Landtag

Thomas Holz. (Foto: Tobias Koch)

31.10.2024

Der Naturmensch

Im Porträt: Der oberbayerische CSU-Abgeordnete Thomas Holz (48)

Garmisch-Partenkirchen, Bad Tölz, Kochel am See ... Der Stimmkreis des CSU-Abgeordneten Thomas Holz umfasst einige der bezauberndsten Urlaubsregionen Bayerns. Kein Wunder, dass ihn die CSU-Fraktion nach seiner Wahl in den Landtag vor einem Jahr zum tourismuspolitischen Sprecher kürte. Eine Rolle hat dabei gewiss auch die Tatsache gespielt, dass Holz in seiner Heimatgemeinde Kochel 16 Jahre lang als Bürgermeister fungierte, die Herausforderungen dort also aus dem Effeff kennt.

Natürlich ist Holz der Auffassung, dass man für den Tourismus inklusive Gastronomie viel mehr tun müsse. Auch weil bayerische Urlaubsregionen in Konkurrenz zu denen in Österreich und Südtirol stehen. Wenn der Tourismus läuft, bringe das „Wohlstand für unser ganzes Land“, sagte Holz kürzlich in einer Aktuellen Stunde des Landtags. Er rechnet vor, dass 7 Prozent der Erwerbstätigen in Bayern im Bereich Tourismus und Gastronomie arbeiten. Gefordert seien Tourismusverbände, die Hotellerie und die Kommunen – aber auch Bund und Land. Die derzeit diskutierte Einführung einer Bettensteuer in Bayern hält er für fatal. „Diese Steuer ist unsinnig“, stöhnt Holz.
Für die Kommunen wäre es eine zusätzliche Einnahmequelle, die Übernachtungsbetriebe indes fürchten, dass die Leute wegen immer neuer Kostensteigerungen wegbleiben. Denn bereits die Zurücknahme der Mehrwertsteuersenkung für die Gastronomie hat dazu geführt, dass die kleinen Freuden des Alltags wie Verreisen samt Essengehen für viele zu teuer geworden sind. Holz hat beobachtet: „Wer noch essen geht, spart dann eben oft bei Getränken oder lässt Vorspeise und Dessert weg.“

Und dann kam ein Anruf: "Du musst als Bürgermeister kandidieren!"


In die Politik kam er eher zufällig. Noch als Schüler hatte er begonnen, journalistisch zu arbeiten. Mit 18 übernahm der passionierte Bergwanderer die Pressearbeit der Bergwacht Kochel. Nebenbei war er als freier Mitarbeiter beim Tölzer Kurier tätig, berichtete häufig aus Gemeinderatssitzungen und hatte deshalb gute Kontakte zur Lokalpolitik. Politisch interessiert war er eh, auch fühlte er sich wegen der CSU-Mitgliedschaft seines Vaters bei den Christsozialen zu Hause.

Im Jahr 2006 erhielt der damals 30-jährige Holz einen Anruf, ein CSUler war dran. Dieser habe ihm mitgeteilt, dass der amtierende Bürgermeister der 4000-Seelen-Gemeinde Kochel, Werner Englert, nicht mehr kandidieren werde. Holz erzählt:. „Ich dachte, ich soll drüber berichten.“ Doch darum ging es nicht. Sein Gesprächspartner schlug vor: „Du sollst es machen!“ Also als Bürgermeister kandidieren.
Holz lebte und arbeitete damals in München, wo er nach seinem Jurastudium als Rechtsanwalt für die Arbeitsgemeinschaft kommunale und kirchliche Altersversorgung tätig war. Alles aufgeben und Bürgermeister werden? „Mein Wunsch war das eigentlich nicht“, bekennt er. Und sagte trotzdem ja. Der Grund: Er wollte etwas bewirken.

„Man soll nicht nur schimpfen,“ findet Holz, „sondern auch anpacken, wenn man etwas ändern will.“ 2007 stach er drei Mitbewerber aus und wurde im ersten Wahlgang zum jüngsten Bürgermeister Südbayerns gewählt.

Weil er damals noch keine Familie hatte, konnte er sich voll in den Job reinhängen. Feste Bürozeiten, damit war es nun vorbei. Das Bürgermeisteramt, betont er, „muss man mit Leib und Seele machen.“ Zu den Projekten, auf die er stolz ist, zählt die Rettung der beliebten Therme Trimini. Das Erlebnisbad hatte wie viele Bäder ein massives Defizit angehäuft. Dem neugewählten Bürgermeister war es über ein Public Private Partnership innerhalb von zehn Jahren gelungen, das Bad zu sanieren und zu erweitern – und somit zu erhalten.

Die Politik ist fürs Familienleben nicht gerade förderlich


Im Jahr 2015 heiratete Holz, das Paar bekam zwei Kinder. Der CSU-Mann stellte fest: Gar nicht so leicht, Politik und Familie unter einen Hut zu kriegen. „Das Amt fordert einen sehr“, sagt er. „Das klassische Familienwochenende gibt es nicht.“ Dass er im Jahr 2014 auch noch zum stellvertretenden Landrat gewählt worden war, machte die Sache nicht leichter. Seine Ehe zerbrach.

Mit dem Landtagsmandat ergab sich dann die Chance, beruflich etwas Neues zu machen. Die Kreisvorstandschaft im Stimmkreis war auf der Suche nach einem Nachfolger für den Abgeordneten Martin Bachhuber, der nicht mehr kandidierte. „Die Wahl fiel auf mich“, erzählt Holz – einen erfolgreichen Bürgermeister kann man auch im Landtag gut brauchen. Seine kommunalpolitische Expertise bringt Holz nun im Innenausschuss ein, das war sein Wunsch.


Stoiber, der Aktenfresser: sein großes Vorbild


Er ist außerdem Mitglied im Umweltausschuss. Natur- und Umweltschutz, das liege ihm immer schon am Herzen, erklärt er, nennt sich einen „Naturmenschen“. Dazu gehört für ihn auch das Jagen. Fünf- bis sechsmal pro Monat steht er in aller Herrgottsfrühe auf, um auf die Jagd zu gehen. Was ist so schön dran, auf niedliche Rehe und stattliche Hirsche zu schießen? „Wenn wir nicht eingreifen würden, hätten wir keinen Wald mehr“, antwortet Holz.

Das erlegte Wild bereitet er selbst zu. Zu seinen Spezialitäten zählt Rehbolognese. Dazu gibt’s Dinkelspaghetti.

Verglichen mit dem Bürgermeisterjob sei die Arbeit im Landtag „sehr anders“, hat er festgestellt. Ungewohnt sei zum Beispiel, „dass ich jetzt dabei bin, wenn andere die Sitzung leiten“. Überhaupt, die Sitzungen – im Landtag kann das schon mal dauern. Anders als im ergebnisorientierten Gemeinderat, wo man meist schneller zu Lösungen kommt. Geduld sei nicht seine Stärke, gibt Holz zu. Was ihm wichtig ist: sich auszukennen. Das bedeutet auch, Arbeitsunterlagen gründlich zu lesen. Nicht umsonst ist der leidenschaftliche Aktenfresser Edmund Stoiber sein großes Vorbild. „Ich finde ihn toll“, gesteht Holz, schwärmt von Stoibers „Tatkraft“. Die beiden kennen sich gut, Holz ist Stoibers Nachnachfolger im Stimmkreis Bad-Tölz – Wolfratshausen.

Im Unterschied zu Stoiber leistet er sich Hobbys. Neben der Jagd und dem Bergwandern zählt der Besuch im Fitnessstudio dazu. Drei- bis viermal pro Woche trainiert er im landtagseigenen Studio, davon jeweils 30 Minuten Ausdauer. Kein schlechter Ausgleich zu den ausufernden Parlamentssitzungen plus dazugehöriger Arbeitsessen.

(Waltraud Taschner)

 

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