Bayern und Maria, das ist eine alte Liebe. Schon seit dem frühen Mittelalter wird die Gottesmutter hier verehrt. Viele Kirchen sind ihr geweiht, darunter die berühmte Gnadenkapelle im Wallfahrtsort Altötting mit der Schwarzen Madonna, der Dom zu Unserer Lieben Frau in München und die 739 zur Kathedrale erhobene Freisinger Marienkirche. Doch Maria ist im Freistaat mehr als nur eine Heilige. Sie ist Schutzpatronin der Bayern. Seit 1917 wird dieser Festtag der Patrona Bavariae in allen Diözesen gefeiert. In München wird nun an die Einführung des Tages vor 100 Jahren erinnert - rund 10 000 Pilger aus ganz Bayern werden am Wochenende erwartet, darunter 2000 Jugendliche.
"Wir feiern die stärkste Frau Bayerns", sagt der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, in einer Videobotschaft. "Maria ist für uns deswegen wichtig, weil sie uns Jesus geschenkt hat, der der Bruder aller Menschen ist." Vor allem für die Jugendlichen werde es ein besonderes Fest, verspricht Marx, der auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist.
Bayerns König Ludwig III. war es, der sein Land im Ersten Weltkrieg unter den Schutz Mariens stellen wollte. Papst Benedikt XV. stimmte 1916 zu. 1917 wurde erstmals bayernweit gefeiert.
Am Samstag pilgern Wallfahrer aus ganz Bayern zum Münchner Marienplatz
Das Fest "100 Jahre Patrona Bavariae" beginnt am Freitagabend. Die Kantate "Maria, Patrona Bavariae" wird uraufgeführt und es gibt eine Jugendnacht. Höhepunkt ist am Samstag. Den ganzen Tag über gibt es Programm. Nachmittags pilgern Wallfahrer aus den bayerischen Bistümern in einer Sternprozession zum Marienplatz, wo Marx um 16 Uhr einen Festgottesdienst feiert.
Der Name Maria zählt auch in Varianten wie Marie oder Mia zu den beliebtesten Vornamen, auch bei Männern wie dem Schauspieler Günther Maria Halmer oder dem Schriftsteller Oskar Maria Graf. Es gibt Feiertage wie Mariä Himmelfahrt am 15. August. Das Original Naabtal Duo aus der Oberpfalz sang 1988 den Schlager "Patrona Bavariae", in dem ein Mann in Liebesdingen Beistand bei der Gottesmutter sucht. "Drum Leit, wenn's Ihr mal Sorgen habt, verlierts nicht gleich den Mut, schickts eure Sorg'n zum Himmel nauf, denn dann wird alles gut."
Liebenswürdige Mutter, Mutter des guten Rates, Zuflucht der Sünder, Trösterin der Betrübten oder Knotenlöserin - viele Titel werden Maria zugeschrieben, die laut biblischem Zeugnis als Mutter Jesu den Tod ihres Sohnes verkraften musste. "Wenn man es naiv ausdrücken wollte, würde man sagen, wenn irgendwas hilft, dann, wenn man sich an die Mutter wendet", sagt Roland Götz, Leiter des Archivs des Erzbischöflichen Ordinariates in München. Maria als Fürsprecherin bei Gott: Protestanten lehnten diese Fürbittfunktion von Heiligen ab.
Mariensäule in München: Zum Dank, dass Schweden die Stadt nicht plünderten
Die Katholiken reagierten prompt. 1616 ließ Kurfürst Maximilian I. von Bayern an der Fassade der Münchner Residenz eine übergroße Madonnenfigur anbringen. Zwei Jahre später begann der Dreißigjährige Krieg; katholische Truppen zogen mit dem Schlachtruf "Maria" und Fahnen mit dem Bildnis der Gottesmutter in den Kampf. 1620 errang die Katholische Liga einen Sieg in der Schlacht am Weißen Berg bei Prag, was Maximilian I. der Fürbitte Marias zuschrieb. Zum Dank wurde in der Münchner Frauenkirche ein monumentaler Altar mit entsprechender Inschrift aufgestellt.
1637 ließ der Kurfürst mitten auf dem heutigen Marienplatz die Mariensäule errichten, für die "gütigste Herrin Bayerns und mächtigste Schützerin", zum Dank dafür, dass die Städte München und Landshut von den Schweden nicht geplündert wurden. "Maria wurde auch zum Symbol der konfessionellen Differenz", erläutert Götz. Noch heute ist die goldglänzende Statue Zentrum der guten Stube Münchens.
Die kriegerischen Zeiten zwischen den Konfessionen sind Geschichte. "Maria ist nicht nur "katholisch"; sie ist auch "evangelisch". Protestanten vergessen das leicht. Aber Maria ist ja die Mutter Jesu, ihm näher als seine nächsten Jünger", heißt es im Evangelischen Erwachsenenkatechismus von 1989.
Die seit dem 19. Jahrhundert romantisch geprägte Marienverehrung bleibt dennoch etwas spezifisch Katholisches und vor allem in Bayern noch sehr stark. Als vor einigen Jahren das neue Gesangbuch "Gotteslob" erstellt wurde, konnten sich die Gläubigen Lieder wünschen, die unbedingt aufgenommen werden sollten. "Absoluter Spitzenreiter war "Segne Du Maria"", erinnert sich Götz. Den Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer dürfte das nicht verwundern. Schreibt er doch im Vorwort zur Festschrift "100 Jahre Patrona Bavariae": "Eigentliche Regentin in Bayern war und ist die Gottesmutter".
(
Cordula Dieckmann, dpa)
Info: Maria als Schutzheilige Bayerns
Die Heilige Maria wird seit mehr als 1000 Jahren in Bayern verehrt. Als am frühesten bezeugte Marienkirche im Freistaat gilt der Freisinger Dom, der 739 zur Kathedrale erhoben wurde. Berühmte Marienwallfahrtsorte sind unter anderem Altötting mit der Schwarzen Madonna, Maria Thalheim oder der Bogenberg in Niederbayern. Bekannt ist auch die Mariensäule auf dem Marienplatz in München, vom bayerischen Kurfürst Maximilian I. 1637 zum Dank errichtet, weil die Städte München und Landshut im Dreißigjährigen Krieg von Plünderungen durch die Schweden verschont blieben. Die goldglänzende Statue ist nicht nur beliebter Treffpunkt, sondern auch begehrtes Fotomotiv bei Touristen.
Offizielle Schutzpatronin wurde Maria im Ersten Weltkrieg auf Bitten des bayerischen Königs Ludwigs III. Papst Benedikt XV. stimmte zu, so dass der Festtag der Patrona Bavariae 1917 erstmals im ganzen Land gefeiert wurde. Anfangs galt der 14. Mai als Festtag, später wurde er auf den 1. Mai verlegt. Maria ist in Bayern immer noch sehr präsent, als beliebter Vorname ebenso wie an besonderen Terminen wie Mariae Himmelfahrt am 15. August. In Gemeinden mit überwiegend katholischer Bevölkerung ist dies ein Feiertag. (dpa)
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