Leben in Bayern

Englischer Garten statt ISS: Der Lockdown hält die Münchner Astronautin Suzanna Randall auf der Erde. (Foto: dpa/Felix Hörhager)

26.02.2021

Griff nach den Sternen

Die Sterne, die Planeten, die Unendlichkeit des Alls - das hat Suzanna Randall schon immer begeistert. Ihr Wunsch: Als Astronautin alles aus der Nähe bewundern. Doch dieser Traum ist gerade weit, weit weg

Eigentlich wäre Suzanna Randall gerade in Topform, vor Augen das Ziel, als erste deutsche Frau ins Weltall zu starten. Doch die Corona-Krise durchkreuzte die Pläne der Astrophysikerin aus Garching bei München. Statt sich körperlich und mental auf einen Flug zur Internationalen Raumstation ISS vorzubereiten, steckt sie im Lockdown fest. Nun hat sie ein Kinderbuch geschrieben, gemeinsam mit Insa Thiele-Eich. Wie Randall nimmt die Klimaforscherin aus Bonn an dem privaten Wettbewerb "Die Astronautin" teil, an dessen Ende eine der beiden Frauen zur ISS fliegen soll, auch wenn wegen der Pandemie momentan alles zum Stillstand gekommen ist.

"Unser Weg ins Weltall" nennt sich das Erstlesebuch, in dem Randall und Thiele-Eich Kinder für die Raumfahrt begeistern wollen, vor allem Mädchen. "Wir wollen zeigen: es ist ganz selbstverständlich, dass auch Frauen ins Weltall fliegen", erklärt Randall. Dass unter den Astronautinnen bislang noch keine deutschen Frauen waren, bedauert sie. "Die Mädchen haben immer noch zu wenig Vorbilder", findet die 41-Jährige. Sie selbst liebte früher die Bücher der US-Astronautin Sally Ride. "Mit der konnte ich mich identifizieren: Die sieht happy aus und die lacht so schön, so will ich auch sein!"

Genau da setzt auch "Die Astronautin" an. Noch in diesem Jahr wollte die gemeinnützige Stiftung eigentlich eine der beiden Anwärterinnen ins All schicken und hatte dabei auch auf eine Beteiligung der Bundesregierung gehofft. Nach elf steuerfinanzierten Männern sollte eine Beteiligung an einer Mission der ersten deutschen Frau im All doch möglich sein, hatte die Sprecherin der privaten Initiative, Inka Helmke, 2019 erklärt. Denn das Vorhaben ist extrem teuer. Rund 50 Millionen US-Dollar kosten laut Helmke der Flug und ein zehntägiger Aufenthalt auf der Raumstation.

In anderen Ländern klappt das bereits. Seit 1988 gibt es bei der Europäischen Weltraumorganisation ESA gemischte Teams, die zur ISS fliegen, darunter Frauen aus den USA, Italien oder Frankreich. Aus Deutschland startet im Herbst dagegen mit Matthias Maurer wieder ein Mann

Private Initiative will Frauen ins Alls schicken

Die Bundesregierung verweist auf das neue Auswahlverfahren, für das ab dem 31. März Bewerbungen möglich sind. "Wir erwarten sehr viele weibliche Bewerber für die Auswahl der ESA in diesem Jahr, darunter mit Sicherheit auch viele Bewerberinnen aus Deutschland", teilte das Wirtschaftsministerium mit. Man setze bewusst auf Diversität, erklärte die ESA. Insbesondere Frauen wurden ermutigt, sich zu bewerben. Beim Wirtschaftsministerium ist man überzeugt, dass etwa die Initiative "Die Astronautin" und die Popularität von Randall und Thiele-Eich Frauen motivieren könnten, sich zu bewerben. "Und natürlich würde eine deutsche ESA-Astronautin in Zukunft vor allem in Deutschland zusätzliche Begeisterung wecken."

Auch mit Blick auf die Zukunftsvision von Reisen in ferne Galaxien ohne Rückkehr auf die Erde hält es Randall den Einsatz von Frauen für wichtig. Wie wirke sich die Schwerelosigkeit auf den weiblichen Körper aus? Das müsse ein Schwerpunkt der Forschung sein, ist Randall überzeugt. Die Welt sei vielfach immer noch auf den Standard Mann ausgelegt. Dadurch würden Frauen benachteiligt.

Zudem glaubt die Wissenschaftlerin, dass Frauen Kompetenzen mitbringen, die auf dem engen Raum einer ISS wichtig sind, auch wenn das natürlich Stereotype seien. "Heutzutage ist Teamarbeit gefragt, keine Alphatiere, die die Galaxis erobern möchten", sagt die Astrophysikerin. "Man macht wissenschaftliche Experimente und es ist viel wichtiger, das man gut mit anderen klarkommt und gut kommunizieren kann, als das man jetzt der Mega-Rambo ist."

Wie sich das anfühlt auf der ISS - auf begrenztem Raum herumschweben? Toll, glaubt Randall. Und sie ist sicher: Langweilig wird es nie. Die Forschung, das Training, die Kollegen. "Es gibt immer was zu tun und zur Not kann man auf die Erde runter schauen." Außerdem sei die Pandemie eine gute Vorbereitung. "Da lernen wir, wie es ist, nicht rausgehen zu können und auf sich selber gestellt zu sein", sagt Randall. "Wir sind alle ein bisschen zu Astronauten geworden während der Coronazeit."
(Cordula Dieckmann, dpa)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche

Soll die tägliche Höchstarbeitszeit flexibilisiert werden?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2024

Nächster Erscheinungstermin:
28. November 2025

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 29.11.2024 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.