Beim zweiten Anlauf funktioniert manches häufig besser – auch eine Karriere in der Politik. Manfred Eibl, seit 2018 Landtagsabgeordneter der Freien Wähler, ist dafür ein gutes Beispiel. Im Jahr 1990 zog der damals 30-Jährige erstmals in den Gemeinderat seines Heimatorts Perlesreut im Landkreis Freyung-Grafenau ein, damals noch für die Fraktion der Jungen Union, die bei der Kommunalwahl unabhängig von der Mutterpartei CSU kandidierte, um mögliche Neigungen der Bürger*innen zur lokalen Politkonkurrenz gleich im Vorfeld zu marginalisieren.
Doch mit seiner politischen Heimat war Manfred Eibl (59), der es bei der JU zum stellvertretenden Kreischef geschafft hatte, nicht wirklich glücklich. „Zu bürokratisch“ habe der damalige christsoziale Bürgermeister agiert, sagt Eibl. Aus seiner Sicht muss Politik eher einen „pragmatischen Ansatz“ verfolgen – „nicht so über die Köpfe der Menschen hinweg“. Also zog er 1996, am Ende der Legislaturperiode, die Reißleine und verließ das Kommunalparlament.
Dafür nahm die berufliche Karriere des gelernten Maschinenbauers Fahrt auf. In der Entwicklungsabteilung von BMW in München, wo er drei Jahre tätig war, winkte langfristig eine Führungsposition. „Aber dafür hätten meine Familie und ich in die Landeshauptstadt umziehen müssen. Und das habe ich nicht übers Herz gebracht. Ich hänge sehr an meinem Bayerwald“, gesteht der 59-Jährige. „Das ist typisch für unseren Menschenschlag, dafür nehmen wir auch gern einige materielle Nachteile in Kauf.“
München ist heute nur noch Arbeitsort, aber nicht mehr. Noch immer wohnt Manfred Eibl mit seiner Frau in seinem Geburtsort. Die beiden Kinder haben in nicht allzu großer räumlicher Entfernung vom Elternhaus die Pädagogen-Laufbahn eingeschlagen.
Der knapp 3000 Einwohner zählende Ort, der auch Sitz der gleichnamigen Verwaltungsgemeinschaft ist, gilt übrigens als heimliche Hauptstadt der Schmalzler – einer Leidenschaft, der auch Manfred Eibl gern frönt. Gleich mehrmals greift er während des Gesprächs zu seiner Schnupftabakdose. Außerdem befindet sich in Perlesreut die letzte noch aktive Zigarrenmanufaktur Bayerns. „Ab und an mal ein Zigarillo, das ist eine feine Sache“, schwärmt der Abgeordnete.
Sechs Jahre nach dem vorläufigen politischen Rückzug, 2002, ging es dann politisch richtig los: Eibl kandidierte für eine örtliche Wählervereinigung gegen den CSU-Amtsinhaber um den Posten des Bürgermeisters: „ein Jugendtraum von mir“, wie er schmunzelnd gesteht. Es gelang ihm, den CSUler aus dem Amt zu jagen, „ganz ohne großen Wahlkampf“. Zweimal – 2008 und 2014 – wurde Eibl mit Traumergebnissen von mehr als 90 Prozent in seinem Amt als Gemeindeoberhaupt bestätigt, die CSU verzichtete sogar darauf, einen Gegenkandidaten aufzustellen.
Im Verlauf der dritten Amtszeit, im Jahr 2018, winkte dann eine neue Herausforderung: Alexander Muthmann, der bis dahin für die FW als Abgeordneter aus dem Landkreis Freyung-Grafenau im Landtag saß, hatte sich mit seiner Partei überworfen und war zur FDP gewechselt. Die Freien Wähler suchten nach einem neuen Kandidaten und wurden bei Manfred Eibl fündig.
Auch die Opposition im Landtag schätzt ihn
Der langjährige Bürgermeister war zuvor in der Bayerwald-Region vor allem mit seinem Einsatz für die interkommunale Zusammenarbeit positiv aufgefallen – heute ein Schlagwort in allen Landesteilen, damals aber noch ein Modell in den Kinderschuhen. Das Kirchturmdenken vieler Kollegen habe ihn gestört, erzählt Eibl. 2005 entwickelte er den nach seinen Worten ersten Interkommunalen Verbund in Bayern. Heute gehören der Vereinigung Ilzer Land zwölf Kommunen aus den Landkreisen Freyung-Grafenau und Passau mit insgesamt 37 000 Einwohnern an.
Ganz vorn auf der Agenda steht beim Ilzer Land der Ausbau und die Verbesserung der kommunalen Daseinsvorsorge und da wiederum der öffentliche Personennahverkehr. Speziell an dem Thema Mobilität, davon ist der Ex-Bürgermeister überzeugt, wird sich künftig die Überlebenschance des ländlichen Raumes entscheiden.
2008 folgte, auch auf Eibls maßgebliches Betreiben, das erste interkommunale Gewerbegebiet im Freistaat. Ganz abgebrochen hat er die Verbindung zur Kommunalpolitik auch nach dem Wechsel in den Landtag nicht; im Kreistag von Freyung-Grafenau wirkt er weiterhin als Fraktionschef der Freien Wähler. Ein kleiner Wermutstropfen dürfte freilich sein, dass in Perlesreut nun nach 18 Jahren wieder die CSU den Bürgermeister stellt. „Der Bayerwald war damals die wirtschaftlich schwächste Region im ganzen Freistaat und mein Heimatkreis wiederum der ärmste“, erinnert sich der langjährige Kommunalpolitiker an den Beginn der 2000er-Jahre. Inzwischen boomt der äußerste Osten des Freistaats zwar, aber Eibl treibt die Angst um, dass seine Heimat gerade durch Corona wieder abrutschen könnte. Im nahen Österreich sei man beim Aufheben der diversen Beschränkungen nämlich deutlich großzügiger als im Freistaat, Für Eibl ein klarer Wettbewerbsnachteil der hiesigen mittelständischen Wirtschaft. Da will Manfred Eibl unbedingt gegensteuern, was er im Wirtschaftsausschuss des Landtags versucht.
Außerdem fungiert Eibl als stellvertretender Vorsitzender des Bau- und Verkehrsausschusses. Trotz der vergleichsweise kurzen Zeit hat er sich in dem Gremium Meriten erworben. Eibl habe „immer den ländlichen Raum im Blick und ergänzt diese Perspektive stets sehr konstruktiv und plausibel“, lobt der Ausschussvorsitzende Sebastian Körber (FDP), selbst im urbanen Umfeld daheim. Und SPD-Vertreterin Natascha Kohnen schätzt ihren Kollegen „als angenehmen Gesprächspartner, der sich nicht im Ton vergreift und auch die Opposition durchaus respektiert“.
Kollegialität und ein ausgeprägter Sinn fürs Gemeinwohl – diese im Bürgermeisteramt erworbenen Fähigkeiten kommen Eibl also auch im Landtag zugute. (André Paul)
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