Leben in Bayern

Problematische Bläser: Wird das Laub aufgewirbelt, verlieren Tiere darunter ihren Lebensraum. (Foto: Daniel Bockwoldt/dpa)

28.10.2019

Blasen, saugen oder kehren?

Auf den Bäumen schön, am Boden meisten nervig: Herbstlaub bedeutet für die Kommunen Großeinsatz. Die bunten Blätter müssen schnellstmöglich vor allem von den Straßen geholt werden - möglichst tierfreundlich soll es auch noch sein

Wenn im Herbst die Bäume massenweise ihre Blätter abwerfen, herrscht in Gärten und auf den Straßen Großkampf: Die bunten Blätter und abgefallenen Früchte müssen weg, doch da ständig neues Laub nachflattert, gleicht das Einsammeln einer Sisyphusarbeit. Für die großen Städte sind die wochenlangen Einsätze dennoch lediglich jährliche Routine, zeigt eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Nur beim Aufsammeln des Laubs gibt es neue Ansätze und Geräte.

In Regensburg etwa sammelt das Gartenamt jährlich etwa 20 000 Quadratmeter Falllaub. "Das entspricht in etwa einem Fußballgroßspielfeld, das über 2,75 Meter hoch mit Laub abgedeckt ist", verdeutlich eine Stadtsprecherin. Wie in den anderen Großstädten wird das gesammelte Laub überwiegend zu den eigenen Kompostanlagen transportiert. "Der fertige Kompost dient als Ausgangsmaterial für die Herstellung von Substrat, das hauptsächlich in den öffentlichen Grünanlagen und für die Stadtgärtnerei angemischt wird."

Um das Laub aufzuheben, setzt die Stadt Regensburg laut Sprecherin wie alle anderen Städte auch Laubbläser ein, mit denen Laubhaufen gebildet werden. "Der Einsatz von Laubbläsern ist für das Gartenamt angesichts des Arbeitsvolumens unabdingbar", rechtfertig sie den Gebrauch der umstrittenen Geräte.

Immer mehr Bläser werden elektrisch betrieben

Warum die Bläser problematisch sind, erklärt Markus Erlwein, Pressesprecher beim Landesbund für Vogelschutz in Bayern: "Bei den Laubbläsern wird das Laub aufgewirbelt und die Tiere darunter verlieren ihren Lebensraum. Außerdem wird durch die Bläser Feinstaub aufgewirbelt - haben sie einen Verbrennungsmotor, wird zusätzlicher Feinstaub erzeugt." Nicht zuletzt seien die Bläser auch eine massive Lärmbelästigung: "Der Schallpegel entspricht häufig dem eines Presslufthammers." In Regensburg - so versichert die Stadtsprecherin - seien Maschinen und Geräte überwiegend lärmreduziert, seit 2016 werden akkubetriebene Geräte erprobt.

Auch in allen anderen Städten werden immer mehr Laubbläser durch leisere und umweltfreundlichere Modelle ersetzt. In München wird laut Baureferat mittlerweile ein Drittel der eingesetzten Laubbläser elektrisch betrieben. Insgesamt beseitigen die dortigen Mitarbeiter das Laub von rund 150 000 Straßenbäumen und "unzähligen weiteren auf mehr als 2300 Hektar Grünflächen", sagt ein Sprecher. Jährlich kämen so etwa 4000 Tonnen Laub zusammen. Da die kompakten Fahrzeuge, auf die das Laub von den Straßen geladen wird, schnell voll sind, werden Blätter und Co. an mehreren zentralen Stellen kurzzeitig gesammelt und dann von größeren Fahrzeugen mitgenommen.

Rutschgefahr für Fußgänger und Radler

Auch in Nürnberg werden solche temporären Sammelplätze eingerichtet. "Meist werden dazu an ausgewählten Punkten ein paar Parkplätze gestrichen", sagt eine Sprecherin vom Service-Betrieb öffentlicher Raum der Stadt Nürnberg. Ihre Kollegen sind jährlich etwa drei bis vier Wochen mit 18 Großkehrmaschinen, 24 Kleinkehrmaschinen und 40 Transportfahrzeugen im Laub-Einsatz. "Je trockener das Laub, desto leichter ist das Einsammeln", betont sie. "Wenn das Laub nass ist, wird es vor allem schwer und ist noch dazu eine große Gefahr für Radler und Fußgänger, die sehr leicht ausrutschen können." Von den 150 Laubbläsern der Stadt, seien mittlerweile 40 bis 50 Stück geräuschreduziert, "sie bringen allerdings auch weniger Leistung". Laubsauger werden in Nürnberg, wie in den übrigen Großstädten nicht verwendet.

Für LBV-Sprecher Erlwein ist das eine gute Nachricht. "Die Sauger sind wirklich ganz, ganz schlimm", sagt er. "Denn da wird beim Einsaugen gleich alles gehäckselt - auch Tiere, die sich in dem Haufen befinden, bis hin zum Igel." Grundsätzlich rät Erlwein, das Laub nicht überall wegzuputzen, sondern lieber unter Sträuchern zu verteilen oder Haufen zu bilden. "So bekommen Tiere, beispielsweise Asseln und Tausendfüßler einen wichtigen Lebensraum und die Vögel können unter den Blättern Nahrung finden."

Tatsächlich geben alle Städte an, nicht überall wo sie zuständig sind, das Laub auch wegzuschaffen. "Extensive Flächen, insbesondere unter Gehölzbeständen, werden nicht weiter bearbeitet, dort kann das Laub liegen bleiben und bodenverbessernd und als Tierunterschlupf zum Beispiel für Igel wirken", sagt etwa eine Sprecherin der Stadt Augsburg, wo jährlich etwa 1600 Tonnen Laub gesammelt werden. Und auch in Würzburg betont eine Sprecherin, dass ein Teil des Laubes unter die Gehölzflächen verteilt wird. Die Mitarbeiter sammeln dort jährlich etwa 2000 Kubikmeter Laub ein. Die Sammel-Saison geht meist bis Mitte oder Ende November - und dann direkt in den Winterdienst über.
(dpa)

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