Stefan Meyers politische Karriere begann rekordverdächtig früh. Schon mit 14 Jahren trat der Vilshofener in die Junge Union ein. Wobei es ihm dabei noch weniger um die Politik als um die gesellige Seite ging. Beispielsweise fand er es toll, dass Inlineskatefahrten mit 3000 Besucherinnen und Besuchern organisiert wurden. „Aber so bin ich langsam in das politische Fahrwasser reingekommen“, erinnert er sich.
Stefan Meyer (40) hat einen prominenten Vater: Franz Meyer, der 18 Jahre für die CSU im Landtag saß, Staatssekretär im Finanzministerium war und bis 2020 zwölf Jahre lang Landrat in Passau. „Ich habe viel von ihm gelernt und bin dadurch zur Politik gekommen“, sagt er. „Aber“, fügt er angesichts der ständigen Vergleiche hinzu, „ich bin schon eine eigenständige Person.“ Allein schon wegen der gesellschaftlichen, politischen und technologischen Veränderungen in den letzten Jahren und Jahrzehnten mache er vieles anders als sein Vater.
Hat er nicht den Drang verspürt, gegen seinen Vater zu rebellieren und beispielsweise den Grünen beizutreten? „Nein“, sagt er und lacht. In seiner Jugend sei er beeindruckt gewesen vom damaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU). „Wie er sich den jungen Menschen verkauft hat“, schwärmt er. Das habe ihn bestärkt, sich bei der CSU stärker parteipolitisch zu engagieren.
Davor schloss der heute 40-Jährige aber erst seine Realschulausbildung ab. „Ich war ein schulischer Spätzünder“, erzählt er. Anschließend begann er eine Ausbildung bei der Bank. Nach seinem Wehrdienst stieg er schnell auf. 2007 wurde er Bankfachwirt, 2009 Revisor, 2012 absolvierte er ein Studium zum Bankbetriebswirt, 2019 bildete er sich zum Kreditrevisor weiter. Bis 2023 war er zehn Jahre lang Leiter der Revisionsabteilung der Raiffeisenbank Ortenburg-Kirchberg.
Den Beginn seiner politischen Karriere hat Meyer seinem Überzeugungsgeschick zu verdanken. Bei einem JU-Wettbewerb gelang es ihm, die meisten neuen Mitglieder zu werben. Dadurch wurde er bekannt und schaffte es so 2011 in den JU-Landesvorstand. 2014 wurde Meyer in den Stadtrat von Vilshofen gewählt. Für den Kreistag im Landkreis Passau kandidierte er bewusst erst im Jahr 2020. „Das wäre seltsam gewesen, wenn der eigene Vater Landrat ist.“
An den Landtag dachte Meyer damals noch nicht. Er wollte draußen bei den Leuten an der Basis sein. Aber nachdem er bei der Kreisratswahl parteiübergreifend das siebtbeste Ergebnis erzielt hatte, traute er sich 2023 die Bewerbung zu. Die Kampfkandidatur gegen den Abgeordneten Walter Taubeneder fiel ihm nicht leicht – 2018 half er ihm noch bei dessen Wahlkampf. Es sei eben Zeit für einen Generationenwechsel gewesen. „Das Verhältnis ist aber wieder gut“, versichert Meyer.
Im Maximilianeum ist Meyer zum einen Mitglied im Gesundheitsausschuss. „Das mag für einen Banker überraschend sein“, sagt er. Er fand es aber folgerichtig, da seine Heimat im Bäderdreieck Bad Füssing, Bad Griesbach und Bad Birnbach liegt. Die Bäder sind ein Riesenwirtschaftsfaktor in der Region und haben allein 2024 zwei Millionen Übernachtungsgäste angezogen.
Der berühmte Papa ist auch eine Hypothek
Im Gesundheitsausschuss ist für Meyer das wichtigste Anliegen, die Tourismusförderung von einer freiwilligen zu einer Pflichtaufgabe für die öffentliche Hand zu machen. Sonst, warnt er, könnten Kommunen bei schlechter Haushaltslage nicht in den Tourismus investieren. Darüber habe er auch schon mit Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gesprochen. „Jeder Euro, den wir in Gesundheitsprävention investieren, zahlt sich aus“, ist er überzeugt. Daher will er auch die jüngere Generation von Kur- und Heilbädern überzeugen und die Digitalisierung in diesem Bereich ausbauen.
Daneben gehört Meyer dem Wissenschaftsausschuss an. Natürlich liegt ihm die Stärkung der niederbayerischen Hochschullandschaft am Herzen. Sein Ziel ist es, die Außencampus der Fachhochschule Deggendorf und der Universität Passau auszubauen – insbesondere im Bereich digitale Sicherheit. „Durch meine Initiative haben wir dafür Mittel aus der Fraktionsreserve bereitgestellt“, freut sich der Niederbayer.
Mit Blick auf die bevorstehende Bundestagswahl fordert Meyer, das Problem der Migration und sozialen Sicherheit zu lösen. Diese Probleme seien 2015 unter Kanzlerin Angela Merkel (CDU) entstanden. Natürlich, räumt Meyer ein, brauche es aber den Zuzug von Fachkräften. Doch sei Deutschland bei der Integration, zum Beispiel bei Deutschkursen, „am Limit“. Meyer findet: Diejenigen, die nicht arbeiten wollen, müssten sanktioniert und die, die arbeiten wollen, besser gefördert werden. „Wenn wir das nicht ändern, werden wir 2029 Verhältnisse wie in Österreich haben“, sagt er angesichts der aktuellen Regierungsbildung im Nachbarland.
Meyer ist Single. Wenn er von der Politik abschalten möchte, schaut er zu Hause mit Freunden Fußball oder geht zu Spielen des FC Bayern München in die Allianz Arena. Oder er versucht, selbst Sport zu machen – seitdem er nicht mehr aktiv Fußball spielt, meistens im Fitnessstudio. Im Winter ist er begeisterter Skifahrer. Viel Zeit verbringt der Vilshofener auch bei Vereinen und Verbänden wie der Freiwilligen Feuerwehr – dort fungiert er meist als Schatzmeister. „‚Du hast doch bei der Bank gearbeitet‘, heißt es immer als Begründung“, sagt er.
Meyer freut sich auf die jetzt beginnende Faschingszeit mit den vielen Tanzbällen. „Als Kind mochte ich es nicht, aber jetzt verkleide ich mich oft und gern“, erzählt er. Welche Maskerade er heuer wählt? Das entscheidet er spontan – je nachdem, was er zu Hause hat. Ein Klassiker ist sein Anzug im bayerischen Weiß-Blau. „Manchmal verkleide ich mich auch so“, sagt er und grinst, „dass mich niemand erkennt.“ (David Lohmann)
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