Zum Gespräch in seinem Abgeordnetenbüro in Ingolstadt kommt Alfred Grob mit dem Fahrrad. „Mit dem Rad durch die Donauauen, die Sonne spiegelt sich im Fluss – da beginnt man den Tag gleich ein bisschen ausgeglichener“, sagt der 57-Jährige, der im Ingolstädter Ortsteil Gerolfing wohnt. Für sonstigen Sport, etwa das Laufen, fehlt ihm mittlerweile die Zeit. Wenn er mal etwas Luft hat, dann widmet sich der verheiratete Vater von drei Kindern der Familie.
Seit 2018 sitzt er als Nachfolger von Christine Haderthauer für die CSU im Landtag. Seit 2020 ist er auch Mitglied des Ingolstädter Stadtrats. Dort musste er als CSU-Fraktionsvorsitzender den Übergang von der erfolgsverwöhnten Machtzentrale, die jahrzehntelang den Oberbürgermeister stellte, zur konstruktiv mitarbeitenden Oppositionspartei moderieren. Eine nicht zu unterschätzende Aufgabe. Trotzdem betont Grob: „Mein Hauptjob ist meine Abgeordnetentätigkeit. Und das ist schon ein Fulltime-Job.“
Und weil ihm dieser Job trotz des Stresses so viel Freude bereitet, tritt Grob, der vor seiner Zeit im Landtag über Jahrzehnte Führungspositionen bei der Polizei innehatte, auch wieder bei der Landtagswahl an. 77,2 Prozent der Ingolstädter Delegierten gaben ihm Ende September als einzigem Kandidaten ihre Stimme. Die fehlenden 22,8 Prozent führt er auf die unterschiedlichen Vorstellungen, wie man nach dem Verlust des Oberbürgermeisterpostens an die SPD Stadtratspolitik macht, zurück.
Sich verstärkt dem bevorstehenden Landtagswahlkampf widmen
Im kommenden Jahr soll über die Aufstellung der Stadtratsfraktion für die restliche Amtsperiode gesprochen werden. Gut möglich, dass Grob den Vorsitz dann abgibt, auch um sich stärker dem bevorstehenden Landtagswahlkampf widmen zu können. Denn der gebürtige Haunstettener aus dem Landkreis Eichstätt will unbedingt weitermachen. „Es ist der Vorteil einer zweiten Legislaturperiode: Man weiß schon, wie alles funktioniert und wo man Schwerpunkte setzen will.“ Der „Spätberufene“, wie er sich selbst bezeichnet, hat Blut geleckt.
Grob ist Mitglied des Ausschusses für Kommunale Fragen, Innere Sicherheit und Sport sowie des Ausschusses für Fragen des öffentlichen Dienstes und kann dabei seine Expertise als langjährige Führungskraft im Beamtenapparat einbringen. Als polizeipolitischer Sprecher seiner Partei ist ihm auch wichtig, den anderen Abgeordneten klarzumachen, welche für Konsequenzen Gesetzesänderungen, etwa beim Polizeiaufgabengesetz, für die Arbeit der rund 50.000 Polizeikräfte haben. „Innere Sicherheit ist mein Leib-und-Magen-Thema“, sagt Grob, der auch Mitglied in der Datenschutzkommission, dem Parlamentarischen Kontrollgremium, dem Landessportbeirat sowie stellvertretendes Mitglied in der G10-Kommission ist.
„Ich verstehe nicht, dass man versucht, sich persönlich zu bereichern“
Seit Dezember vergangenen Jahres sitzt er zudem noch im Untersuchungsausschuss Maske. Dieser beschäftigt sich mit mutmaßlichen Verfehlungen von Abgeordneten bei der Beschaffung von Corona-Schutzmasken. Der langjährige Ingolstädter Kripochef kennt sich durch seine Polizeiarbeit mit der Strafprozessordnung, an der sich der Untersuchungsausschuss orientiert, nun mal bestens aus.
Eines schickt Grob dabei vorweg: „Es war Chaos zu Beginn der Pandemie. Jeder hat versucht, Schutzausrüstung zu bekommen.“ Dass Abgeordnete da Firmen ansprachen, um Masken-Geschäfte zu vermitteln – für ihn absolut legitim. „Wenn ich jemanden gekannt hätte, hätte ich das auch sofort getan“, sagt Grob. „Aber was ich nicht verstehe, ist, dass man als Abgeordneter versucht, sich persönlich zu bereichern.“ Als Polizeibeamtem sei ihm eingetrichtert worden, nicht einmal einen Kugelschreiber anzunehmen. Da könne er erst recht nicht nachvollziehen, dass gewählte Volksvertreter mitkassieren wollten, „selbst wenn es strafrechtlich nicht relevant ist“.
Grob sieht dadurch die CSU und eigentlich auch die gesamte etablierte Politik in Misskredit gebracht. „Deswegen ist es wichtig, dass das im Untersuchungsausschuss sauber aufgearbeitet wird.“ Inzwischen zeige sich immerhin, dass „außer den beiden bekannten Fällen“ – Grob meint die früheren CSU-Abgeordneten Alfred Sauter und Georg Nüßlein, die Provisionen in Millionenhöhe erhielten – nicht viel mehr hängen bleibe. „Man hat diese Schutzausrüstung einfach gebraucht – auch zum teuren Preis“, stellt Grob fest.
Leid über Stromrechnungen geklagt
Während seiner Fahrt durch die Donauauen hat ihn ein mittelständischer Bauunternehmer aus der Region angerufen und ihm sein Leid über die Stromrechnung geklagt. Solche Gespräche führt er derzeit viele. „Wir müssen versuchen, die Leute über den Winter zu bekommen“, erklärt Grob. Der Gaspreisdeckel sei die erste Maßnahme, als Nächstes müsse man an den Strompreis ran. Aus seiner Sicht braucht es über alle Parteien hinweg einen Konsens, das Thema nicht auszuschlachten. Mit Angst dürfe man keine Politik machen, findet Grob, wohlwissend, dass das natürlich trotzdem geschieht. „Und es ist auch keine Lösung, wenn eine Ebene die Verantwortung auf die nächste schiebt“, sagt er.
Polarisieren ist seine Sache nicht. Er freut sich auf den Wahlkampf, sagt Grob. „Doch der muss von Fakten getragen sein, es muss ein fairer Wettkampf mit Respektieren des Gegners sein.“
Wenn sich die Ingolstädter CSU 2026 anschickt, das Rathaus wieder zurückzuerobern, könnte Alfred Grob als einer der prominentesten Vertreter auch für eine OB-Kandidatur infrage kommen. Doch solchen Gedankenspielen erteilt er gleich eine Abfuhr: „Ich wäre dann schon 60. Das macht wenig Sinn. Und ich glaube, dass die Tätigkeit im Landtag sehr wichtig ist, da würde ich die Legislaturperiode gerne fertig machen.“
(Thorsten Stark)
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