Im Hotel Mariandl gehen die Stars in die Sauna, chillen im Whirlpool und stehen dort abends auf der Bühne. Von Rallye-Legende Walter Röhrl über den Top-Fußballer Michael Ballack bis zu Schlagerstar Andy Borg haben sich viele große Namen beim Singenden Wirt in Elisabethszell im Landkreis Straubing-Bogen schon die Klinke in die Hand gegeben. Ihr Gastgeber Stefan Dietl ist dabei selbst eine Größe im Musikgeschäft und braucht sich hinter den prominenten Namen nicht zu verstecken: Der Gastronom und Sänger bringt in halb Europa eigene Hits mit seiner Band, den „Aufdrehern“, auf die Bühne und war mehrere Wochen lang mit seinem neuen Song Des hab i net verdient in den deutschen Airplay-Charts vertreten.
Alles, was der 56-Jährige macht, macht er aus Leidenschaft. Er gibt in seinem Viersternehotel jeden Tag alles. Die Woche hat sieben Tagen bei ihm und der Tag wohl mindestens 60 Stunden. „Kein Problem, man muss seinen Beruf leben“, winkt der Hotelier bescheiden ab. Trotz Fulltime-Jobs in der Gastronomie findet er noch Raum für so viele weitere Projekte.
Vor vielen Jahren öffnete Karl Moik Stefan Dietls Vater Siegfried die Türen zur Volksmusik- und Schlagerszene. Stefan trat aber nicht in dessen Fußstapfen, er machte selbst welche. Eine klassische Gesangsausbildung gab ihm das Rüstzeug als Sänger. „Ich will Liedermacher sein und kein Schlagerfuzzi“, gibt er die Marschrichtung vor. Leicht könnte er ähnlich berühmt werden wie Maria und Margot Hellwig, wenn er auch etwas wie Servus, Gruezi und Hallo singen würde. Das ist ihm bewusst. Er will es aber nicht.
"Ich will kein Schlagerfuzzi sein“
Auch, wenn er als Entertainer auf der Bühne von halb Europa den Menschen ein paar amüsante Stunden schenkt: Es gibt den nachdenklichen Stefan Dietl, der sich zurückzieht, um Songs mit Tiefgang zu schreiben. Nach 13 CDs ist er davon abgekommen, neue Alben auf den Markt zu bringen. „Zu 15 Stücken gibt es 15 verschiedene Meinungen“, ist er sich sicher. In Zukunft hält er es wie der von ihm sehr verehrte Udo Lindenberg, der wohldosiert immer wieder einzelne Songs herausgibt.
Und das hat sich für Dietl nun als Erfolgsmodell erwiesen. Zum ersten Mal war er mit einem Lied in den deutschen Airplay-Charts vertreten. Mit Des hab i net verdient stieg er auf Platz 92 ein und arbeitete sich bis Platz 56 vor. Wochenlang hielt er sich, und das ist für einen Sänger aus Niederbayern quasi eine Sensation: In den Airplay-Charts finden sich ansonsten Namen wie Roland Kaiser, Maite Kelly oder auch Miley Cyrus.
Wie schafft man es dorthin? Indem die Nummer so oft wie möglich im Radio gespielt wird und man zahlreiche Fernsehauftritte hat. Bei dem Punktesystem, bei dem das Ranking ermittelt wird, zählen aber nur die großen Sender. Dietl freut sich riesig, dass sein neuer Hit zum Beispiel sogar auf Bayern1 läuft und auch im Radio Schlagerparadies rauf und runter gespielt wird und so gut ankommt. „Man muss sich einfach trauen und es versuchen“, erklärt er sein Erfolgskonzept.
Seit elf Jahren ist er auch ein bekanntes Fernsehgesicht. Für den Sender Melodie TV zeichnet er einmal im Monat seine Sendung „Herzlichst – Sie wünschen, wir spielen“ mit prominenten Gästen und Co-Moderatorin Romy Dadlhuber auf. Dabei sendet er natürlich nicht nur aus seinem Viersternehotel: Von Dubai über Mallorca bis zu seiner zweiten Heimat tourt er durch die Welt, um den Zuschauer*innen die schönsten Orte ins Wohnzimmer zu holen. Und natürlich interviewt er auch immer wieder bekannte Menschen, die auch regelmäßig bei ihm im Hotel sind. Wolfgang Schwalm von den Wildecker Herzbuben zählt zu den Stammgästen. Er servierte aber auch schon Polit-Schwergewichten wie dem ehemaligen Bundeskanzler Helmut Kohl, Bundespräsident Roman Herzog, Bundestagspräsident Norbert Lammert oder dem aktuellen Unions-Kanzlerkandidaten Friedrich Merz eine warme Mahlzeit.
Friedrich Merz hat hier schon gespeist
Für den Gastronomen aus Leidenschaft zählt aber nach eigenen Worten nicht der Promistatus eines Gastes – genauso willkommen sind ihm die Gäste aus Nah und Fern, die bei ihm übernachten und schmausen, ohne jemals im Fernsehen gewesen zu sein. Über 200 000 Wanderbegeisterte hat er bei Touren von Elisabethszell in die nahen Berge schon seine Region nahegebracht. Einmal in der Woche fährt er mit seinen Gästen auch nach Regensburg, um im Dom Andacht und in der Historischen Wurstkuchel Station zu halten.
Vor Jahren schon wurde Stefan Dietl am gleichen Tag wie Severin Freund zum Botschafter Niederbayerns ernannt. Er reiht sich dabei ein mit Namen wie Uschi Glas, Erich Kühnhackl oder Hans-Jürgen „Haindling“ Buchner. „Es ist mir eine Ehre, die Region zu vertreten“, sagt der Elisabethszeller, der auf seinem Hemd stets ein gesticktes Emblem des Bayerischen Waldes trägt.
Auch, wenn beruflich und musikalisch enorm viel los ist, lässt er als Gemeinderat der ÜCW (Überparteiliche Christliche Wählergemeinschaft) kaum eine Sitzung aus und setzt sich ehrenamtlich für den gastronomischen Nachwuchs als IHK-Prüfer ein. Und immer wieder gibt es besondere Ereignisse im dem kleinen Ferienort. Dort landete schon der Herzblatt-Hubschrauber, die längte Weißwurst der Welt wurde geschaffen oder ein andermal das größte Weißbierglas.
Konzerte für den guten Zweck
Er organisiert große Veranstaltungen wie im Winter die große Rauhnacht mit den schauerlichen Perchten oder ein großes Kirchenkonzert mit Stars wie Michael Hirte für den guten Zweck, für die Sanierung der Wallfahrtskirche Bogenberg zu spenden. Ein freundliches Lächeln, ein offenes Ohr und ein fröhliches Lied am Abend – das hat der singende Wirt für jeden Gast übrig, ob bekannt oder unbekannt. (Melanie Bäumel-Schachtner)
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