Wenn eine Frau eine „Goldene Biene“ als Auszeichnung erhält, könnten gerade in Zeiten von „#MeToo“ kritische Fragen auftauchen. Petra Guttenberger allerdings hat damit kein Problem. Die bayerische Imker-Vereinigung hat die heute 57-jährige CSU-Abgeordnete im Jahr 2015 mit der „Goldenen Biene“ für ihr Engagement in Sachen Imkerei geehrt. Die Ehrennadel mit der goldenen Biene habe sie als Anerkennung ihres Einsatzes für die Belange der Imker gerne angenommen, berichtet Guttenberger mit einem Schmunzeln.
Ihr diesbezügliches Engagement ist aber nur eines unter vielen. Die Liste ihrer Ehrenämter und Mitgliedschaften liest sich beinahe wie das Vereinsregister ihrer Heimatstadt Fürth, sie deckt ein breites soziales, kirchliches, kulturelles und politisches Spektrum ab. Sechs Vorstandsposten sind darunter, zum Beispiel beim VdK Fürth, dem BRK-Bezirksverband für Mittel- und Oberfranken sowie dem Bayernbund, zu dem sie gestoßen ist, um dort die fränkische Fahne hochzuhalten.
Dazu kommen beratende Positionen und die aktive Mitwirkung, wenn irgendwo eine helfende Hand gebraucht wird. „Das ist so gewachsen“, sagt Guttenberger. Kalkül habe nie dahintergesteckt – auch wenn sie natürlich von den vielen Kontakten politisch profitiere.
Politik, Beruf und Ehrenamt fügen sich bei der Volljuristin zu einem stimmigen Gesamtbild. Schon als Kind habe sie Anwältin werden wollen, in der Schulzeit habe sich der Wunsch, Jura zu studieren, konkretisiert. Auf der Grundlage von Recht und Gesetz individuelle Probleme der Menschen zu lösen, habe sie schon immer fasziniert. „Es ist eine tolle Errungenschaft unserer Demokratie, dass auch der Schwächere sein Recht bekommen kann“, erklärt Guttenberger. Nach dem Studium war sie im Baureferat eines Landratsamts tätig, später am Finanzamt Nürnberg und als Dozentin für angehende Finanzbeamte; Richterin oder Staatsanwältin sei aber nie ihr Ziel gewesen. Lieber berate und gestalte sie unter Anwendung und Auslegung der Gesetze. „Im Gespräch nach einer Lösung oder einem Interessenausgleich zu suchen, dient auch dem Rechtsfrieden“, sagt sie.
Seit 18 Jahren hat sie eine Dauerkarte für die SpVgg Greuther Fürth
Probleme zu lösen hat Guttenberger von klein auf lernen müssen. Sie ist mit einem Unterarmdefekt geboren worden und trägt deshalb seit Jahrzehnten am rechten Arm eine Prothese. Trotzdem sei sie ganz normal aufgewachsen, erzählt Guttenberger. Ihre Eltern hätten sie zur Selbstständigkeit erzogen, früh habe sie das Motto verinnerlicht: „Was andere können, kann ich auch!“ Gut, sie werde nie Geige spielen können, ein Handwerksberuf sei auch ausgeschieden. „Es war schnell klar, dass ich mein Geld am Schreibtisch verdienen muss“, trägt sie ihr Handicap mit Humor. Ansonsten aber habe sie sich nie beeinträchtigt gefühlt.
In der Politik war Guttenberger eine Schnellstarterin. Praktisch mit dem Abitur trat sie in die Junge Union ein, schon mit 23 wurde sie CSU-Kreisvorsitzende im Fürther Ortsverband Hardhöhe. Gerade auch wegen dieser Erfahrung ist Guttenberger gegen die Frauenquote in der CSU. Man müsse Frauen stärker motivieren, in die Politik zu gehen, dann würden sie sich auch durchsetzen, meint sie und erzählt von der Förderung durch ihre Vorgängerin im Ortsverband. Wirklich engagierte Frauen schrecke die Quote eher ab. In Fürth jedenfalls würden die Forderungen der Frauen-Union, deren stellvertretende Vorsitzende Guttenberger bis vor Kurzem war, auch ohne Quote längst erfüllt.
In der CSU fühlt sich die Fränkin gut aufgehoben, obwohl sie in einer traditionell stark von der SPD geprägten Stadt aufgewachsen ist. „Es ist schon richtig: Wenn ich in Fürth etwas hätte werden wollen, hätte ich wohl zur SPD gehen müssen“, stellt Guttenberger fest. Aber das sei ihr nie in den Sinn gekommen. Dafür sei ihre Schnittmenge mit der Programmatik der CSU einfach zu groß. „Die einzige Partei, die die volle Übereinstimmung mit meinen Positionen hätte, wäre die Petra-Guttenberger-Partei“, scherzt eben diese Petra Guttenberger. In dieser aber wäre sie ziemlich alleine und könnte „nichts reißen“.
Das aber will sie. Neben dem Engagement für ihre Heimatstadt Fürth, deren Werdegang sie nach der Pleite des Versandhauses Quelle bis 2015 auch als Stadträtin mitgestaltete, ist sie im Landtag, dem sie seit 1998 angehört, seit gut zehn Jahren rechtspolitische Sprecherin der CSU-Fraktion. Eine möglichst bürgernahe Politik hat sich Guttenberger da auf die Fahnen geschrieben. Für sie bedeutet das zügige Gerichtsverfahren, nachvollziehbare Urteile und eine hohe Qualität in der Rechtsprechung.
Denn: „Wenn der Bürger den Eindruck hat, wir haben Banana Republic, dann zerschießt sich der Rechtsstaat selber.“ Deshalb ist Guttenberger zum Beispiel für die konsequente Abschiebung nicht bleibeberechtigter Asylbewerber, tritt aber auch dafür ein, dass sich jeder bei Nachweis der entsprechenden Gründe ein Bleiberecht erstreiten kann. „Auch das ist Rechtsstaat“, betont sie.
Mit Sorge blickt Guttenberger auf die Erosion der Zustimmung zur Demokratie. Klar sei Demokratie manchmal anstrengend und brauche Zeit. „Diktatur ist eine super Staatsform – aber nur für den Diktator“, hält sie Demokratieskeptikern entgegen. Auch nur dagegen zu sein und Probleme zu beklagen, bringe die Gesellschaft nicht weiter. Man müsse Alternativen aufzeigen und den Meinungsstreit darüber aushalten. Aufgabe der Politik sei es, für die Demokratie zu werben und bei Problemen Lösungsansätze aufzuzeigen. „Wer nicht mehr bereit ist, den Bürgern politische Entscheidungen zu erklären, sollte mit der Politik aufhören“, ist Guttenberger überzeugt.
Bei all ihrer politischen und ehrenamtlichen Tätigkeit wundert sich Guttenberger selbst, dass noch Zeit für ein Privatleben bleibt. Zum Glück könne sie nach getaner Arbeit schnell abschalten. Sie reise viel, gehe gerne auf Bälle, liebe es zu kochen und pflege alte Freundschaften. Und dann ist da noch ihre Leidenschaft für den Fußball. Seit 18 Jahren hat sie eine Dauerkarte für die Heimspiele der SpVgg Greuther Fürth – eine fortwährende Berg- und Talfahrt aus Freud und Leid, die sie am liebsten live im Stadion erlebt.
Gerade geht es dem Fan Petra Guttenberger wieder prima, denn in der 2. Liga stehen die Fürther vor dem Lokalrivalen vom 1. FC Nürnberg. „Fußball ist eines der schönsten unwichtigen Dinge auf der Welt“, schwelgt Guttenberger geradezu und übt sich schon in Vorfreude. Sonntag in einer Woche ist Derby gegen den „Club“. Die Chancen stehen nicht schlecht. Zuletzt haben die „Kleeblättler“ aus Fürth meist gewonnen. (Jürgen Umlauft)
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