Betriebe besuchen, netzwerken, Themen parteiübergreifend und im Stillen voranbringen – politische Selbstdarstellung ist nicht die Sache von Barbara Fuchs. „Ich arbeite viel unterm Radar“, sagt die Grünen- Landtagsabgeordnete aus Fürth.
Dass etwa die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung auch während der Corona-Pandemie weiterlief, sieht die wirtschaftspolitische Sprecherin und Mittelstandsbeauftragte ihrer Landtagsfraktion auch als ihr Verdienst. Und auch bei so manch anderem Thema hat sie im Landtag für den bayerischen Mittelstand etwas Bewusstsein wecken können. Davon ist sie überzeugt.
„Es geht um kleine Bausteinchen, mehr kriegt man in der Opposition nicht“, sagt die 62-Jährige beim Gespräch, das im Landtag stattfindet – in der Sitzecke vor dem Büro der Landtagspräsidentin Ilse Aigner. „Die ist gut“, sagt Barbara Fuchs, während sie auf die gerade in ihr Büro eilende CSU-Politikerin deutet.
Nach dem Abitur hatte sich Barbara Fuchs zur Fremdsprachenfachwirtin ausbilden lassen, es folgte eine Ausbildung zur Personalfachwirtin. Danach arbeitete sie lange Zeit als Fremdsprachenfachwirtin, war auch mehrere Jahre Geschäftsleiterin in einem Handwerksbetrieb und Mediatorin. „Ich komme aus der Wirklichkeit der Betriebe, eine Praxis, die die meisten aus der Politik nicht kennen“, sagt Fuchs. „Das ist aber kein grünes Phänomen.“ Auch in den anderen Parteien seien kaum Leute aus der Wirtschaft vertreten. Deswegen betrachtet sie sich auch als Brückenbauerin zwischen Unternehmen und Politik.
Barbara Fuchs ist überzeugt davon, dass man in der Politik mit Dogmen nicht weit kommt. Sie ist Pragmatikerin. „Ich gehe ja von einem Betrieb zum nächsten. Ich weiß, dass ich da nicht reingehen kann, um denen zu sagen, wie es zu laufen hat. Veränderungen gehen nur gemeinsam.“ Gerade herrsche in vielen mittelständischen Firmen angesichts der aktuellen Krisen verständlicherweise Verzweiflung. Aufgabe der Politik ist es aus Sicht der Fürtherin nun, zu vermitteln, welche Chancen etwa eine Umrüstung auf weniger energieintensive Prozesse für die künftige Wettbewerbsfähigkeit bieten kann.
Beschwerden über die Politik der Ampel-Koalition muss sie sich bei ihren Besuchen angeblich kaum anhören, sagt die Abgeordnete. „Die wissen ja, dass die Ampel nicht der Verursacher des Ganzen ist.“
Generell muss aus ihrer Sicht der Mittelstand stärker in den Fokus der Politik rücken. Das hat sie sich bei ihrem Einzug in den Landtag 2018 auch auf die Fahnen geschrieben. Zu oft dominiere der Blick auf die großen Konzerne, die so organisiert sind, dass es keine Rolle spielt, ob die Zulieferbetriebe in Fernost sitzen oder in Mittelfranken. „Es ist wichtig, die Wertschöpfung vor Ort zu erhalten“, sagt Barbara Fuchs. „Wir haben unglaubliche Kompetenz in Deutschland, die dürfen wir nicht verscherbeln.“ Eine kaum verhohlene Kritik an so mancher wirtschaftspolitischen Entscheidung in jüngster Zeit.
Mehr Kritik will Barbara Fuchs gar nicht äußern. Lieber richtet sie ihren Blick nach vorne und äußert – ganz pragmatisch – Wünsche. Von der Staatsregierung wünscht sie sich etwa, dass der „Förderdschungel“, wie sie ihn nennt, für den Mittelstand so schnell wie möglich transparenter gestaltet wird und der Zugang zu den Geldern erleichtert wird.
Tanzen ist ihr Hobby
In ihrer eigenen Fraktion fühlt sich die Wirtschaftsexpertin, die auch im Ausschuss für Staatshaushalt und Finanzfragen sitzt, nicht als Exotin. „Das ändert sich gerade, nicht nur in Bayern.“ Schon bevor Robert Habeck das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz übernommen hat, ist das Thema Ökonomie bei den Grünen wichtiger geworden. Und die Stimme von Barbara Fuchs findet in der Fraktion Gehör: „Wir diskutieren viel. Das ist, was ich bei den Grünen so mag. Und dadurch, dass ich aus der Praxis komme, bin ich auch glaubwürdig.“
Eine andere Partei ist für Barbara Fuchs nie infrage gekommen. „Ich habe schon bei meiner ersten Wahl grün gewählt.“ Sie engagierte sich seit den 80er-Jahren für die Friedens-, Frauenrechts- und Anti-AKW-Bewegung. Nur ein politisches Amt strebte sie nicht an.
2013 wurde sie dann – wegen ihrer Wirtschaftskompetenz – gefragt, ob sie für den Fürther Stadtrat kandidieren will. Sie sagte zu und war überrascht, dass sie tatsächlich gewählt wurde. Vor der Landtagswahl wurde ihr dann die Kandidatur für ein Direktmandat in ihrem Heimatstimmkreis angetragen. Fuchs sagte abermals zu – und zog über die Liste in den Landtag ein. Als erste grüne Vertretung Fürths überhaupt.
Die Arbeit im Landtag macht ihr großen Spaß. „Es ist ein Geschenk, hier arbeiten zu dürfen“, sagt sie. „Und ich nehme den Auftrag sehr ernst.“ Für den Stadtrat trat sie 2020 nicht mehr an, um sich auf diese Tätigkeit zu konzentrieren.
Im September wurde sie erneut zur Direktkandidatin für den Landtag gekürt. „In einer Legislatur lernt man unglaublich viel. Und dieses Wissen will ich in der nächsten Amtszeit anwenden.“ Dann hofft sie auch auf weitere Vertreter*innen mit praktischem Wirtschaftshintergrund. „Der Landtag könnte eine bessere Durchmischung von Berufen gut gebrauchen“, sagt sie. Aber sie habe auch Verständnis für alle, die ein Unternehmen führen und nicht wüssten, wie sie die Leitung während der fünf Jahre im Landtag abgeben können.
So viel Zeit wie möglich verbringt Barbara Fuchs in ihrer Heimat. Sie wohnt im kleinen Fürther Ortsteil Burgfarrnbach, in dem sie auch aufgewachsen ist. „Familie und Freunde sind mir das Wichtigste“, sagt sie. „Und dieses Leben hüte ich wie einen Schatz.“ Deswegen gibt sie auch keinerlei Informationen zu ihrem Umfeld heraus. Auch privat liegt ihr nichts an Selbstdarstellung.
Sie selbst zieht es oft raus in die Natur, sie tanzt gerne und geht regelmäßig ins schon mehrfach bundes- und landesweit ausgezeichnete Fürther Programmkino Babylon, für dessen Erhalt sie sich einsetzt. Große Sympathie hegt sie auch für ihren Heimatverein, die SpVgg Greuther Fürth, die sich Jahr für Jahr im Wettbewerb mit Fußballklubs befindet, die viel höhere Budgets zur Verfügung haben, aber sich trotzdem irgendwie im Profifußball behaupten kann. „Die haben wenig Geld, aber viel Leidenschaft“, sagt Barbara Fuchs. Aber eines ist ihr als Wirtschaftsexpertin auch wichtig: „Ganz ohne Investieren geht es nicht.“ (Thorsten Stark)
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