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„Niemand hat etwas von einer Hotline, bei der man nur erfahren kann, wo man nicht behandelt wird“, kritisiert die SPD. (Foto: dpa/Jens Büttner)

05.05.2023

SPD: Post-Vac-Hotline nur ein Placebo-Angebot

Ruth Waldmann (SPD): "Die vollmundig beworbene Hotline ist eine 'Buchbinder-Wanninger-Telefonschleife'"

 Für Menschen mit anhaltenden gesundheitlichen Beschwerden nach einer Corona-Impfung wurde im April eine Telefonhotline der Staatsregierung freigeschaltet. Das sogenannte Post-Vac-Syndrom tritt in unterschiedlich großem Abstand zur Impfung auf. Laut Paul-Ehrlich-Institut liegt die Melderate an schwerwiegenden Fällen bei 0,29 pro 1000 Impfungen – das sind über 50 000 Einzelfälle. Ruth Waldmann (SPD) wollte daher von der Staatsregierung wissen, wie viele Personen mit welchen fachlichen Qualifikationen die Gespräche der Post-Vac-Hotline des Gesundheitsministeriums annehmen und welche Informationen mit welchen Behandlungsangeboten Ratsuchende erhalten. 

Das Gesundheitsministerium schreibt in seiner Antwort, die Post-Vac-Hotline sei am Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) angesiedelt und werde von einem Arzt geleitet. „Das Team setzt sich aus einer Ärztin sowie Medizin- und Psychologiestudierenden zusammen“, heißt es in dem Schreiben. Ergänzt werde das Team durch Mitarbeitende der Taskforce Infektiologie des LGL. Diese seien Pflegekräfte aus dem Bereich der Kranken- beziehungsweise Langzeitpflege. 

Laut dem Haus von Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) werden abhängig vom Anrufaufkommen zwischen fünf und acht Mitarbeitende gleichzeitig in der Hotline eingesetzt. „Dabei ist jedoch keine individuelle medizinische Beratung möglich.“ Die Hotline diene auch nicht der Anerkennung von Impfschäden, sondern erläutere lediglich das Vorgehen zur Meldung eines Impfschadens. Die Hotline informiere vorrangig darüber, dass „zunächst der Hausarzt der erste Ansprechpartner ist“. In schweren Fällen werde aber der Kontakt zu Spezialambulanzen hergestellt. 

Betroffene fühlen sich nicht ernst genommen

Für die SPD-Abgeordnete Waldmann ist die vollmundig beworbene Hotline eine „Buchbinder-Wanninger-Telefonschleife“: „Niemand hat etwas von einer Hotline, bei der man nur erfahren kann, wo man nicht behandelt wird.“ Selbst wenn Menschen Long-Covid-/Post-Covid-Ambulanzen empfohlen würden, würden diese eine Behandlung größtenteils von vornherein ablehnen. Die SPD-Fraktion fordert daher, reale Behandlungsangebote für Post-Vac-Patient*innen zur Verfügung zu stellen – entweder durch neue eigene Anlaufstellen oder durch eine Aufnahmepflicht in bereits bestehenden Long-Covid-Ambulanzen.

Die ständig überlastete Hotline ist laut Waldmann keine brauchbare Lösung. Dort würden sich vor allem sowieso nur Menschen melden, bei denen die Hausarztpraxis nicht mehr weiter weiß. Die Betroffenen haben teils erhebliche Beschwerden und fühlten sich nun erst recht nicht ernst genommen. „Die Menschen brauchen kein Placebo-Angebot, sondern echte Hilfe.“ Schließlich habe es sich um ein staatliches Impfprogramm gehandelt. Daher sei der Freistaat in der Pflicht, sich auch um die zu kümmern, die die Maßnahme nicht vertragen haben. (David Lohmann)

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