Landtag

Saß 22 Jahre lang im Nürnberger Stadtrat: Barbara Regitz. (Foto: Kaufmann)

25.01.2019

Die Jägerin

Im Porträt: Die CSU-Landtagsabgeordnete Barbara Regitz

Barbara Regitz ist eine Jägerin. Nicht nur, weil sie einen Jagdschein besitzt – den hat sie vor allem wegen ihres Mannes, der leidenschaftlich gerne auf die Pirsch geht. Die 61-jährige Nürnbergerin dagegen jagt mit vollem Einsatz nach Schafkopf-Punkten und Wählerstimmen. „Die Jagd ist das gemeinsame Element von Schafkopfen und Politik“, sagt sie und lacht. Auch etwas anderes haben diese von Regitz geschätzten Bereiche gemeinsam: Sie werden noch immer von Männern dominiert. Etwas, das sie nicht hinnehmen will. Und wogegen sie ankämpft.

22 Jahre lang saß Regitz für die CSU im Nürnberger Stadtrat, bei der Landtagswahl im Oktober errang sie das Direktmandat in Nürnberg Nord. Und ist nun eine von nur 18 CSU-Frauen im Maximilianeum; insgesamt verfügt die CSU über103 Abgeordnete. Für Regitz, Bezirksvorsitzende der Frauenunion Nürnberg-Fürth-Schwabach, ist klar: „Es braucht Reglements, damit mehr Frauen ins Parlament kommen.“ Echte Quoten oder ein Paritätsgesetz gar? Für eine Quote kann sie sich erwärmen, lehnt sogar ein Paritätsgesetz nicht kategorisch ab – die Regelung, nur Parteien mit quotierten Listen an Wahlen teilnehmen zu lassen. „Darüber müssen wir diskutieren“, sagt sie. Was recht erstaunlich ist für ein CSU-Mitglied.

Es braucht mehr Frauen in der Politik und beim Schafkopf

In Regitz’ Augen essentiell für mehr Gleichberechtigung in der Politik: Es braucht Männer, die Frauen in ihrem Kampf unterstützen. Regitz selbst hatte einen prominenten Unterstützer in der Partei: ihren damaligen Bezirksvorsitzenden Günther Beckstein. Er war es, der Regitz 1996 gefragt hatte, ob sie nicht für den Stadtrat kandidieren möchte. Wenn Männer aufhörten, habe Beckstein verstärkt weibliche Kandidatinnen in Stellung gebracht, erzählt Regitz. Das wirkt bis heute. Während die Gesamt-CSU auf einen mageren Frauenanteil von 20 Prozent blickt, liegt er im CSU-Bezirksverband Nürnberg-Fürth-Schwabach bei 29,4 Prozent, sagt Regitz stolz. Der Verband stellt auch noch eine weitere direkt gewählte Landtagsabgeordnete: Petra Guttenberger aus Fürth.

Aber nicht nur in der Politik hat sich Regitz ihren Platz erobert. Auch beim Schafkopfen macht die Fränkin Stich um Stich. Und sie sorgt auch an den Kartel-Tischen für weiblichen Nachwuchs. Mit der ehemaligen bayerischen First Lady Marga Beckstein gibt sie immer wieder Schafkopfkurse für Frauen. Die beiden haben sogar eine Schafkopf-Fibel für Damen gestaltet. Ein kleines Büchlein, das in jede Handtasche passt. Dass mit Regitz nicht nur ein Schafkopf-, sondern auch ein Erklärprofi in den Landtag eingezogen ist, hat sich dort bereits herumgesprochen – zwei Parteikolleginnen haben sich schon für eine Schafkopfunterweisung angemeldet.

Anschaulich erklären – das liegt Regitz im Blut, immerhin war sie Grundschullehrerin, bevor sie sich als Seminarrektorin 15 Jahre lang um den Lehrernachwuchs kümmerte. Ihr besonderes Steckenpferd dort: die interkulturelle Kommunikation. Mit der Zusatzqualifikation Deutsch als Zweitsprache erwarb sie den Titel interkulturelle Beraterin. „Angesichts der vielen Kinder mit Migrationshintergrund an den bayerischen Schulen ist es wichtig, dass sich Lehrkräfte entsprechend ausbilden und sich mit kultureller Erziehung auseinandersetzen“, betont sie. Aber nicht nur im Schulbereich setzt Regitz auf Kommunikation zwischen den Kulturen. Vor neun Jahren hat sie in Nürnberg einen interkulturellen Ladies-Lunch ins Leben gerufen. Vier Mal im Jahr treffen dort Nürnbergerinnen auf Frauen, die aus ganz unterschiedlichen Kulturkreisen in die Franken-Metropole gezogen sind und die von ihren Ländern und Erfahrungen berichten. „Frauen haben eine besondere Bedeutung für das friedliche Miteinander“, glaubt Regitz.

Singen ist ihre große Leidenschaft: "Das Singen befreit"

In der CSU ist die kinderlose Regitz seit 1980. Deutschland war geteilt und die Zonengrenze von Nürnberg nicht weit entfernt. „In der DDR wurden die Menschenrechte mit Füßen getreten“, sagt sie. Damals sei ihr bewusst geworden, dass man für Demokratie, Freiheit, Wohlstand und Sicherheit aktiv eintreten müsse. „Und da es die CSU war, die den Unrechtsstaat DDR nicht anerkannte und die Wiedervereinigung als festes Ziel hatte, bin ich dort eingetreten“, erklärt sie.

Im Landtag ist Regitz Mitglied im Petitionsausschuss und – wie zuvor auch schon im Nürnberger Stadtrat – im Bildungsausschuss. Den Vorsitz dort hat der AfD-Politiker Markus Bayerbach. „Mich treibt die Frage um, wie jemand, der aus dem Lehrberuf kommt und auf die bayerische Verfassung vereidigt ist, bei der AfD sein kann“, sagt Regitz. AfD-Wahlslogans wie der von der islamfreien Schule machen sie fassungslos. Ebenso von der AfD initiierte Online-Pranger, auf denen Schüler Lehrer verpetzen sollen, die sich AfD-kritisch äußern. „Ich habe mir vorgenommen, im Ausschuss genau hinzuschauen und hinzuhören“, erklärt Regitz.

Eines aber bedauert sie. Seit Regitz in den Landtag eingezogen ist, hat sie noch weniger Zeit für die Musik. Sie spielt Gitarre und Klavier – gerne vierhändig mit ihrer Schwester. Außerdem ist Regitz, die den bayerischen Lehrerchor mitbegründet hat, staatlich geprüfte Chorleiterin. „Feste regelmäßige Termine für Chortreffen sind leider nicht mehr machbar“, klagt sie und bekennt: „Singen ist meine ganz große Leidenschaft. Denn das Singen befreit.“ (Angelika Kahl)

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