Landtag

Stefan Ebner. (Foto: CSU)

18.10.2024

Der „Löwen“-Bändiger

Der niederbayerische CSU-Abgeordnete Stefan Ebner

Stefan Ebner ist sozusagen direkt aus der „Höhle der Löwen“ in den Landtag gewechselt. Denn bevor der heute 44-jährige Niederbayer CSU-Abgeordneter wurde, arbeitete er elf Jahre lang beim aus dem Fernsehen bekannten Startup-Investor Carsten Maschmeyer in Hannover, zuletzt als das für Kommunikation und Marketing zuständige Vorstandsmitglied der Maschmeyer Group. Eines seiner Hauptprojekte dort: die Betreuung der Firmengründer, die sich Investor Maschmeyer in der VOX-Sendung Die Höhle der Löwen angelte.

Man merkt Ebner auch mit ein paar Jahren Abstand den Stolz an, Teil dieses erfolgreichen Fernseh-Projekts gewesen zu sein, das inzwischen in der 16. Staffel läuft und in der Spitze bis zu drei Millionen Zuschauer*innen vor die Bildschirme lockt. Bei den Dreharbeiten sei er stets dabei gewesen, erzählt Ebner. Seine Aufgabe sei es gewesen, die zumeist medienunerfahrenen Firmengründer auf das Rampenlicht vorzubereiten und sie später in Sachen PR und Unternehmenskommunikation, aber auch Krisenmanagement zu beraten.

Dass Ebner überhaupt an der Seite Maschmeyers die Höhle der Löwen bespielte, ist einer frühen Entscheidung zu verdanken. Denn nach Abitur und Wehrpflicht nahm der Viechtacher erst einmal ein Studium der Zahnmedizin auf, einer Familientradition folgend. Seine Mutter führte eine Praxis, „die ich hätte übernehmen können dürfen sollen“, formuliert Ebner die seinerzeitige Erwartung, zumal schon der Opa und der Uropa Zahnärzte gewesen waren. Aber das Theoriegepauke im Medizinstudium, das habe ihm einfach nicht getaugt.

Schon nach einem Semester wechselte Ebner in die Volkswirtschaft. Er studierte in Regensburg, machte ein Auslandsjahr in den USA an der University of Colorado. Trotz der vielen Erfahrungen dort blieb er nicht länger, als er musste, das Heimweh nach dem Bayerischen Wald habe ihn enorm geplagt. Aus den USA mitgenommen hat er allerdings die Erkenntnis, dass Europa im globalen Kontext nur wahrgenommen werden könne, wenn es sich als starke Einheit präsentiert. Persönlich habe sich in ihm der in Amerika gelebte Leistungsgedanke verfestigt. „Das hat schon eine gewisse Prägung hinterlassen.“

Nach dem Diplomabschluss blieb Ebner zunächst an der Uni und machte seinen Doktor. Dann habe er aber „raus in die Wirtschaft“ gewollt, wie er sagt. Er heuerte bei Maschmeyer an. Sein erster Einsatz sei ein neu gegründetes Unternehmen in Hannover gewesen. Dort lernte er Marketing und Vertrieb von der Pike auf. „Das war sehr lehrreich und hat auch geerdet“, sagt Ebner. Er habe dort Hartnäckigkeit, Kommunikation und den Umgang mit Menschen gelernt – Fähigkeiten, die er auch heute in der Politik brauchen könne.

Nach einem Jahr wurde Ebner in die Unternehmenszentrale gerufen, wurde dort Vorstandsreferent. Es war eine harte Zeit mit durchschnittlich 70 Stunden die Woche, manchmal auch über 100. „Ich habe dort das Arbeiten gelernt“, sagt er, wobei ihm der in den USA erlebte Leistungsgedanke zupassgekommen sei. „Ich kann jedem Jungen nur raten, sich als ersten Job keinen auszusuchen, wo es gemütlich zugeht. In einem Alter, in dem man Power hat, muss man diese Power auch auf die Straße bringen.“ Gut zwei Jahre später rückte Ebner in den Vorstand des Unternehmens auf und damit auch hinein in die Höhle der Löwen.

Parallel zu Uni und Job bastelte Ebner an seiner politischen Karriere. Schon mit 16 trat er in die Junge Union (JU) ein. Mit 17 war er schon Ortsvorsitzender, mit 20 JU-Kreischef in Regen. „Politik war für mich schon immer eine Liebe“, sinniert er. Bis zum Einzug in den Landtag sollten aber noch mehr als zwei Jahrzehnte vergehen. Für Ebner stand zunächst der berufliche Werdegang im Vordergrund, er wollte sich nicht in die finanzielle Abhängigkeit von der Politik begeben, erklärt er. Er respektiere, wenn sich andere früh für eine politische Laufbahn entschieden. „Aber ich wollte nie in die Situation kommen, dass ich aus der Politik ausscheide und dann irgendwo betteln muss, dass mich einer nimmt.“ Er erzählt von zwei Angeboten, für das Bürgermeisteramt in Viechtach zu kandidieren, die er deswegen beide ablehnte. Erst 2017 bewarb sich Ebner um den Landratsposten im Landkreis Regen, er verlor knapp in der Stichwahl.

Er liebäugelte immer mit dem Wechsel in die Berufspolitik

Politische Ehrenämter bekleidete Ebner dagegen mehrere. Trotz beruflicher Pendelei zwischen Hannover, München, Berlin und San Francisco wurde er CSU-Kreisvorsitzender sowie Kreis- und Stadtrat. „Viel Fahrerei“ und ein verständnisvoller Arbeitgeber hätten das möglich gemacht. Doch er liebäugelte immer mit dem Wechsel in die Berufspolitik – und 2022 bot sich dann die Chance für den Landtag. Im Stimmkreis Regen/Freyung-Grafenau setzte sich Ebner zunächst CSU-intern gegen den Amtsinhaber Max Gibis durch. Bei der Wahl selbst holte er dann mit 34,4 Prozent das Direktmandat.

Im Landtag sitzt Ebner fachgerecht im Wirtschaftsausschuss, dazu im Petitionsausschuss. Letzterer sei nicht sein Wunsch gewesen, doch inzwischen sei er begeistert davon. Denn im Petitionsausschuss könne man Menschen bei ihren Problemen und Nöten wirklich helfen, außerdem sei die Arbeit sehr facettenreich.

Privat sieht sich Ebner als Familienmensch, der seine freie Zeit am liebsten mit seinen beiden Kindern verbringt. Von seinem Kunst-Abitur hat sich das Interesse an Ausstellungen und Museen gehalten, für sein früheres Hobby – mit Bleistift gezeichnete lebensnahe Porträts – fehlt es aber an Zeit und Übung, erklärt Ebner. Gleiches gilt für die Jagd und mit Abstrichen auch für das Skifahren. Die Politik nehme einen einfach sehr in Beschlag. Aber viel arbeiten und Leistung bringen, das ist Stefan Ebner gewohnt. Jetzt eben im Landtag und nicht mehr in der Höhle der Löwen. (Jürgen Umlauft)
 

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