Landtag

Martin Huber.

01.04.2022

Der Pfiffige

Im Porträt: Martin Huber (CSU), stellvertretender Vorsitzender des Europaausschusses

Mit 16 Jahren schon in der Jungen Union, noch während des Politikstudiums Werkstudent bei der CSU, danach gleich Mitarbeiter der CSU-Landesleitung, persönlicher Referent des Parteivorsitzenden, ab 2013 Landtagsabgeordneter ... puh, immer nur CSU, kann das gut gehen? Ein paar Vorbehalte hat man schon vor dem geplanten Treffen mit einem, der nur CSU-Jobs hatte, mit Ausnahme eines Jahres, das er in der Öffentlichkeitsarbeit eines Privatunternehmens verbrachte.

Tatsächlich trifft man dann auf einen, der keineswegs dem Klischee des engstirnigen Parteisoldaten entspricht. Martin Huber (44), stellvertretender Vorsitzender des Europaausschusses im Landtag, wirkt offen, entspannt und heiter. Humor, sagt er über sich selbst, sei seine beste Eigenschaft. Es kommen noch ein paar andere Vorzüge dazu. Sonst hätte der damalige Parteivorsitzende Erwin Huber im für die CSU schwierigen Jahr 2008 den Namensvetter nicht zu seinem persönlichen Referenten erkoren. Noch heute ist Erwin Huber voll des Lobes über seinen Ex-Referenten: „Ein sehr begabter junger Politiker“, schwärmt er. Ausgewählt habe er ihn damals, weil er ihn für „gewinnend, gescheit und argumentativ stark“ hielt. Außerdem gefiel ihm, dass der junge Mann zwar ein überzeugter CSUler war – aber ohne Schaum vorm Mund. „Er hat keinen aggressiven Ansatz“, sagt Erwin Huber.

Nach Erwin Hubers Rücktritt blieb Martin Huber persönlicher Referent des Parteivorsitzenden. Der hieß ab Herbst 2008 Horst Seehofer und fungierte nach dem schlechten CSU-Ergebnis bei der Landtagswahl 2008 zudem als Ministerpräsident. Fünf Jahre war Huber einer der engsten Mitarbeiter Seehofers, bis er dann 2013 selbst für den Landtag kandidierte und über die Liste ins Maximilianeum einzog. 2018 ergatterte Huber das Direktmandat für den Stimmkreis Altötting.

Funkstille mit Seehofer

Ob er noch Kontakt hat zu seinem langjährigen Chef Seehofer? Huber verneint.

Eine andere Partei als die CSU, sagt Huber, sei nie infrage gekommen für ihn. Dabei stammt er aus der SPD-Hochburg Töging. Über die dortige SPD kommt ihm kein schlechtes Wort über die Lippen, schlimme Fehler der Sozis in seiner Heimat fallen ihm nicht ein.

Im Landtag ist Huber zuständig für Umwelt- und Europathemen, sitzt in den dafür zuständigen Ausschüssen. Im Europaausschuss firmiert er seit dem Rücktritt seines Parteikollegen Franz Rieger als Vizechef. Groß von sich reden machte er bislang nicht.

Allerdings fehle ihm dafür auch die Bühne. Sein Steckenpferd Umweltpolitik hätte Huber, wie es heißt, gern in verantwortlicherer Position gepflegt. Auf Parteiebene fungiert als Vorsitzender des Arbeitskreises Umwelt. Da hätte es sich gut gefügt, wenn er auch im Landtag an verantwortlicher Stelle für Umweltthemen zuständig wäre. Doch bei der Wahl zum Chef des Fraktions-Umweltarbeitskreises einigten sich die Abgeordneten auf den Schwaben Eric Beißwenger, der in dieser Funktion auch Vizevorsitzender des Umweltausschusses im Landtag ist.

In den Fokus der Öffentlichkeit rückte Huber vor einigen Wochen, als Markus Söder ankündigte, ein neues CSU-Grundsatzprogramm erarbeiten zu lassen – von „pfiffigen jungen Leuten“. Einer der Pfiffigen ist Martin Huber, der andere sein Fraktionskollege Gerhard Hopp (41), der sich neben seiner Abgeordnetentätigkeit als Krimiautor hervortut.

Söder rühmt ihn als Teil eines „pfiffigen“ Duos

Ein Jahr haben die beiden Zeit, das neue Programm zu erarbeiten, das im Frühjahr 2023, rechtzeitig vor der Landtagswahl im Herbst, präsentiert werden soll. Ihm persönlich sei wichtig, herauszustellen, dass die CSU „die einzige Partei ist, die verbindet“, erklärt Huber seine Zielsetzung beim neuen Grundsatzprogramm. Ein ehrgeiziger Plan. Immerhin ist der Parteivorsitzende Söder in der Vergangenheit eher als Polarisierer aufgefallen denn als derjenige, der divergierende Meinungen zusammenführt. Zudem gehen die Meinungen darüber auseinander, welche Bedeutung Grundsatzprogramme haben und ob ein tolles neues Programm das Ruder für die CSU herumreißen kann – zurzeit sind die Umfragewerte verheerend.

So oder so: Mit dieser Aufgabe kann sich Martin Huber einen Namen machen. Karriereschädlich ist der Job in keinem Fall. Außerdem kann er hier auch seine umweltpolitischen Überzeugungen einfließen lassen. Zum Beispiel liegt ihm viel am Ausbau der Wasserstofftechnologie.

Auch privat gibt er sich umweltbewusst, heizt sein Zuhause mit Solarthermie und Pellets, fährt Fahrrad und hat sich ein E-Auto bestellt. Er räumt ein: Auch im Bereich Elektrofahrzeuge geht noch nicht alles super ökologisch zu. Er fordert deshalb, in Bayern eine Recycling-Industrie für E-Batterien aufzubauen.

Seine Frau, eine Steuerberaterin, hat Huber – natürlich – bei der CSU kennengelernt. Die beiden haben eine neun Wochen alte Tochter. Der begeisterte Papa liebt es, der Kleinen vorzusingen.
In seiner Freizeit treibt Huber gern Sport, geht joggen oder Ski fahren. Und er kocht gern. Am liebsten zusammen mit seiner Frau. Huber gerät ins Schwärmen, wenn er von seinem Hightech-Herd berichtet, der Doraden oder Lachs tadellos auf den Punkt gart.

Unterhaltung darf für ihn gern humorvoll sein. Zu seinen Lieblingsfilmen zählt Das Leben des Brian, auch Kabarett hat er gern, die Auftritte von Django Asül zum Beispiel.

Zum Megathema Corona äußert sich Huber sachlich-entspannt. Die jetzt beschlossenen Lockerungen findet er richtig und freut sich darüber, endlich mal wieder Menschen live zu treffen. Digitale Gespräche seien halt auf Dauer „schwierig“, stöhnt er. Die umstrittene Impfpflicht, von Markus Söder bislang vehement eingefordert, hält Martin Huber für „derzeit nicht geboten“. Grund: die Omikron-Variante, die leichtere Verläufe zeigt, sowie die in Deutschland recht hohe Impfquote von 75 Prozent. „Sehr viele sind schon geimpft“, betont Huber. Und freiwillige Lösungen seien eh „immer besser“.

Das klingt in der Tat wohltuend anders als die nicht sehr verbindende Parole von der „Pandemie der Ungeimpften“. (Waltraud Taschner)

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