Es waren zwar nur drei Jahre – nicht viel im Maßstab eines 63-jährigen Lebens. Aber die Zeit bei der unter anderem auf Geiselbefreiung und den Kampf gegen Terroristen spezialisierten Polizei-Eliteeinheit GSG 9 hat Wolfgang Hauber geprägt. „Man lernt, dass man sich auf andere absolut verlassen muss“, erinnert sich der Abgeordnete aus dem mittelfränkischen Gunzenhausen. „Wenn hinter einem ein Schuss knallt, dann muss man darauf vertrauen, dass der Kamerad hinter einem absichert“, sagt der Mann, der 40 Jahre als Polizeibeamter tätig war, zuletzt als stellvertretender Leiter der Inspektion in Treuchtlingen. Für einen angehenden Familienvater sei der lebensgefährliche Job bei der GSG 9 nicht das Richtige, befand seine damalige Freundin. Deshalb ließ sich Hauber von Bonn wieder zurück in die bayerische Heimat versetzen.
Doch der bei der Truppe verinnerlichte Kameradschaftsgeist ist ein Teil seines Lebens geworden: für andere den Kopf hinhalten – auch wenn es keine Lorbeeren bringt. Mehrmals trat Hauber für seine Freien Wähler bei den Wahlen zum Bürgermeister in Weißenburg an, ebenso bei den Landratswahlen im gleichnamigen Kreis. „Es war von vornherein klar, dass ich gegen die Amtsinhaber der CSU, die einen soliden Job gemacht haben, keine Chance habe.“ Trotzdem ackerte der FWler, „denn am Ende hat es uns dann doch einen oder auch zwei Sitze mehr im Stadtrat und im Kreistag gebracht“.
Zur Politik kam er übrigens aus Ärger. Der junge Familienvater hatte ein Haus gebaut. Die Behörden versprachen, dass später noch eine – von den Anwohner*innen mitzuzahlende – Lärmschutzwand errichtet werde. Dass dann aber die Lastwagen die Erde vom eigentlichen Bauprojekt wegkarrten, um später für teures Geld neuen Sand heranzukarren: Das konnte und wollte Hauber nicht verstehen und wurde im Rathaus vorstellig. Seinem Anliegen war zwar kein Erfolg beschieden. Aber die Freien Wähler wurden auf den damaligen Endzwanziger aufmerksam und holten ihn in ihre Reihen. Es folgte eine Karriere im Ortsverband bis hin zum Chef, ebenso der Einzug in den Stadtrat und in den Kreistag; beiden Gremien gehört der Landtagsabgeordnete noch heute an.
Nachdem Hauber 2017 sogar eine völlig aussichtslose Direktkandidatur für den Bundestag nicht scheute, war es an der Zeit für seine Partei, diesem treuen Kameraden Anerkennung zu zollen: mit der Landtagskandidatur. 2018 gelang ihm der Sprung ins Maximilianeum, als einem von nur drei Abgeordneten der FW aus dem Bezirk Mittelfranken.
Weshalb bekommt die Polizei nicht mehr Befugnisse, fragt Hauber
Da er der einzige Polizist in seiner Fraktion war, war klar, dass Hauber in den Innenausschuss geht. Darüber hinaus beackert er als Betreuungsabgeordneter auch noch ein Gebiet von vier Wahlkreisen, das halb Mittelfranken umfasst und vom südlichen Nürnberg bis an die Grenze zu Oberbayern reicht.
Dass die Polizei die technischen und personellen Möglichkeiten erhält, um Verbrechen jeglicher Art erfolgreich zu bekämpfen, ist Hauber bei der Arbeit im Innenausschuss mit das wichtigste Anliegen. Das ist er seinen alten Kamerad*innen schuldig. Er kann deshalb nicht verstehen, warum das Bundesverfassungsgericht der Polizei bei eben diesem Kampf so viele rechtliche Fesseln anlegt: „Die Kriminellen agieren im digitalen Netz, aber der Staat stellt den Datenschutz über alles.“ Obendrein werde die bald anstehende Verrentung der Babyboomer-Generation – zu der Hauber selbst gehört – in den nächsten Jahren zu einem dramatischen personellen Aderlass bei der Polizei führen. Als einer, der den Bedarf an Kräften zur effektiven Erfüllung von Aufgaben nicht nur aus dem Parlament, sondern von innen kennt, bereitet Hauber dies große Sorgen.
Aktuell nimmt die Arbeit im NSU-Untersuchungsausschuss viel seiner Zeit in Anspruch. Da werde noch einiges ans Licht kommen, ist der Weißenburger überzeugt. Als ehemaliger Elite-Polizist mit Kenntnis der Terrorismusszene ist ihm klar: Die mordende Gruppe um die nun verurteilte Beate Zschäpe müsse ein viel breiteres Netz an Unterstützenden gehabt haben, wenn sie so lange durchhalten konnte und nicht geschnappt wurde.
Wichtige, verantwortungsvolle Arbeit – mit der man jedoch bei der Wählerschaft daheim nicht so arg punkten kann; deren Leben tangiert das ja kaum. Hauber ist das bewusst. Fördermittel in die eigene Kommune zu holen ist öffentlichkeitswirksamer und gehört ohnehin zum Geschäft. In diesem Kontext hat Hauber die regionale Kultur als eine Institution ausgemacht, der es zu helfen gilt. Beispielsweise die historische Burg von Weißenburg, ein mit hohem Sanierungs- und Restaurierungsbedarf belastetes Gemäuer.
Wenn dann noch Zeit übrig bleibt, geht der geschiedene Vater von drei erwachsenen Kindern gern laufen. Bei seinem anderen Hobby, dem Schießen, müssen die anderen Vereinsmitglieder bei Wettkämpfen freilich mitunter auf Hauber verzichten. Alle Termine schafft auch der treueste Kamerad nicht. (André Paul)
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