Die Begeisterung ist den Frauen und Männern anzusehen. Einer nach dem anderen geht in die Hocke und streckt die Hände nach dem Kunstrasen aus, der den Sportplatz des FC Tiefenbach seit Kurzem ziert. „Schön weich, einfach toll. So können wir auch im Winter spielen“, sagt einer der sichtlich stolzen Vereinsvertreter. Nicht nur im niederbayerischen Tiefenbach haben die Aktiven in den Vereinen in den vergangenen beiden Corona-Jahren angesichts geschlossener Sporthallen schmerzlich bemerkt, wie wichtig es ist, auch bei schlechtem Wetter im Freien trainieren zu können – ohne dass gleich der Rasen ruiniert wird.
Die Vereins- und Jugendsportvertretenden, die an diesem sonnigen Julitag am Sportplatz im unweit von Passau gelegenen Tiefenbach stehen, kommen aus dem Schwärmen kaum noch heraus. Der Sportplatz sei nicht nur modern, sondern auch nachhaltig, lobt ein Trainer. Beim Kicken setzt er weniger Mikroplastik als andere Modelle frei.
Ein Heimspiel
„Das ist einer der besten Plätze überhaupt“, findet auch Gerhard Waschler. Der 65-jährige CSU-Landtagsabgeordnete ist sich sicher: „Selbst in München gibt es keinen moderneren Platz.“ Das hören sie hier an den Ausläufern des südlichen Bayerischen Waldes gerne. Denn dort, wo sanfte Hügel das Passauer Land prägen, fühlten sich die Menschen in der Vergangenheit im Vergleich zur Landeshauptstadt ein ums andere Mal benachteiligt. Teure Leuchtturmprojekte gingen viele Jahrzehnte automatisch nach München, während in Ostbayern vielerorts bis heute kaum ein Bus fährt und das nächste Geschäft oft weit ist.
Doch zumindest in Sachen Kunstrasenplatz haben sie nun die Nase vorne. Und auch das Vereinsheim wurde gerade aufwendig renoviert. Das launige Treffen ist deshalb ein Heimspiel für Waschler. Denn in Tiefenbach wissen sie genau, wem sie den Premium-Sportplatz und die Renovierung mitverdanken. Schließlich flossen dafür viele Tausend Euro an staatlichen Fördergeldern – vor allem seitens des Freistaats. Und es ist Gerhard Waschler, der neben anderen ehrenamtlich aktiven Parlamentariern seit vielen Jahren gegenüber der Staatsregierung dafür eintritt, dass diese bei ihren Entscheidungen auch an die Interessen der unzähligen jungen Aktiven und Ehrenamtlichen denkt.
Träger des bayerischen Verdienstordens
„Wir haben auch die Vereinspauschale verdoppelt“, sagt Waschler, der seit 1998 mit lediglich fünfjähriger Unterbrechung bis heute den Stimmkreis Passau-Ost im Maximilianeum vertritt. 40 Millionen Euro ließ sich der Freistaat dies alleine im Haushaltsjahr 2021 kosten. Gerhard Waschler kümmere sich „schon um unsere Interessen“, sagt ein Tiefenbacher Trainer. Für Waschler ist klar: „Sport ist immens wichtig für die Gesellschaft.“
In jungen Jahren war Waschler viele Jahre lang ein Top-Leichtathlet. Beim Hochsprung knackte er nach eigener Aussage sogar die Zwei-Meter-Marke – bei den Frauen würde dies heute noch für einen großen Titel reichen. Doch der Polit-Oldie verbringt seine wenige freie Zeit mittlerweile lieber am Rudergerät, dem heimischen Stepper oder beim Radeln als bei Wettkämpfen.
Jahrzehntelang trainierte der heute 65-Jährige als Übungsleiter Kinder und Jugendliche. Insbesondere für sein ehrenamtliches Engagement wurde Waschler mehrfach ausgezeichnet – 2018 sogar mit dem Bayerischen Verdienstorden.
Einst die Note Fünf in Sport - später ein Top-Athlet
Seit einem Vierteljahrhundert ist er niederbayerischer Bezirksvorsitzender des Bayerischen Leichtathletik-Verbands. Der Christsoziale ist auch dessen Vizepräsident. Dabei schienen Sport und Gerhard Waschler in der Kindheit des Politikers überhaupt nicht zusammenzupassen. „Ich war das Bummerl, das viel gelesen und gegessen hat“, erinnert sich der gebürtige Passauer. Waschler hatte Top-Noten – bis auf das Fach Sport. „Da hatte ich eine Fünf“, sagt er. Mit 13 Jahren begann er deshalb mit Leichtathletik. Durch das Laufen und Springen nahm Waschler rasch ab.
Sein Geld verdiente er dann letztlich doch mit Grips statt Muskeln. Nach dem Abitur 1976 studierte der Katholik Religion, Deutsch und Sport auf Lehramt. Zunächst arbeitete Waschler als Gymnasiallehrer, bevor er 1986 an der Uni Regensburg promovierte – wenig verwunderlich ging es in der Doktorarbeit um Leistungstests für den Schulsport. Ab 1987 arbeitete Waschler mehrere Jahre im Kultusministerium, 1995 habilitierte er an der Universität Würzburg. Von 2009 bis 2013 arbeitete der Vater eines Kindes und Opa zweier Enkel an der Uni Passau als Professor an der Philosophischen Fakultät.
Seine politische Karriere nahm 1996 an Fahrt auf, als er Stadtrat der Stadt Passau wurde. 1998 zog er erstmals über die Liste in den Landtag ein. Bei der Wahl 2008 flog Waschler aus dem Parlament. Es gab wegen massiver Verluste der Partei schlicht keinen CSU-Listenabgeordneten für Niederbayern. 2013 trat Waschler dann als Direktkandidat an und holte den Stimmkreis Passau-Ost mit rund 47 Prozent der Stimmen.
Seither ist er bildungspolitischer Sprecher der CSU-Landtagsfraktion sowie seit 2019 Vorsitzender der bildungspolitischen Sprecher der CDU-/CSU-Landtagsfraktionen. Bildungspolitiker anderer Bundesländer würden ihm häufig sagen: „Eure Probleme wollen wir auch haben.“ Er ist stolz drauf, dass Bayern bei Bildungsvergleichen fast immer hervorragend abschneidet. Aus Waschlers Sicht stehen im Freistaat auch Kindern aus bildungsfernen Schichten alle Wege offen. „Unser Schulsystem ist sehr durchlässig.“ Er habe sich immer dafür eingesetzt, dass im Freistaat die allgemeine und berufliche Bildung gleichberechtigt seien. „Der Meister ist nicht schlechter als der Master“, sagt der CSU-Mann.
Ein jüngerer Kandidat macht ihm Konkurrenz
Doch Waschler erkennt einzelne Bereiche, in denen noch Handlungsbedarf besteht – so etwa bei der Inklusion von Kindern mit Behinderung. Zwar sieht der Ostbayer Förderschulen als wichtigen Teil des mehrgliedrigen bayerischen Schulsystems. Die Inklusion an Regelschulen müsse jedoch durch vermehrten Einsatz multiprofessioneller Teams, in denen neben den Lehrkräften etwa auch Fachkräfte aus der Sonderpädagogik im Klassenzimmer arbeiten, gestärkt werden. „Wir sind aber auf einem sehr guten Weg.“
Ein unerfüllter beruflicher Traum für Waschler ist, vielleicht doch irgendwann einmal Kultusminister zu werden. „2018 hätte ich nicht Nein gesagt.“ Doch damals reklamierten die Freien Wähler den Posten für sich.
Für die Wahl 2023 gibt es allerdings Unwägbarkeiten. Ein zweieinhalb Jahrzehnte jüngerer Kandidat macht Waschler die parteiinterne Kandidatur für das Direktmandat der Christsozialen streitig. Im September stimmen die örtlichen CSU-Delegierten ab. Aus Parteikreisen heißt es, es könnte eng werden für das CSU-Urgestein. Manchen ist er zu alt.
Der Passauer, der seit 42 Jahren verheiratet ist, hofft, noch einmal antreten zu dürfen. Die CSU müsse alle Altersgruppen repräsentieren, findet Waschler. Er wolle sich in München gerne auch weiter für die Interessen des ländlichen Raumes starkmachen – und für Chancengleichheit. Sein Vater kam als Vertriebener nach Bayern. „Er fing von null an. Doch die Familie und die guten Rahmenbedingungen haben uns alles ermöglicht“, erinnert sich Waschler.
(Tobias Lill)
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