 zog er in den Kreisrat ein, 2009 wurde er Bezirksschatzmeister der CSU in Oberfranken und 2013 CSU-Vizekreisvorsitzender. Es gibt Abgeordnete mit steileren Karrieren. Dennoch wurde er Direktkandidat für die Landtagswahl 2013.
Hofmann macht keinen Hehl daraus, dass seine Nominierung etwas unorthodox ablief. Ursprünglich war er nur als Listenkandidat aufgestellt. Ein Posten, um den sich in der Regel niemand reißt, weil die Chance auf einen Landtagseinzug aufgrund der vielen Direktmandate der CSU nahezu aussichtslos ist. „Ich dachte, nach der Wahl bin ich wieder Kreisrat“, erzählt der Forchheimer. Doch dann zog der CSU-Direktkandidat Eduard Nöth seine Bewerbung zurück, weil er in den Strudel der Verwandtenaffäre geraten war. Hofmann pochte darauf, an seiner Stelle anzutreten. „Ansonsten wäre die Listenkandidatur ja nur noch eine Farce.“
Im Landtag sitzt Hofmann in der aktuellen Legislaturperiode im Finanzausschuss. Er hält es für unabdingbar, dass der Bürgerbeauftragte nicht nur Bindeglied der Staatsregierung, sondern zusätzlich auch Abgeordneter ist. Nur so könne er als „Seismograf und Notrufsäule“ frühzeitig die Probleme der Menschen in die politische Arbeit einbringen. Beispielsweise jetzt in der Energiekrise. „Ich habe schon früh gesagt, dass wir bei den Finanzhilfen nicht nur über Gas sprechen dürfen, sondern auch andere Brennstoffelemente wie Öl und Holzpellets nicht vernachlässigen dürfen.“
Bei der Landtagswahl 2023 tritt der 48-Jährige erneut an. Die Rückendeckung aus der Partei hat er: Hofmann wurde mit 97,7 Prozent als CSU-Direktkandidat nominiert. Allerdings ist einer seiner Konkurrenten Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler), der ihm schon bei der Wahl 2018 dicht auf den Fersen war, obwohl er damals noch kein Mitglied der Staatsregierung war. Doch Hofmann sieht es gelassen. „Ich wäre froh, wieder dem Landtag anzugehören, aber viele politische Funktionen sind auf Zeit.“ Damit müsse man sich arrangieren und dürfe nicht beleidigt sein, wenn es nicht klappt.
Sein Hobby: die Familie
Bei Hofmann klingt das nicht nach Understatement. Er sei zwar überzeugt, gute Arbeit zu leisten. „Aber wenn andere einen besseren Job machen, gönne ich ihnen das.“ Er hätte die Politik nach der ersten verlorenen Wahl zum CSU-Kreisvorsitzenden beinahe verlassen. Wieder war es sein Bruder, der ihn zum Weitermachen überredete. Sollte Hofmann es zum dritten Mal in den Landtag schaffen, legt er es nicht auf höhere Ämter an. „Ich verstehe nicht, warum die Leute neben dem Mandat immer noch zusätzliche Posten haben wollen.“ Abgesehen davon sei die Politik so schnelllebig. „Wer glaubt, etwas planen zu können, ist schief gewickelt.“
Die Bodenständigkeit hat Hofmann von seiner Frau, einer Justizfachangestellten, und den zwei Töchtern (16 und 19). „Meine Familie ist mein Rückzugsort, die mich erdet und aus der ich meine Kraft schöpfen kann“, betont er. Das Thema geht ihm nah, das zeigen viele Mitgliedschaften in Vereinen zum Thema Kinder und Familie. In seiner Kanzlei hat er Anfragen zum Familienrecht immer abgelehnt. Streitereien in diesem Bereich seien ihm einfach „zu emotional“.
So verwundert es nicht, wenn Hofmann als Hobby nur die Familie nennt. Ihm ist schon klar, dass dies langweilig klingt. Aber er brauche kein Bergsteigen oder Skifahren, um sich auszuleben, sagt er. „Meine Entspannung beziehe ich aus einer funktionierenden Familie.“ Dies als Abgeordneter zu haben, sei bei der Arbeitsbelastung nach fast zwei Legislaturperioden nicht selbstverständlich. (David Lohmann)
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