Leben in Bayern

Jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen: Die Sandstrände am Großen Brombachsee haben schon vor Pfingsten geöffnet. (Foto: Nikolas Pelke)

21.05.2021

Am Südufer bleibt alles dicht

Am Großen Brombachsee freut man sich auf den Tourismus-Start an Pfingsten – doch weil der See in verschiedenen Landkreisen liegt, kommt es zu einer kuriosen Situation

In Landkreisen mit einer stabilen Inzidenz unter 100 dürfen zu Pfingsten endlich wieder Hotels, Pensionen und Campingplätze Gäste empfangen. Da wird’s kompliziert für das Fränkische Seenland, das sich über drei Landkreise erstreckt. Weil in Weißenburg-Gunzenhausen die Inzidenz zu lange den Schwellenwert übertraf, beginnt nur am Nordufer des Großen Brombachsees diesen Freitag der Ferienspaß.

Sommer, See und Sonnenschein: Nicht nur die beiden Kinder sind begeistert. „Das macht total Spaß“, sagt auch ihre Mutter und paddelt mit dem aufblasbaren Surfbrett weiter über den Großen Brombachsee. „Eigentlich wollten wir eine Woche ins Allgäu fahren. Aber hier ist es fast noch schöner“, freut sich Vera und erzählt, dass die Familie aus Nürnberg spontan beschlossen habe, der geplatzten Urlaubswoche in den Bergen keine Träne nachweinen und stattdessen mehrere Tagesausflüge ins nah gelegene Fränkische Seenland unternehmen zu wollen. „Die Strände haben ja schon offen“, freut sich die surfende Mama und die beiden Kinder strahlen auf dem Wasser mit den orangen Schwimmflügeln um die Wette, während im Hintergrund die MS Brombachsee majestätisch in den malerischen Hafen von Enderndorf einläuft.

Auf dem Schiff gelten Regeln wie in der U-Bahn

Auf dem Ausflugsdampfer hat Dagmar Wilken das Kommando. „Wir sind total glücklich, dass wir wieder fahren dürfen“, freut sich die Chefin an Bord. Seit zwei Wochen schippere die MS Brombachsee wieder fahrplanmäßig über den See. Mit den neuen Regeln an Deck hätten sich derweil noch nicht alle Passagiere angefreundet. Selbst auf der windigen Sonnenterrasse dürften die Mitreisenden ihre Schutzmasken nicht absetzen. Selbst ein kurzer Schluck aus der Trinkflasche sei nicht erlaubt. Eine ausgedehnte Brotzeit sowieso nicht. „Manche Leute halten uns deshalb für total bescheuert“, gibt Wilken zu und versichert, dass sie sich die Regeln nicht ausgedacht habe. „Bei uns auf dem Schiff gelten die gleichen Bestimmungen wie in der U-Bahn“, erklärt Wilken und kann sich ein Lachen nicht verkneifen. Dass nicht wenige Passagiere die neuen Bordbestimmungen reichlich absurd empfinden, kann Wilken durchaus nachvollziehen. Ändern könne sie daran leider trotzdem nichts. „Wir empfehlen unseren Gästen, die 90-minütige Rundfahrt über den See in einem der vielen Häfen für einen Zwischenstopp zu unterbrechen und im Bordrestaurant ein Lunchpaket für ein Picknick an Land mitzunehmen“, berichtet Wilken und erzählt, dass alle rund um den See das Ende des Lockdowns kaum noch abwarten könnten. „Es ist eine anstrengende Zeit. Aber wir müssen wie alle sehen, dass wir klarkommen.“

Für die Pfingstferien hat die Staatsregierung endlich Lockerungen in Aussicht gestellt. Voraussetzung allerdings ist, dass die Sieben-Tage-Inzidenz an mindestens fünf Tagen hintereinander unter 100 liegt. Frühestens am achten Tag wird dann die Genehmigung erteilt. Und da wird’s kompliziert für den Tourismus im Fränkischen Seenland. Denn die Seenplatte mit Altmühl-, Brombach- und Rothsee erstreckt sich über das Gebiet von drei Landkreisen. Während die Inzidenzwerte in den Landkreisen Ansbach und Roth bereits seit Tagen knapp über beziehungsweise knapp unter 50 liegen, hat der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen erst am Mittwoch vor dem geplanten Re-Start die 100er-Marke unterschritten. Während in den Landkreisen Roth und Ansbach ab Freitag Campingplätze, Ferienwohnungen und Hotels öffnen dürfen, können die Betriebe im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen wohl frühestens Mitte nächster Woche aufsperren. „Für den Gast ist die Situation schwierig, weil der Urlauber im Seenland normalerweise nicht an die drei Landkreisgrenzen denkt“, erklärt Hans-Dieter Niederprüm, Geschäftsführer vom Tourismusverband Fränkisches Seenland. Die Feriengäste aber werden zumindest noch in der ersten Ferienwoche die kuriose Situation erleben, dass sie am Südufer des Brombachsees noch vor verschlossenen Türen stehen, während am Nordufer die Ferien in Franken schon längst begonnen haben.

„Wir krebsten seit zwei Wochen knapp über 100“, ärgert sich Willi Rupp von der Surfstation in Schlungenhof am Altmühlsee im Landreis Weißenburg-Gunzenhausen. Am Muttertags-Wochenende sei trotzdem „schon die Hölle los“ gewesen. „Auf dem Wasser surfen dürfen die Menschen ja zum Glück schon.“ Biergarten und Wohnmobilstellplatz für die Surfer aber blieben auch an diesem Freitag noch geschlossen. „Wir bleiben trotzdem locker – hilft ja nichts“, sagt der Surfer.

Und was wenn die Inzidenz wieder über 100 steigt?

In Geduld und Gelassenheit versucht man sich auch beim Zweckverband Brombachsee zu üben. Dort bete man seit vielen Tagen, dass man endlich unter die Inzidenz von 100 komme. Der Geschäftsleiter habe derweil alle Hände voll zu tun, sich um den Re-Start der vielen Camping- und Wohnmobilstellplätze rund um den See zu kümmern. Doch zu vieles ist eben noch ungewiss.

Auch im Landratsamt in Gunzenhausen macht man sich Sorgen über die vielen Fragezeichen. „Problematisch bleibt die Tatsache, dass es im ungünstigsten Fall immer wieder zu Schließungen kommen wird, wenn die Inzidenzen über 100 ansteigen“, erklärt Landrat Manuel Westphal (CSU) und verweist auf fehlende Planbarkeit für die Ferienbetriebe. Die Nachfrage nach den Urlaubsangeboten sei groß, betont Westphal, der auch Vorsitzender des Tourismusverbands Fränkisches Seenland ist. Und er verweist darauf, dass die vielen Urlaubsgäste über Pfingsten auch satt werden wollen. „Um dem zu erwartenden Ansturm gerecht zu werden, ist eine gesicherte Versorgung der Gäste im Fränkischen Seenland notwendig.“ Westphal hofft wie alle in den Ferienorten darauf, dass die Corona-Zahlen rund um den See weiter spürbar nach unten gehen. Am besten unter die Inzidenz von 50 sinken, „dann kann auch die noch notwendige Testpflicht gelockert werden“, so Westphal. Der Landkreis aber habe mit lokalen Partnern bereits große Testkapazitäten geschaffen. Direkt am Sandstrand bei der Wasserrettungsstation in Pleinfeld bietet beispielsweise die DLRG kostenlose Schnelltests für Feriengäste an.

Derweil erholen sich die ersten Gäste bereits an den Stränden des Sees. Im Hintergrund zieht die MS Brombachsee stoisch ihre Kreise über den See. Nur in die Fluten springen wollen noch die wenigsten. „Das Wasser ist wirklich noch etwas kühl“, sagt Vera und hat auf ihrem Paddelsurfbrett gut lachen.
(Nikolas Pelke)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche

Soll die tägliche Höchstarbeitszeit flexibilisiert werden?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2024

Nächster Erscheinungstermin:
28. November 2025

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 29.11.2024 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.