Landtag

Felix von Zobel. (Foto: Stark)

26.01.2024

Der Überparteiliche

Im Porträt: Der unterfränkische Freie-Wähler-Abgeordnete Felix von Zobel

Was an Felix von Zobel sofort auffällt, ist seine offene, freundliche und bescheidene Art. Schwer vorstellbar, dass jemand mit diesem Menschen Stress bekommen kann. Möglicherweise liegt das auch an seiner Herkunft: Er stammt aus einem alten Adelsgeschlecht, dessen eine Linie sich in Darstadt, einem kleinen Ortsteil des unterfränkischen Ochsenfurt, niederließ und dort Landwirtschaft betrieb. Der studierte Landwirt Felix von Zobel wuchs im dortigen Schloss Darstadt auf. Und ist es deshalb gewohnt, exponiert zu sein. 

Dass von Zobel in der Politik landen würde, war ihm ebenfalls in die Wiege gelegt. Schon sein Großvater engagierte sich in der Heimat bei den UWG, einem lokalen Ableger der Freien Wähler, ebenso sein Vater. Dazu kam später ein Sozialkundelehrer, der ihn in seinem politischen Denken ebenfalls sehr geprägt hat, wie er erzählt. Wenn ein Politiker in der Nähe eine Rede hielt, zog es ihn als Schüler dorthin. Von Zobel erinnert sich an den ehemaligen SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering, der in seine Heimat kam. „Die SPD war nie meins, aber den wollte ich sehen.“ Auch Münteferings Parteigenosse, der hiesige Landtagsabgeordnete Volkmar Halbleib, faszinierte ihn. Mehrfach suchte er das Gespräch mit ihm. Auch heute stehen sie noch in Kontakt.

Bevor es ihn selbst in die Politik verschlug, musste Felix von Zobel erst einmal durch die Schulzeit kommen. Er pendelte zwischen Mittelschule, Gymnasium und Fachoberschule. „Ich war in der Schule nicht gut“, gibt er zu. „Deswegen bin ich auch kein Arzt geworden.“ Am Ende schaffte er aber sein Fachabitur. Per Sondergenehmigung durfte er damit schließlich an der Universität in Göttingen (Niedersachsen) – wie sein Vater zuvor – Landwirtschaft studieren.

Nach dem Bachelorabschluss kandidierte er dann 2020 als Landratskandidat für die UWG-FW. Großartige Chancen in der CSU-Hochburg im Würzburger Land rechnete er sich dabei nicht aus, versprach sich aber davon, mit der Kandidatur seinen Bekanntheitsgrad zu steigern. Denn da hatte er schon die Landtagswahl im Hinterkopf. „In der großen Politik kann man mehr entscheiden“, sagt von Zobel. Er zog schließlich in den Ochsenfurter Stadtrat sowie in den Kreistag ein – und erhielt immerhin einen der Vizelandratsposten.

Der Plan ging auf: Drei Jahre später erklärte er seine Kandidatur für den Landtag im Stimmkreis Würzburg-Land – und wurde tatsächlich über die Liste hineingewählt. Über eine Nacht lang hatte er allerdings bangen müssen, bevor er wusste, dass er es geschafft hat. 

„Ich sehe mich überparteilich“, sagt der Neu-Landtagsabgeordnete der Freien Wähler. „Ich habe einen guten Draht zu allen.“ Eine Ausnahme macht der 31-Jährige: „Die AfD sehe ich sehr kritisch. Die ist in Bayern die größte Bedrohung.“ 

Auch deswegen nahm von Zobel vor Kurzem in Würzburg an einer Demonstration gegen rechts teil. „Ich bedanke mich bei allen Personen, die für unsere offene Gesellschaft, unseren Rechtsstaat und für die Demokratie auf die Straße gegangen sind“, sagt er dazu. Entsprechend habe er sich auch über die Entscheidung seines Fraktionschefs Florian Streibl, an der großen Demo in München teilzunehmen, sehr gefreut. Und dass Vizeministerpräsident und FW-Chef Hubert Aiwanger seiner Teilnahme an einer der Demonstrationen eine deutliche Absage erteilt hatte, weil diese seiner Meinung nach vielfach von Linksextremisten unterwandert gewesen seien? „Hubert Aiwanger hat seine Ansicht dargestellt, und die akzeptiere ich“, erklärt der junge Abgeordnete. 

Praktikum bei Grünen-Abgeordneter

Was für manche seiner Fraktionskolleg*innen wohl schwer vorstellbar wäre: Von Zobel hat bei der unterfränkischen Grünen-Abgeordneten Kerstin Celina sogar einmal ein Praktikum absolviert. „Ich fand es wichtig zu verstehen, wie die Grünen denken, erklärt er. Diese Zeit habe ihm viel gebracht, sagt von Zobel. Seine Erkenntnis: „Wir können uns auch von denen was rausziehen.“ Auch das Gespräch mit der neuen landwirtschaftspolitischen Sprecherin der Grünen, Mia Goller, vor Kurzem habe ihn erstaunt. „Die ist viel konservativer als gedacht.“

Doch natürlich gibt es auch einige inhaltliche Differenzen. Jüngstes Beispiel: die Diskussion um die Kürzung der Subvention für den Agrardiesel. „Da habe ich kein Verständnis für die Grünen“, sagt von Zobel. Die finanzielle und bürokratische Belastung der Landwirte sei einfach zu hoch und müsse reduziert werden.

Dafür will er sich – auf bayerischer Ebene – im Haushaltsausschuss des Landtags einsetzen. „Insgesamt ist die Belastung für den Mittelstand zu hoch“, sagt der steuerpolitische Sprecher seiner Fraktion, der auch zum vierten Schriftführer des Landtagspräsidiums gewählt wurde. In der Gastronomie sieht er ebenfalls Handlungsbedarf: „Wenn die Menschen nicht so stark belastet sind, kann sich die Konsumkraft erhöhen.“ Wichtig ist ihm auch ein ausgeglichener Haushalt. „Das wurde einem so als junger Kommunalpolitiker beigebracht.“ Als Mitglied von Stadtrat und Kreistag weiß er allerdings auch, wie sehr die Kommunen gerade Geld benötigen. „Vielleicht muss man auch den kommunalen Finanzausgleich verändern, um mehr Spielraum für die Kommunen zu bekommen“, sagt er. 

Freimütig räumt von Zobel ein, dass er sich noch nicht als Steuerexperte sieht: „Nein, da muss ich noch nacharbeiten.“ Immerhin: In seinem Bachelorstudium hat er ein Modul Steuerrecht belegt. Dazu kommt das Praxiswissen von zwei Firmengründungen.

Denn zusammen mit seinem Bruder hat von Zobel im Umfeld des elterlichen Landwirtschaftsbetriebs zunächst einen Betrieb zum Trüffelanbau gegründet und danach einen Betrieb zum Haselnussanbau.

Die Firmen muss nun sein Bruder allein weiterführen. Den elterlichen Betrieb mit 180 Hektar bewirtschafteter Fläche wird der Bruder wohl auch bald übernehmen. Felix von Zobel, der immer noch mit auf dem Anwesen lebt, ist mit seinem Landtagsmandat gut ausgelastet. „Ich muss mich noch einarbeiten, Netzwerke aufbauen, Programme bewerben und möglichst viel Geld in die Heimat holen.“

Seine Freizeit nutzt er unter anderem zum Bergwandern im Allgäu oder in Österreich. Das klappt auch mit Höhenangst – anders als das Klettern, sagt von Zobel. Die Zeit für Fernreisen wie früher fehlt ihm. Was ihm auch fehlt, ist eine Partnerschaft. „Ich bin leider Single“, sagt er und lächelt. „Aber ich bin guter Dinge.“ (Thorsten Stark)

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