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Der zu früh geborene Sohn von Silke Mader: 1997 und heute. Darunter: Ausschusschef Bernhard Seidenath (CSU) und Vizin Ruth Waldmann (SPD). (Foto: loh)

12.07.2024

Frühgeburten sinken, Totgeburten steigen

Der Gesundheitsausschuss informiert sich über den Umgang mit Frühgeburten

Silke Mader aus Dachau hatte vor 27 Jahren eine Frühgeburt. Die Tochter verstarb, der Sohn überlebte trotz seiner 519 Gramm. Zu dieser Zeit durften Eltern ihre frühgeborenen Kinder nur selten besuchen. Doch Mader war eine „Löwenmama“, wie sie im Gesundheitsausschuss erzählte. Sie kämpfte für ein Besuchsrecht. Heute weiß man, dass die enge Bindung die Überlebenschancen erhöht. „Damals wurde ich beschimpft, warum ich mich um mein Kind kümmere, obwohl es doch sowieso behindert werden würde.“ Mader sorgte auch dafür, dass ihr Sohn auf eine reguläre Schule gehen durfte. Heute promoviert er. Um eine Lobby für Betroffene aufzubauen, gründete Mader die European Foundation for the Care of Newborn Infants (EFCNI). 

Von einer Frühgeburt spricht man bei einer Geburt vor der 37. Schwangerschaftswoche, erklärte Claudia Nußbaum vom LMU Klinikum. Das passiert bei rund 10 Prozent aller 690 000 Geburten in Deutschland beziehungsweise 115 000 Geburten in Bayern. 1,5 Prozent der Frühgeborenen kommen sogar vor der 32. Schwangerschaftswoche mit einem Geburtsgewicht von unter 1500 Gramm auf die Welt. Sie haben oft ein Leben lang gesundheitliche Probleme. Bundesweit ist laut Nußbaum zwar die Zahl der Frühgeburten zurückgegangen, die Zahl der Todgeburten oder Todesfälle kurz nach der Geburt hat sich aber erhöht.

10 Prozent aller Geburten sind Frühgeburten

Mader und Nußbaum wiesen darauf hin, dass eine Frühgeburt nicht nur gesundheitliche, sondern auch soziale Probleme verursacht – sowohl für die Betroffenen als auch für deren Familien. Eltern seien häufig traumatisiert und würden unter Belastungsstörungen leiden. Kinder hätten psychische Erkrankungen, durch die Lernbehinderungen eine niedrige Schulbildung und als Folge ein niedrigeres Einkommen. Gleichzeitig würden sie unter sozialer Isolation leiden, seltener heiraten und weniger Nachkommen zeugen. „Das alles führt häufig zu Altersarmut“, betonte Nußbaum.

Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, gibt es Perinatalzentren. Dort haben die Kinder höhere Überlebenschancen als in kleineren Häusern. In Level-1-Zentren werden Frühgeborene versorgt, die weniger als 28 Wochen alt sind oder weniger als 1250 Gramm wiegen. Für ältere oder schwerere Frühgeborene stehen Level-2- und Level-3-Zentren zur Verfügung. Laut Studien steigen die Überlebenschancen mit der Anzahl der versorgten Kinder. Die besten Chancen, Todesfälle zu vermeiden, bestehen gemäß Nußbaum bei einer Versorgung von 50 bis 60 Frühgeborenen. Sie plädiert daher für größere Perinatalzentren, mehr Personal, ein besseres Transportwesen und eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den Zentren. (David Lohmann)

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