Leben in Bayern

Eine besondere Wirkung kann bei Sichtbeton erzielt werden, wenn die fertige Oberfläche nachträglich noch behandelt wird. (Foto: BetonOrg)

30.04.2010

Der Grauton bestimmt die Wirkung

Sichtbeton: Oberflächen mit festgelegten Anforderungen an das Aussehen

Unter Sichtbeton versteht man deUfinitionsgemäß Beton, dessen Ansichtsflächen gestalterische Funktionen übernehmen und ein durch die Schalungshaut bestimmtes Aussehen haben. Die entsprechenden Definitionen finden sich in der Norm DIN 18217 „Betonoberflächen und Schalhaut“. Zusätzlich dazu legt das „Merkblatt Sichtbeton“, 2004 her-ausgegeben vom BDZ/DBV erstmals konkrete Sichtbetonklassen und die mit diesen Klassen verknüpften Anforderungen fest. Diese Einteilung soll die Kommunikation zwischen Auftraggebern, Architekten, Planern und der Bauausführung erleichtern, sowie eine objektive Bewertung der erreichten Sichtbetonqualität ermöglichen. Qualitativ hochwertige Sichtbetonflächen entstehen nur, wenn fachgerechte Gestaltung, Planung, Baustofftechnik und Baubetrieb erfolgreich zusammenwirken. Sichtbeton reicht als eindeutige Beschreibung für eine Ansichtsfläche nicht aus. Um späteren Auseinandersetzungen vorzubeugen, empfiehlt es sich zunächst, Bauherrenwünsche und technische Machbarkeit gründlich abzugleichen, wobei der Bauherr auf die unvermeidlichen Schwankungen im optischen Erscheinungsbild auch innerhalb einer Sichtbetonklasse hingewiesen werden sollte. In der Leistungsbeschreibung sollte schließlich explizit eine Sichtbetonklasse festgelegt werden. Hieraus resultieren klare Anforderungen hinsichtlich Textur/Schalhaut, Porigkeit, Farbtongleichheit, Arbeitsfugen, Ebenheit und der Erstellung von Musterflächen. Auch hier sollten bereits in der Planungsphase Gestaltungsideen und herstellungstechnische Möglichkeiten aufeinander abgestimmt werden. Die Entscheidung für Rahmenschalung oder Trägerschalung sowie die Gestaltung des Schalmusterplans entscheiden über Gliederung und Aussehen der Sichtbetonfläche. Aus wirtschaftlichen Erwägungen werden oft herstellergebundene Systemschalungen (Rahmenschalungen) mit vorgegebenen Maßen für Rahmengrößen und Ankerbohrungen verwendet. Ankerstellen und Fugenraster sind hierbei vorgegeben und können nicht verändert werden. Alternativ dazu kann eine Trägerschalung zum Einsatz kommen: Ankerstellen und Elementanordnung sind hierbei nach gestalterischen Gesichtspunkten planbar. So kann auch anspruchsvolleren Gestaltungsvorgaben Rechnung getragen werden. Der Grauton einer Sichtbetonwand bestimmt unmittelbar die architektonische Wirkung und kann durch die Auswahl des Zements beeinflusst werden (zum Beispiel Weißzement für sehr helle oder Portlandschieferzement für dunkle Oberflächen). Auch farbiger Beton ist durch die Zugabe von Pigmenten möglich. Außerdem ist zu beachten, dass schon geringe Unterschiede im Wasserzementwert unterschiedliche Helligkeiten bewirken (geringerer w/z-Wert führt zu dunklerem Beton). Deshalb sollten auch hier bereits im Vorfeld die Anforderungen an die Farbgleichheit geklärt und Grenzmaße für die Schwankungsbreite festgelegt werden. Eine besondere Wirkung kann erzielt werden, wenn die fertige Betonoberfläche nachträglich noch bearbeitet wird. In Frage kommen dabei Techniken wie Auswaschen der obersten Feinmörtelschicht, Sandstrahlen oder Flammstrahlen, manuelles oder maschinelles Nachbearbeiten der Betonoberfläche durch Stocken, Spitzen, Scharrieren sowie Schleifen und Polieren. Bei bearbeiteten Betonflächen kommen Zementstein und Gesteinskörnung gemeinsam zur Geltung. Deshalb sollte besonderes Augenmerk auf die Auswahl von Gesteinsfarbe, Körnung und Form gelegt werden, da diese bestimmend für die Farb- und Strukturwirkung sind. Um unnötige Risiken bei der Ausführung zu vermeiden und die Dauerhaftigkeit des Bauwerks zu gewährleisten, muss der Beton für Sichtbetonflächen fachgerecht eingebaut und verdichtet werden können. Die dazu erforderlichen Mindestabstände und Mindestabmessungen des Bauteils müssen bei der architektonischen Planung und Anordnung der Bewehrung beachtet werden. Kommt Sichtbeton im bewitterten Außenbereich zum Einsatz, muss der Wasserabfluss über die Fassadenflächen sorgfältig geplant werden, um ein dauerhaft gleichmäßiges Aussehen zu erreichen und Schmutzfahnen auf der Betonoberfläche zu verhindern. Es gilt bereits bei der architektonischen Gestaltung schwierige Entwässerrungssituationen (zum Beispiel Überhänge, Simse, wetterabgewandte Seiten) zu berücksichtigen und gegebenenfalls Strukturen zur gleichmäßigen Verteilung des Niederschlagswassers vorzusehen. Die Textur der Schalhaut (rau, glatt, Strukturen) bestimmt die Oberflächenbeschaffenheit der Sichtbetonfläche. Das Saugverhalten (saugend/nicht saugend) hat unter anderem Auswirkungen auf die Helligkeit: sehr glatte und helle Oberflächen lassen sich beispielsweise nur mit nicht saugenden Schalhauttypen herstellen. Bei saugenden Schalungen nimmt die Saugfähigkeit ab, je öfter das Schalungselement zum Einsatz kommt, dies ergibt tendenziell immer heller werdende Betonoberflächen. (BSZ)

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