Bairisch ist eine liebenswerte Sprachkultur mit interessanten Eigenheiten, die bereits bei der korrekten Schreibweise der Sprache an sich beginnen. Wird das Bundesland zunächst als Bayern bezeichnet, schleicht sich bei der Beschreibung des Bayerischen ein zusätzliches „e“ ein. Eine gänzlich eigene Schreibweise haben die Mundarten beziehungsweise Dialekte. Es heißt zwar die „bayerischen Mundarten“, die zugehörige Sprache wird allerdings als „Bairisch“ bezeichnet. Kurzum: „Bayerisch“ ist alles, was beispielsweise die folgende Themen betrifft: das Bundesland, die Politik, die Bräuche wie beispielsweise die jährlichen Wiesn oder die kulinarischen bayrischen Spezialitäten, welche es alljährlich bei bayrischen Delikatessenläden wie zum Beispiel Feinkost Käfer zu erwerben gibt und damit besonders bei Touristen als Souvenir beliebt sind. „Bairisch“ bezieht sich hingegen auf die entsprechenden Dialekte. Die Unterscheidung ist nicht zuletzt hilfreich, um auch zwischen Geografie und Sprache zu unterscheiden, denn Bairisch wird nicht nur in Bayern gesprochen.
Die Schreibweise von Bayerisch und Bairisch geht zurück auf König Ludwig den I. Nachdem bis vor mehr als 200 Jahren das Land Bayern mit „i“ geschrieben wurde, ordnete der König die neue Schreibweise mit „y“ an. Die alte Schreibweise wurde jedoch für den linguistischen Kontext beibehalten, sodass seither eine klare und sichtbare Unterscheidung zwischen Sprache und Region möglich ist.
Hinsichtlich der Zuordnung ist Bairisch Teil des indoeuropäischen Sprachraums. Der Begriff „Bairisch“ ist dem Wort „Bajuwaren“ entlehnt, ein ursprünglich mittelalterlicher Stamm, der in der Region Bayerns siedelte.
14 Millionen Menschen beherrschen die bairische Mundart
Der bairische Dialekt wird in drei Gruppen unterteilt: nord-, mittel- und südbairisch. Die nordbairische Mundart ist in der oberpfälzischen Region und im Donaubereich verbreitet. Der mittelbairische Dialekt wird in Oberbayern gepflegt und darüber hinaus in Niederbayern und in weiten Teilen Österreichs. Der südbairische Dialekt ist in der Region der Ostalpen gebräuchlich, sowie in Tirol. Zusätzlich sind einige nicht näher bezeichnete spezifisch archaische bairische Dialekte bekannt, die bis in den oberitalienischen Raum hinein reichen und dort als geschätzte Tradition bis heute gepflegt werden.
Neben den bairischen Dialekten gibt es weitere Dialekte in Bayern, die jedoch nicht mehr bairisch sind und aus diesem Grund als „Dialekte in Bayern“ bezeichnet werden. Zu diesen Dialekten zählen Fränkisch, Hessisch und Schwäbisch. Die Anzahl der Sprecher in der jeweiligen Region lässt sich nicht exakt aufschlüsseln. Vor allem die ältere Generation beherrscht die Dialekte noch perfekt, die jüngere Generation besonders in den ländlichen Regionen. Viele pflegen den Dialekt nur noch im familiären Kontext. In Schul- und Bildungsbereichen sind die Dialekte, abgesehen von spezifischer Brauchtumspflege, nur noch marginal vertreten. Als globale Einschätzung ist von etwa 14 Millionen Menschen auszugehen, die in den genannten Regionen die bairische Mundart noch beherrschen.
Der historische Kontext, in dem die jeweiligen Dialekte entstanden sind, ist in der Entstehung unterschiedlicher Volksgruppen zu sehen. Die Bajuwaren stammen aus mehreren unterschiedlichen Gruppen, die zu verschiedenen Zeiten in der Region zwischen Alpen und Donau siedelten. Hierzu zählen vor allem Gruppen und Untergruppen der Kelten und der Römer.
Moda, Baggers, Baam
Sprachwissenschaftler behaupten, der bairische Dialekt sei vom Hochdeutschen sehr weit entfernt und weise in vielen Fällen kaum noch Ähnlichkeiten auf. Die altbairischen Wochentage, die auf einer jahrhundertealten gotischen Namenszuordnung basieren, wirken jedenfalls sehr ungewöhnlich im Vergleich zum Hochdeutschen. Sie lauten: Moda - Montag, Ladda - Dienstag, Mikka - Mittwoch, Pfinzda - Donnerstag, Freida - Freitag, Samsda - Samstag und Sundda - Sonntag.
Auch der fränkische Dialekt findet eigenwillige, zuweilen liebevolle, zuweilen humorvolle Formulierungen. Die Großmutter wird als Ala bezeichnet, der Kartoffelpuffer (Reibekuchen) als Baggers und eine Puppe als Dogga. Viele Wörter, für die im Hochdeutschen mehrere Begriffe benötigt werden, lassen sich auf Fränkisch in einem Wort zusammenfassen. Beispiele hierfür: derleinga - sich etwas ausleihen, derloabld - nach langer Arbeit sehr erschöpft sein.
Auch das Schwäbische kennt viele Begriffe, die sich nicht unbedingt gleich erschließen, beispielsweise Dieraschnall - Türklinke oder Grombiera - Kartoffeln. Der hessische Dialekt zeichnet sich jenseits der eigentlichen Sprache auch durch einen besonderen Nasallaut aus, der dem Dialekt immanent ist und der in anderen Dialekten in Bayern so nicht vorkommt. Es handelt sich um einen Nasallaut, der ähnlich klingt, wie ein im Englischen geläufiger a-Laut (beispielsweise vergleichbar dem „a“ in“warm“). Ein Beispiel für einen solchen Nasallaut wäre das hessische Wort Aamer - Eimer oder Baam - Baum.
Bairisch lernen schafft Sympathien
Die Pflege und der Erhalt der bairischen Mundarten dienen nicht zuletzt der Stabilisierung einer ganzen Kultur mit traditionellen Werten und Besonderheiten. Nicht nur um die Menschen vor Ort zu verstehen ergibt Bairisch lernen daher Sinn, sondern es schafft auch Sympathien bei der heimischen Bevölkerung und hilft die bayerische Kultur und Tradition zu erhalten.
Der Freistaat Bayern ist stolz auf seine Heterogenität, seine Individualität in der Gemeinschaft der kulturellen Vielfalt und seine traditionellen Errungenschaften. Beispiele gibt es unzählige: Dirndl und Lederhosen haben sich weit über die Grenzen des Bundeslandes hinaus in stylischen Designerläden etabliert und können weit über die Grenzen Bayerns in Trachtenshops online bestellt werden. Wer ein besonderes Frühstückserlebnis bieten möchte, lädt zum Weißwurstfrühstück ein und die traditionelle Wiesn in München lockt jährlich ein Millionenpublikum.
Die Allgäuer Alpwirtschaft ist längst nicht mehr nur für ihren würzigen Bergkäse bekannt, sondern ist beliebtes Reiseziel während des Almabtriebs, der das Ende eines jeden Bergsommers einläutet. Brauchtum steht hoch im Kurs, wie sich auch bei der berühmten Leonhardifahrt zeigt, der jährlichen Pferdeprozession im November, die mit traditionellen Märkten und Tanzveranstaltungen einhergeht. (BSZ)
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