Leben in Bayern

Vor jedem neuen Buch unternimmt Katja Brandis eine Reise – einmal war sie sogar in der Antarktis. (Foto: privat)

29.01.2021

Bayerns Joanne K. Rowling

Ihre Kinder- und Jugendbücher sind Bestseller: Katja Brandis reißt mit ihren fantastischen Geschichten ihre Fans und sich selbst aus dem tristen Lockdown-Alltag

Katja Brandis schreibt in Olching über Gestaltwandler: Kinder, die sich in Haie oder Pumas verwandeln können. Mit ihren Fantasy-Reihen „Woodwalkers“ und „Seawalkers“ erreicht die 50-Jährige Millionen Kinder und Jugendliche. Junge Leser, die auch schon Harry Potter liebten. Ihr großes Ziel: ihren Fans eine Flucht aus der Krise bieten. Auch sie selbst genießt das Eintauchen in ihre fantastische Welt. Sie sagt: „Das hat mich die letzten Monate gerettet.“

Katja Brandis strahlt, als sie in der Youtube-Fragestunde verkündet: „Ich habe wunderbare Nachrichten – die Filmrechte von Woodwalkers sind vergeben! Leider sind die Details noch geheim.“ Was ihre jungen Fans aber vor allem interessiert: „Wann kommt der Film?“ „Kann ich mitspielen?“ Und: „Darf ich Sie kennenlernen, wenn ich eine Rolle habe?“ Brandis lacht und sagt geduldig: Das dauere leider noch eine ganze Weile. „Bitte bewerbt euch nicht bei mir für das Casting.“

Brandis hat mit ihren Fantasy-Jugendbuchreihen Woodwalkers und Seawalkers die Herzen ihrer jungen Leser erobert, seit 2017 sind die Bücher durchweg auf der Spiegel-Bestsellerliste platziert. Brandis, die eigentlich Sylvia Englert heißt und in Olching lebt, schreibt unter Pseudonym ihre Kinder- und Jugendbücher. Sie erinnert sich: „Das ging los wie eine Rakete.“ Gerade ist ihr neuester Seawalkers-Band erschienen – mit einer Startauflage von 900 000 Exemplaren.

Brandis hat mit ihren fantastischen Geschichten viele Fans der Harry-Potter-Romane der britischen Erfolgsautorin Joanne K. Rowling gewonnen. In Seawalkers kann sich die Hauptfigur Tiago in einen Hai verwandeln, in Woodwalkers erlebt Carag, junger Puma und Mensch, in einer „Gestaltwandlerschule“ seine Abenteuer. Gerade ist die englische Übersetzung der Woodwalkers-Serie fertig. Brandis hofft nun, dass sich ein weiterer Traum für sie erfüllt: dass der Bestseller in den USA erscheint, wo die Geschichten spielen.

Brandis ist fleißig: Zweimal im Jahr liefert sie neuen Stoff mit Suchtpotenzial. Vor elf Jahren bereits landete die Schriftstellerin, Amerikanistin und Anglistin mit Gepardensommer und Ruf der Tiefe ihre ersten „kleinen Bestseller“, wie sie sagt. „Aber das jetzt ist ein anderes Kaliber.“ Ihren Erfolg hat sich die Autorin, die auch Romane für Erwachsene und Sachbücher schreibt, hart erarbeitet. Mittlerweile hat sie über 50 Bücher veröffentlicht.

Sie will Kinder auch für den Naturschutz sensibilisieren

Die frühere Journalistin und Lektorin ist aber nicht nur begeisterte Schriftstellerin, sondern auch leidenschaftliche Natur- und Tierschützerin. Auf ihrem Youtube-Kanal ruft Brandis zu Umweltschutzaktionen auf – und zeigt Filme von ihren abenteuerlichen Recherchereisen. Von den Erinnerungen zehrt auch die leidenschaftliche Taucherin in Corona-Zeiten selbst.

Denn normalerweise unternimmt Brandis vor jedem neuen Buchprojekt zusammen mit ihrer Familie eine Reise. Sie bestieg schon aktive Vulkane oder streifte durch den Regenwald von Costa Rica. Ihr absolutes Highlight: 2019 besuchte sie die Florida Keys, wo sie den Ort für das Seawalkers-Internat „Blue Reef Highschool“ fand. „Besonders klasse war, dass ich alle Meerestiere kennengelernt habe, die im Roman mitspielen: Delfine, Meeresschildkröten, Seekühe, Papageifischer“, schwärmt Brandis. Und natürlich Haie. Brandis war für einen Roman sogar schon einmal zwei Wochen lang mit einem Forschungsschiff in der Antarktis unterwegs. An Bord schrieb sie die ersten Seiten.

Auf ihren Reisen merke sie allerdings auch deutlich, „wie viel die Natur aushalten muss“, betont die Autorin. Ihr Wunsch: „die Kinder zu motivieren, die Natur zu schützen“. Dass der Arena-Verlag, in dem ihre Bücher erscheinen, auf ihre Initiative hin auf Recyclingpapier umgestellt und auf die Schutzfolie verzichtet hat, freut Brandis sehr, die erklärt: „Dieser ganze Plastikmüll nervt mich ungeheuerlich.“ Außerdem unterstützt sie mit Spenden Artenschutzprojekte – und versteigert Wohnzimmer-Lesungen oder Zoom-Gespräche für diesen guten Zweck.

Brandis hat aber auch ohne Reisen und trotz Lockdown ein volles Programm. Mehrere Online-Lesungen pro Woche finden derzeit statt. „Ich bin froh, dass ich es mir leisten kann, auch mal abzusagen“, gesteht die 50-Jährige. Gerade erst hatte sie ihre bislang am weitesten entfernte Online-Lesung: Vier Klassen der internationalen deutschen Schule in Dubai sahen und hörten ihr via Internet zu.

Der Tagesablauf von Brandis ist „ordentlich voll“. Nach dem gemeinsamen Frühstück mit Mann und Sohn setzt sie sich an einen Roman – täglich von 7.30 bis 13 Uhr schreibt sie. An den Nachmittagen stehen Fanbriefe, Klappentexte, Rechnungen, Telefonate mit Agenten oder die Beantwortung von Mails zum Thema Lesung auf dem Programm. Spannend wird es dann am Abend, wenn sie Sohn Robin – „mein schärfster Kritiker“, sagt sie – und ihrem Mann das neuste Kapitel ihrer aktuellen Arbeit vorliest. „Die romantischen Szenen bei meinem neuen Jugendroman, der 2022 erscheinen soll, waren ein Härtetest“, erzählt Brandis und grinst. „Aber lieber höre ich mir jetzt die Kritik an, wo ich es noch ändern kann, und mache es so spannend wie möglich, damit die beiden auch zuhören.“ Das verhindere, „dass die Schulklassen später abschalten“.

Auch als Assistent bei Lesungen und als Chat-Moderator in den monatlichen Youtube-Fragestunden unterstützt Brandis ihr Sohn. Mit Formaten wie diesem und natürlich vor allem ihren Büchern will Brandis ihre Fans jetzt auch im Lockdown aufmuntern. Dafür, dass sie so „unglaublich viel Feedback“ auf ihre Bücher bekommt, ist Brandis „sehr dankbar“. Fragen und Mails beantwortet sie meist innerhalb von ein bis zwei Tagen.

Ein schwules Paar: Die Fans finden das wahnsinnig toll

So erfährt sie, was ihre jungen Leser bewegt. „Die fanden es zum Beispiel wahnsinnig toll, als ich in Woodwalkers ein schwules Paar aufgenommen habe“, erzählt Brandis. Nun soll es in Seawalkers ein lesbisches Paar geben. „Das Thema Geschlechteridentität ist in der deutschen Unterhaltungsliteratur noch relativ selten. Aber die Jugendlichen legen sehr großen Wert darauf“, erklärt sie. Zahlreiche Zuschriften hat Brandis auch zu einer Mobbing-Szene in Woodwalkers erhalten. „Sehr viele Kinder schrieben, dass es ihnen da genauso geht wie der Hauptfigur Carag. Und dass es sie tröstet, dass Carag das überwindet.“

Finanziell leidet Brandis nicht unter Corona. Im Lockdown wird viel gelesen. Viele Eltern hätten sich bei ihr bedankt, dass die Kinder nicht nur am PC zocken, sondern dank ihr zwischendurch auch gelesen hätten. Brandis: „Die Kids können im Buch aus dieser unangenehmen Situation abtauchen.“ In eine völlig andere Welt.

Auch Katja Brandis selbst beschäftigt die Corona-Pandemie sehr. In ihrem Familien- und Freundeskreis gab es bereits einige schwere Corona-Verläufe, erzählt sie. Die Autorin ist sehr vorsichtig und hofft auf schnelle Impfungen. „Zum Glück kann ich beim Schreiben selbst in meine Romanwelten eintauchen“, sagt sie. „Das hat mich die letzten Monate gerettet.“
(Lucia Glahn)

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