Leben in Bayern

Adventskalender: Das Landesamt hatte sich diesmal auf fünf konzentriert, in denen bereits im vergangenen Jahr solche Rückstände gefunden worden waren. (Foto: dpa)

23.11.2016

Belastete Adventskalender

Schon wieder: Landesamt findet Mineralölrückstände

Auch in diesem Jahr sind wieder Mineralölrückstände in Schokoladen-Adventskalendern gefunden worden. Das bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) wies in der Schokolade von drei der fünf untersuchten Kalender geringe Mengen sogenannter aromatischer Kohlenwasserstoffe (MOAH) nach. Diese stehen im Verdacht, krebserregende Stoffe zu enthalten. Die Behörde hatte sich diesmal auf die fünf Kalender konzentriert, in denen bereits im vergangenen Jahr solche Rückstände gefunden worden waren.

"Der Verzehr von Adventskalenderschokolade gibt auf Grundlage der vorliegenden Ergebnisse und Erkenntnisse nach Auffassung des LGL keinen Anlass zur Besorgnis", betonte das Amt am Mittwoch auf seiner Internetseite - mit Verweis auf die übliche Verzehrmenge: ein Stück pro Tag an 24 Tagen im Jahr.

Die Mineralölbestandteile gehen oft aus recycelten Kartons auf die Schokolade über. Für die Herstellung wird bedrucktes Altpapier verwendet, und die Druckfarben können Mineralöle enthalten. Auch bei der Ernte oder der Herstellung des Papiers werden Mineralöle für Maschinen genutzt. Und manche Jutesäcke, in denen Kakaobohnen transportiert werden, können mit Mineralölen imprägniert sein.

Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung sind Mineralölrückstände in Lebensmitteln grundsätzlich unerwünscht. Einen gesetzlichen Grenzwert gibt es jedoch noch nicht - laut einem Änderungsentwurf soll er künftig in der nationalen "Mineralölverordnung" festgelegt werden. Die Regelung wird sich laut LGL allerdings nur auf Verpackungen aus Recyclingmaterial beziehen. Im aktuellen Test wurden jedoch nur Frischfaserkartons verwendet. Ein anderer Entwurf zur Änderung "Druckfarbenverordnung" sieht vor, dass künftig keine mineralölhaltigen Farben zum Bedrucken von Lebensmittelverpackungen mehr verwendet werden dürfen. Diese Verordnung wird gerade von der EU-Kommission geprüft.

Foodwatch, SPD und GRüne fordern einen sofortigen Verkaufsstopp

Lebensmittelrechtlich seien die Kalender nicht zu beanstanden, hieß es vom LGL. Die Hersteller der Adventskalender sollen dennoch über die Ergebnisse informiert werden.

Die Verbraucherorganisation Foodwatch hatte die Veröffentlichung gefordert. Sie forderte nun einen Verkaufsstopp sowie einen öffentlichen Rückruf der Kalender. Dem LGL warf Foodwatch vor, die Gesundheitsgefährdung zu verharmlosen: "Die Beschwichtigungen der bayerischen Behörde sind von der Wissenschaft nicht gedeckt und im Sinne des Gesundheitsschutzes inakzeptabel", sagte Johannes Heeg von Foodwatch. "Die Tests zeigen erneut, dass die Lebensmittelbranche das Mineralölproblem nicht entschieden genug angeht, solange der Gesetzgeber sie dazu nicht zwingt."

Auch der Verbraucherschutzexperte der SPD im bayerischen Landtag, Florian von Brunn, forderte, alle belasteten Produkte sofort vom Markt zu nehmen. Das Problem sei seit mindestens 2012 bekannt. Damals hatte die Stiftung Warentest Verunreinigungen festgestellt. Von Brunn kritisierte auch, dass das LGL nur fünf Adventskalender testete. Auch Rosi Steinberger, verbraucherschutzpolitische Sprecherin der Landtags-Grünen, fordert, die betroffenen Kalender aus dem Handel zu nehmen. Und endlich nach den Ursachen zu forschen. "Wie kommen die MOAH in die Adventskalender? Erkenntnisse darüber kann ein LGL-Forschungsprojekt liefern, mit dem Titel ‚Mineralölgehalte in Lebensmittelkontaktmaterial sowie Mineralölübergänge aus Lebensmittelbedarfsgegenständen auf Lebensmittel‘", sagt sie. "Wir Grüne fordern, dass über die Ergebnisse, Ziele und Erwartungen des Projekts im Umweltausschuss berichtet wird." (dpa/BSZ)

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