Landtag

Josef Lausch im Landtag. (Foto: loh)

21.03.2025

Der Schuhplattler

Im Porträt: Josef Lausch, energiepolitischer Sprecher der Freien Wähler

Der Landtagsabgeordnete Josef Lausch aus Rosenheim ist weltberühmt – auch wenn ihn wohl nur die wenigsten namentlich kennen. Über eine Milliarde Menschen haben ihn 2006 gesehen, als er mit 180 Burschen und 90 Mädels beim Eröffnungsspiel der Fußball-WM die Welt in die Kunst des Schuhplattelns einführte. „Es war ein tolles Gefühl, neben den Fußballlegenden Sepp Maier und Franz Beckenbauer zu stehen“, erinnert sich der 54-Jährige. Davon werde er noch seinen Enkelkindern erzählen.

Es ist eines der wenigen Themen, das dem Oberbayern ein Lächeln aufs Gesicht zaubert. Einen Tag nach der Schulden-Kehrtwende seiner Freie-Wähler-Fraktion wirkt Lausch genervt. Ohne die Zustimmung Bayerns hätte das Schuldenpaket der nächsten Bundesregierung im Bundesrat wohl nicht verabschiedet werden können. „Ich hätte mir ein anderes Ergebnis gewünscht“, sagt Lausch offen. Er sorgt sich, dass seine Fraktion jetzt für die gebrochenen Wahlversprechen von CSU und CDU mitverantwortlich gemacht wird – darauf, glaubt er, deuteten erste Parteiaustritte hin. „Die Konsequenz wäre aber gewesen, dass Markus Söder uns aus der Regierung geworfen und dafür die SPD ins Boot geholt hätte.“

Lausch ist kein angepasster Abgeordneter. Schon vor der Wahl schrieb der Rosenheimer, er werde seine Meinung immer frei äußern – auch wenn diese nicht der Fraktionslinie entspricht. „Das passt nicht jedem“, räumt er ein. Hinter seinem Rücken werde daher sicher viel abgelästert, doch das störe ihn nicht. Das nimmt man dem humorvollen Bayern gern ab.
Seine Karriere bei den Freien Wählern ist noch jung. Vor der Landtagswahl 2023 fragten sie ihn, ob er kandidieren wolle. „Obwohl ich nicht mit Parteiverdiensten glänzen konnte“, sagt Lausch. Seine politische Karriere hatte bei der CSU begonnen. Dort war er Kreisrat. Erst 2020 wurde er Fraktionsvorsitzender der Freie-Wähler-Kreistagsfraktion. Über die Details will er nicht sprechen. Selbst den Parteinamen nimmt er nicht in den Mund, spricht immer nur von „den Schwarzen“.

Einen klassischen Wahlkampf mit Abendveranstaltungen hat er nicht geführt, sondern die Menschen in die Biergärten im Landkreis Rosenheim eingeladen. „Sonst habe ich außer Social Media nix gemacht“, versichert er. Seine direkte und verbindliche Art scheint die Menschen überzeugt zu haben, weshalb der Neuling von Platz 15 auf Platz 6 vorgewählt wurde und bei den Erststimmen-Ergebnissen in Rosenheim-West mit über 20 Prozent den zweiten Platz hinter dem CSU-Kandidaten Sebastian Friesinger belegte. Zur Unabhängigkeit trägt auch bei, dass er sich nicht als „Karrieristen“ sieht. Und dass er durch seine Beratungsfirma für Biogasanlagen finanziell unabhängig von den Diäten als Landtagsabgeordneter ist.

Aufgewachsen ist der Rosenheimer zwischen Kühen, Hühnern und Traktoren auf dem Bauernhof seiner Eltern, der seit 1772 in Familienbesitz ist. „Zur 250-Jahr-Feier ist sogar Hubert Aiwanger gekommen“, sagt er stolz. Sein Vater war ebenfalls Gemeinderatsmitglied bei einer parteilosen Liste. Nach dem Hauptschulabschluss absolvierte Lausch eine Ausbildung zum Landwirt, besuchte die landwirtschaftliche Fachschule und schloss 2010 eine Fortbildung zum Fachagrarwirt für erneuerbare Energien ab. War es der Wunsch seiner Eltern, dass er auch in die Landwirtschaft geht? Nach drei Töchtern sei es keine Frage gewesen, dass der Bub den Hof übernimmt, antwortet Lausch.

Im Landtag ist der 54-Jährige Mitglied des Energieausschusses und energiepolitischer Sprecher seiner Fraktion. „Was mir keiner gesagt hat, ist, dass man in dieser Funktion am häufigsten im Plenum sprechen muss“, sagt er und lacht.

Sein Steckenpferd sind Fusionskraftwerke

Knapp 20 Reden hat er inzwischen schon gehalten. Für ihn sind Fusionskraftwerke das große Zukunftsthema. Im Gegensatz zu klassischen Atomkraftwerken verschmelzen in ihnen sogenannte leichte Atomkerne. Er hält sie für eine saubere Energiequelle. Allerdings wurde auch nach 70 Jahren Forschung weltweit noch kein einziges Fusionskraftwerk gebaut. „Man muss einen Baum auch in dem Wissen pflanzen, dass erst der Sohn oder der Enkel ihn ernten wird“, philosophiert Lausch.

Viel Freude bereitet ihm der Petitionsausschuss, wo er sich um Lösungen für akute Probleme der Menschen kümmern kann. Als Beispiel nennt er andauernde Probleme mit dem Internet- oder Telefonanschluss. „Ich bilde mir nicht ein, als Abgeordneter etwas Besonderes zu sein“, sagt er. „Aber den Titel Mitglied des Landtags kann man gut als Werkzeug einsetzen.“

In seiner Freizeit kümmert sich Lausch neben dem Schuhplatteln gemeinsam mit seiner Frau um den Hof. Er, der mit drei Schwestern aufgewachsen ist, hat drei Söhne bekommen – der jüngste ist zehn Jahre alt. Alle wünschen sich einen handwerklichen Beruf. Lausch ist in vielen Vereinen aktiv. Seit er Abgeordneter ist, bleibt dafür aber immer weniger Zeit. Er sagt: „Bis ich als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr von München die 60 Kilometer nach Rosenheim gefahren bin, ist das Feuer schon längst gelöscht.“ (David Lohmann)

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