Landtag

Laura Weber. (Foto: BSZ)

12.01.2024

Die Netzwerkerin

Im Porträt: Die Grünen-Abgeordnete Laura Weber

Wenn Laura Weber über das Lösen von Problemen spricht, benutzt sie fast im Minutentakt das Verb „netzwerken“. Egal ob Familie, Beruf oder Politik – überall knüpft die Grüne aus der Oberpfalz ihre Netze. Beim Zuhören entsteht das Bild einer Frau, die ständig auf der Suche nach Fäden ist, die sie an der passenden Stelle verknüpft. Früher als Studentin und junge Mutter, um die Betreuung ihrer beiden Söhne zu organisieren. Später, um als Geschäftsführerin eines Projektentwicklungsbüros für erneuerbare Energien Kundschaft, Handwerker und Bürger*innen zusammenzubringen. Und auch, als sie vor einem Jahr in vielen Gesprächen ihre Landtagskandidatur gegen eine amtierende Abgeordnete durchgesetzt hat.

In die Politik ist die 39-Jährige aus Weiden erst spät gekommen. Grün sozialisiert wurde sie schon früh vor allem durch ihre Mutter. Der Weidener Stadtverband der Partei hat sie bereits als Studentin umworben, berichtet Weber. Aber politisches Engagement neben Studium, Arbeit und Kindererziehung – „das hat einfach nicht mehr reingepasst“. Allerdings hatte sie immer ein Türchen offengehalten. „Wenn ich irgendwann einmal Zeit habe, dann komme ich dazu“, versprach sie den örtlichen Grünen.

2019 war es so weit. Und ein Jahr später saß Weber schon im Weidener Stadtrat, weil die Wähler*innen sie einigermaßen überraschend auf Platz vier der Grünen-Liste vorgehäufelt hatten. Geplant sei das so nicht gewesen, „denn eigentlich wollte ich beruflich durchstarten und endlich Geld verdienen“, schildert Weber ihre damalige Situation. Mit dem Stadtratsmandat hat sich ihr Leben aber „schlagartig in Richtung Politik verändert“. Nach dem für die Grünen auch in der Oberpfalz erfolgreichen Bundestagswahlkampf 2021 fing sie an, über eine eigene Karriere nachzudenken.

Das Landtagsmandat der Grünen für die nördliche Oberpfalz besetzte damals Anna Schwamberger aus dem benachbarten Stimmkreis Tirschenreuth. Bei den Grünen in der Region mehrten sich aber die Stimmen, die sich eine aktivere Vertretung ihrer Belange im Landtag wünschten.

Mehr regionales Engagement, mehr netzwerken – da fühlte sie sich angesprochen, erzählt Weber. Offen habe sie in der Partei kommuniziert, dass sie auf dem Nominierungsparteitag der Oberpfälzer Grünen gegen Schwamberger um Platz eins auf der Liste kandidieren wird. Begründung: In einer ländlichen Region, in der die Grünen in der Fläche nicht so präsent sind, brauche es mehr Sichtbarkeit. Die Mehrheit der Oberpfälzer Grünen sah das offenbar genauso. Weber ist sich des Preises ihres Erfolgs bewusst: „Jetzt stehe ich in der Verantwortung, das umzusetzen.“

Wichtig ist ihr der direkte Kontakt mit den Menschen. Im persönlichen Gespräch erlebe sie Interesse an den Ideen und den Lösungsansätzen der Grünen, da gelingt es oft ganz gut, Politik zu erklären. Ihr Problem: „Ich kann ja nicht mit jedem oder jeder Einzelnen ins Gespräch kommen.“ Deshalb sucht Weber nach neuen Kommunikationswegen und – natürlich – einer besseren Vernetzung der Grünen auf lokaler und regionaler Ebene. Die nördliche Oberpfalz sei nun mal „kein grünes Kerngebiet“. Es müsse gelingen, mehr Menschen mit ihren Erfahrungen und ihrer Expertise ins Boot zu holen.

Mathematisch begabte Spätzünderin

Eine Spätzünderin war Weber auch beruflich. Erst fünf Jahre nach ihrem Fachabitur nahm sie an der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Weiden ihr Studium am Kompetenzzentrum für Kraft-Wärme-Kopplung auf, das sie 2016 mit einem Master in Umwelttechnologie abschloss. Von 2020 bis 2022 leitete sie das Institut. Kindererziehung und zwischenzeitlich auch die Pflege ihres Vaters erschwerten vorher eine stringentere Karriereplanung. Dafür sammelte sie in Praktika sowie als Tutorin für Mathematik, als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der OTH, als Bedienung in Cafés und in der Schülernachhilfe viele Erfahrungen, die sie in der Notwendigkeit einer für alle geltenden Bildungs- und Chancengerechtigkeit bestärkten.

In ihrer Familie mit fünf Geschwistern waren die finanziellen Ressourcen begrenzt, berichtet Weber. Ihre Ausbildung konnte sie sich nur mit Nebenjobs, aber auch dank BAföG, Studienkredit und Stipendium leisten. Sie weiß daher um die Bedeutung solcher Förderinstrumente.

Bei der Wahl ihres Studiums ging Weber ihren mathematisch-technischen Neigungen nach. Außerdem wollte sie ihren persönlichen Beitrag zum Ausbau der erneuerbaren Energien leisten, denen im Laufe der Jahre immer neue Bremsklötze in den Weg gelegt worden seien. „Da weiter voranzukommen, hat mich motiviert“, schildert sie. Ehrenamtlich engagiert sich Weber zudem seit einigen Jahren im Vorstand einer Bürgerenergiegenossenschaft. Wichtig ist ihr darüber hinaus ihre Mitarbeit im Verein „Demokratie leben“ und die Beteiligung am Projekt „solidarische Landwirtschaft“. Dort wird auf genossenschaftlicher Basis und mit sozialem Anspruch regionale Selbstversorgung mit selbst angebautem Gemüse organisiert.

Nach der Übernahme ihres Landtagsmandats versucht Weber gerade schweren Herzens, die Geschäftsführung ihrer erst vor einem Jahr gegründeten Projektentwicklungsfirma abzugeben. „Das ist ein Vollzeitjob, der neben dem Mandat nicht zu schaffen ist“, bedauert sie. Das Unternehmen versteht sie als Beitrag zur regionalen Energiewende, auch hier sei das Ziel der Aufbau tragfähiger Netzwerke. Unterstützen will sie das künftig auf politischer Ebene aus dem Umweltausschuss des Landtags heraus. Zudem sitzt Weber im Gesundheitsausschuss, weil ihr die qualitativ hochwertige ambulante und stationäre Versorgung der Menschen auf dem Land am Herzen liege, wie sie sagt.

Freizeit hat Weber gerade wenig. Die Organisation des Landtagsmandats und des Übergangs in ihrer Firma nimmt sie voll in Beschlag. „Ich hoffe, dass es in den nächsten Monaten besser wird“, sagt sie. Dann will Weber, die ihren privaten Status als „liiert, aber nicht verheiratet“ angibt, wieder mehr Zeit für ihre Familie haben, Sport treiben, Kulturelles genießen und vor allem häufiger zum Wandern gehen in den Wäldern der Oberpfalz oder in den Alpen. Mit tragfähigen Netzwerken sollte das auch möglich sein. (Jürgen Umlauft)

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