Landtag

Thorsten Schwab (CSU) im Bayerischen Landtag. (Foto: Loh)

17.12.2021

Der Katasterfreak

Im Porträt: Der CSU-Abgeordnete Thorsten Schwab

Es gibt bessere Startvoraussetzungen in ein erfolgreiches Leben: Die Jugend des Einzelkinds Thorsten Schwab im unterfränkischen Marktheidenfeld war geprägt von der Pflege seiner Mutter, die wegen gesundheitlicher Probleme zehn Jahre im Pflegeheim war. Sein Vater hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits scheiden lassen. Mit 18 Jahren musste Schwab dann als Betreuer seiner Mutter über lebensverlängernde Maßnahmen entscheiden. „Das war der Knackpunkt in meinem Leben: Nehme ich es selbst in die Hand oder drifte ich ab?“, erinnert sich der heute 46-Jährige. Er entschied sich, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. „Das hat mich und mein weiteres Leben geprägt.“ 

Dass Schwab eine erfolgreiche berufliche Karriere einschlägt und es bis in den Landtag schafft, hätte damals wohl keiner gedacht. Wegen der Pflege seiner Mutter beendete er die Schule nach dem Realschulabschluss. Dort war er auch nicht als großer Redner bekannt. Als Schwab einmal einer ehemaligen Lehrerin erzählte, dass er jetzt Abgeordneter ist, war diese ziemlich überrascht. Als Schüler sei er immer so ruhig und unscheinbar gewesen. Grund für Schwabs Erfolg war seine Faszination für die Katastertechnik – eine Kombination aus Mathematik und grafischen Elementen. 

Nach der Schule arbeitete Schwab sieben Jahre lang als Katastertechniker im Vermessungsamt Lohr am Main. Mit nur 29 Jahren wurde der Beamte 1999 für die Gestaltung der Webseiten ans bayerische Finanzministerium abberufen – ein großer Sprung. Schwab erklärt das mit dem Webseiten-Boom zu dieser Zeit. Zum Finanzressort gehört beispielsweise auch die staatliche Schlösserverwaltung. Bis heute findet man auf den Seiten noch gestalterische Elemente von ihm oder Fotos, für die er die Bildrechte für das Ministerium erworben hat, erzählt er. Gleiches gilt für die Seiten des damaligen Ministeriums für Gesundheit, Ernährung und Verbraucherschutz, für das Schwab dann von 2001 bis zu seinem Einzug in den Landtag 2013 tätig war. 

Der Jungen Union trat Schwab 1996 bei. Warum, kann er gar nicht so genau sagen. Man kannte sich eben. Allerdings wurde er dann gleich vom Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Hafenlohr gefragt, ob er für den Gemeinderat kandidieren wolle. „Wenn man das als 21-Jähriger gefragt wird, ist das schon spannend“, erzählt er. Beim ersten Versuch klappte es zwar noch nicht, dafür im Jahr 2000. 2008 wurde Schwab dann sogar zum Bürgermeister gewählt – und ist es bis heute. Laut Schwab ein Alleinstellungsmerkmal im Landtag. Seine Kandidatur für das Maximilianeum 2013 sei „nur logisch“ gewesen. Seit 2009 war er CSU-Kreisvorsitzender und sein Vorgänger, der ehemalige Staatskanzleichef Eberhard Sinner, trat nicht mehr an. Es gab CSU-intern noch nicht einmal einen Gegenkandidaten.

Im Landtag war Schwab in der letzten Legislaturperiode Mitglied im Europa- und Landwirtschaftsausschuss, in der aktuellen sitzt er im Landwirtschafts- und Bauausschuss. Zuletzt fanden die großen Debatten allerdings woanders statt. „Wer hätte in der letzten Wahlperiode gedacht, dass der Gesundheitsausschuss im Fokus steht?“, fragt Schwab. Er hatte sich die Ausschüsse ausgesucht, die mit Kommunen und Kommunalpolitik zu tun haben. So geht es im Landwirtschaftsausschuss zum Beispiel um die ländliche Entwicklung und im Bauausschuss um die Städtebauförderung. Natürlich muss er sich manchmal bei Kommunalpolitiker*innen in seiner Heimat dafür rechtfertigen, was der Landtag wieder entschieden hat. „Auf Diskussionen lasse ich mich aber nicht ein.“ Er erklärt dann, warum bestimmte Entscheidungen so getroffen wurden. 

Neben seiner Arbeit in den Ausschüssen sitzt Schwab als Vorsitzender im Beirat für Informations- und Kommunikationstechnik des Landtags. Dieser berät in nichtöffentlicher Sitzung, zum Beispiel darüber, was eine angemessene EDV-Ausstattung für Abgeordnete ist. „Früher waren das Fax und Nadeldrucker“, sagt Schwab und lacht. Heute seien es Green Screens und Studiobeleuchtung für Social Media. Der Beirat berät auch über sicherheitstechnische Aspekte. Dazu will Schwab nichts sagen. Bekannt ist aber, dass wegen der zunehmenden Cyberangriffe regelmäßig IT-Sicherheitsschulungen für Abgeordnete organisiert werden.

Schwab ist Asterix-und Star-Wars-Fan

Natürlich lässt sich Schwab von den Angestellten der Fraktion oder seinem eigenen Stab beraten. Es ist ihm aber auch wichtig, selbst zu recherchieren und sich mit Fachleuten über das entsprechende Thema auszutauschen. „Es muss aber in die Richtung passen, die wir als CSU vertreten“, schränkt er ein. Bei vielen Fachthemen im Landwirtschaftsausschuss kann Schwab auch seine Frau fragen: Sie ist Agraringenieurin, kümmert sich allerdings aktuell um die Verwaltung einer Jugendherberge in einer Burg.
Um abzuschalten, geht Schwab gern joggen. „Mehr Freizeit bleibt bei drei kleinen Kindern und einem Hund nicht“, erklärt er. Abgesehen davon habe die Arbeit eines Abgeordneten massiv zugenommen. „Ich bin in unzähligen Whatsapp-Gruppen, bei Threema, Signal, bekomme SMS, Nachrichten bei Facebook, Instagram und auf verschiedene E-Mail-Konten.“ Und jeder erwarte eine schnelle Antwort. Ans Aufhören denkt er aber nie: Natürlich sei das Mandat eine herausfordernde Aufgabe. „Aber erstens macht es mir Spaß und zweitens bin ich zu jung für den Ruhestand“, sagt er und grinst.

Wenn die Kinder etwas älter sind, will Schwab eine USA-Reise mit der Familie unternehmen. Davon träumt er schon lange. Entweder in eine Großstadt wie New York oder zum Grand Canyon in die Wüste. Doch bis dahin ist es noch weit, seine Wünsche fallen im Moment recht bescheiden aus. Er freut sich auf den nächsten Asterix-Comic. Oder auf einen Star-Wars-Abend. Bevor man nachfragen kann, kommt schon die Antwort: „Nein“, ruft Schwab, „Star Wars fand ich schon cool, bevor ich wusste, dass Markus Söder auch ein Fan ist.“ (David Lohmann)

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