Landtag

Felix Locke am Rednerpult des Landtags. (Foto: Julia Hacker)

08.12.2023

Der Organisator

Im Porträt: Felix Locke, Parlamentarischer Geschäftsführer der Freie-Wähler-Fraktion

Tanja Schweiger, Florian Streibl, Fabian Mehring: Sie alle waren Parlamentarische Geschäftsführer der Freie-Wähler-Fraktion im Landtag. Und haben heute einflussreiche Posten. Schweiger fungiert als Landrätin von Regensburg, Streibl ist Fraktionschef im Landtag und Mehring Digitalminister.

Zumindest bei den FW hat sich der Job des Parlamentarischen Geschäftsführers bislang ausnahmslos als Karriereturbo erwiesen. Da war es natürlich spannend, wen die Fraktion diesmal auswählen würde.

Tatsächlich hat sich der Neue – Felix Locke – FW-intern bereits einige Meriten erworben. Auf dem wenig prestigeträchtigen Posten des stellvertretenden Generalsekretärs war der 35-jährige Franke zuständig für die Organisation des Landtagswahlkampfs. Generalsekretärin Susann Enders verschickte Pressemitteilungen, Locke werkelte hinter den Kulissen – so in etwa lief die Arbeitsteilung. Fraktionschef Florian Streibl lobt, Lockes „strukturiertes Arbeiten“ während des Wahlkampfs und dessen Moderation von Parteitagen sei ihm „sehr positiv aufgefallen“.

Abgesehen davon, dass die FW dank Hubert Aiwanger vor der Wahl einen ziemlich guten Lauf hatten, muss Locke einiges richtig gemacht haben. „Strukturieren und organisieren“, sagt er, „zählen zu meinen Stärken.“ Und genau darum geht’s ja auch in seinem Job als Parlamentarischer Geschäftsführer: dafür zu sorgen, dass der Laden läuft, Landtagssitzungen gut vorbereitet werden, im Plenum die richtigen Leute im richtigen Moment reden beziehungsweise – im Fall von Abstimmungen etwa – überhaupt anwesend sind.

Mathe-Leistungskurs und Wirtschaftsstudium

In der Schule zählte Locke zu den wenigen Schlaubergern, die Mathe als Leistungskurs wählten, danach studierte er in Erlangen Wirtschaftswissenschaften. Und trat anschließend im Alter von 25 Jahren in den elterlichen Elektromotorenbetrieb ein. Parallel dazu gründete er ein Start-up für die Entwicklung von E-Motoren in Luft- und Raumfahrt. Allzu lang ging das nicht gut, der ambitionierte junge Mann hatte einige neue Ideen, die er nicht umsetzen konnte – weshalb er den Familienbetrieb samt dem damit verbundenen Start-up verließ. Daraufhin wechselte Locke als IT-Projektleiter und Prokurist zu einer Versicherung. Er betont: „Ich mache gern Sachen, von denen ich überzeugt bin.“

Dann aber richtig. In den vergangenen Monaten hatte er praktisch keine Freizeit. Seine Frau Jana und die beiden Kinder Ida (7) und Leo (3) sahen ihn wegen der Doppelbelastung Job und Wahlkampf nur sporadisch. Wobei Locke nicht von „Belastung“ spricht. Sondern von „Bereicherung“. Die Tatsache, dass seine Frau derzeit eine Ausbildung zur Krankenpflegerin absolviert, macht die Sache gewiss nicht leichter.

Im Wahlkampf hat er geackert, um den FW ein gutes Ergebnis zu sichern. Doch ob er selbst in den Landtag einziehen würde, das war bis zuletzt unklar. Am Ende sicherten ihm dann 700 Stimmen das ersehnte Mandat.

Sein Motto: Love it, change it or leave it

Er wurde mit offenen Armen empfangen. Es war klar, dass er als erfolgreicher Wahlkampfleiter eine herausgehobene Funktion in der Fraktion erhalten würde. Da traf es sich natürlich gut, dass Fabian Mehring als Ressortchef ins Digitalministerium einziehen durfte. Vom Organisator der Partei zum Organisator der Fraktion – das passte perfekt. „Luck is, when opportunity meets preparation“, pflegte das CSU-Multitalent Erwin Huber in solchen Fällen zu sagen.

Bereits als Schüler wusste Locke, dass er etwas bewegen will. Das fiel auch anderen auf. Locke wurde zum Klassensprecher und zum Schülersprecher am Gymnasium gewählt. Auf eine politische Karriere, erzählt er, „war ich aber nie aus“. Es gab auch keine Partei, die er gut fand. Deshalb landete er vor zehn Jahren bei den Freien Wählern – weil die eben keine klassische Partei mit den üblichen Machtstrukturen waren. Ja, räumt Locke ein, Hubert Aiwanger ist ein starker Parteichef. „Aber er sagt nicht einzelnen Ortsgruppen, was sie tun sollen.“ An der CSU nervt ihn: „das hierarchische Gehabe“.

Locke entdeckte die Kommunalpolitik, wurde Stadtrat in Lauf an der Pegnitz; noch bis Jahresende fungiert er dort als Fraktionsvorsitzender. Außerdem engagierte er sich bei den Jungen Freien Wählern, deren Bundesvorsitzender er 2020 wurde.

Sein Alptraum: Ergebnislose Marathonsitzungen. Leider gibt's das in der Politik häufig

An der Kommunalpolitik gefällt ihm das „themenbezogene Arbeiten“. Ihn beschäftigt hauptsächlich das Problem Wohnungsnot – ein großes Thema in den Kommunen wie auch im Landtag. Locke findet: „In einem Wohlstandsland sollte sich jeder ein Eigenheim leisten können.“ Ideen, wie man das erreichen kann, hat er durchaus, neu sind sie nicht: auf kommunaler Ebene dafür sorgen, dass Bauland entsteht, indem man beispielsweise Abstandsregeln ändert oder landwirtschaftliche Flächen umwidmet. Oder finanzielle Anreize schaffen: Baukindergeld und andere staatliche Förderungen. Locke sagt: „Ich bin voller Tatendrang.“ Sein Motto: „Love it, change it or leave it.“

Als Gymnasiast war Locke ein Jahr in den USA, mit der dort verbreiteten Machermentalität kam er gut klar. Zuletzt war er im Jahr 2018 in den Vereinigten Staaten. Reisen und andere Freizeitvergnügungen hat er seit der Familiengründung und im Zuge seiner politischen Aktivitäten stark eingeschränkt. Oder komplett gestoppt. Das Basketballspielen zum Beispiel. Jahrelang war er aktiver Spieler und auch Schiedsrichter, inzwischen beschränkt sich sein sportlicher Eifer aufs Zuschauen, gern auch beim Fußball. Das gut ausgestattete Fitnessstudio des Landtags kennt er bislang nur vom Hörensagen.

Gefrustet wirkt Locke deshalb nicht. Nur eines setzt ihm in der Politik zu: lang dauernde Sitzungen, die zu nix führen. Das sei „verschwendete Lebenszeit“, stöhnt Locke. Da, so steht zu befürchten, wird die nächsten Jahre einiges zusammenkommen.
(Waltraud Taschner)

 

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