Leben in Bayern

Die LMU unterstützt im Rahmen des Deutschlandstipendiums junge Talente aus allen Teilen der Gesellschaft und aus aller Welt, die soziale Verantwortung übernehmen, erfolgreich Hindernisse im eigenen Lebens- und Bildungsweg gemeistert haben oder durch sehr gute Studienleistungen auf sich aufmerksam machen, mit 300 Euro im Monat. (Foto: LMU)

20.02.2025

Durch die Tierliebe und einen Schicksalsschlag zum Studium

Serie: Wie sich junge Menschen in Bayern ehrenamtlich engagieren und dabei auch persönlich über sich hinauswachsen

Philipp Palmer hätte als Schüler nicht gedacht, dass er einmal studieren würde. Nach dem Abitur bewarb er sich in einem Tierheim, weil ihm der Umgang mit den Tieren schon seit seiner Kindheit Freude bereitet hat. Doch dann verstarb seine Frau bei der Geburt. Und der plötzlich alleinerziehende Vater beschloss in der Elternzeit, Tierarzt zu werden. Bei seinem Studium an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) half ihm auch das Deutschlandstipendium. 

Philipp Palmer kam durch Umwege an die Universität. Zu Schulzeiten konnte er sich noch nicht vorstellen, einmal zu studieren. „Ich war immer sehr unmotiviert und hatte von Anfang Schwierigkeiten“, erinnert sich der heute 33-Jährige. Ständig habe er sich gefragt: Wozu brauche ich das später mal im Leben? Besonders Fremdsprachen waren ihm ein Graus. Naturwissenschaftliche Fächer haben ihn schon mehr interessiert. „Aber richtig gut war ich auch da nicht.“ 

Hinzu kam, dass sich der gebürtige Essener vor allem als Kind mit anderen Menschen schwertat.  „Ich hatte zwar Freunde“, erzählt er. Aber das habe sich auf die Schulzeit beschränkt. Ganz anders erging es ihm beim Umgang mit Tieren. „Da bin ich richtig aufgeblüht.“ Nach dem Umzug seiner Eltern nach Stuttgart war er am liebsten bei seiner Tante, die Schäferhunde gezüchtet hat. Auch seine Eltern hatten einen Hund. 

Philipp realisierte damals aber noch nicht, dass er seine Passion zum Beruf machen könnte. Sein Abitur zog er durch, um sich aber alle Optionen offenzuhalten. Beim Grübeln über die Zukunft kam ihm dann die Idee, sich in einem Stuttgarter Tierheim als Tierpfleger zu bewerben. Obwohl nur eine ehrenamtliche Stelle frei war, nahm er sie an – und merkte in den folgenden zwölf Monaten, wie ihn die Arbeit erfüllte. Aufgrund seiner guten Leistungen wurde ihm daraufhin eine Ausbildung angeboten.

Spätestens da war für ihn klar, dass er seine Tierliebe zum Beruf machen will. Doch dann traf ihn ein Schicksalsschlag: „Zu Beginn des zweiten Jahres meiner Ausbildung kam mein Sohn zur Welt, bei dessen Geburt meine Frau verstarb“, erzählt der 33-Jährige. Es sei völlig überraschend passiert, bei der Schwangerschaft habe es keinerlei Anzeichen dafür gegeben. „Ich habe zuerst noch gedacht, es sind Kopfschmerzen oder Migräne.“ Doch ein Aneurysma war geplatzt.

Sein Studium wollte er trotz des Schicksalschlags nicht aufgeben

Für Philipp war die Nachricht natürlich ein Schock. „Ich habe mir viele Vorwürfe gemacht, aber ich hätte nichts ändern können“, erinnert er sich. Plötzlich war er alleinerziehender Vater eines Säuglings. Nach einem Jahr Elternzeit beschloss er, sich an der LMU für ein Tiermedizinstudium zu bewerben. Zum einen, um seinen Sohn finanziell abzusichern. Zum anderen, weil er die Arbeit mit den Tieren nicht mehr aufgeben wollte. 

„Zum Glück habe ich von allen Seiten sehr viel Unterstützung erfahren, besonders bei der Hilfe mit meinem Sohn – sonst hätte ich das nie gemacht“, erklärt Philipp. Um zu schauen, ob das Studium etwas für ihn ist, pendelte er zu Beginn jeden Sonntag und Freitag zwischen München und Stuttgart. Dann begann die Corona-Krise und er konnte seine Vorlesungen online aus der schwäbischen Landeshauptstadt verfolgen – für den jungen Vater ein großer Vorteil.

Den Gedanken, das Studium abzubrechen, hatte er trotz mancher emotionalen Rückschläge nie. „Ich war immer mir 100 Prozent sicher, dass ich abschließen möchte“, unterstreicht Philipp. Geholfen hat ihm dabei auch das Deutschlandstipendium der LMU, das ihm finanziell den Rücken stärkt. Auch während der Geburt seines zweiten Kindes. Nach Corona war er auch wieder viel in München – allein schon wegen Prüfungen und der Praktika im Schlachthof und Veterinäramt. 

Aktuell ist der 33-Jährige für sein Kliniksemester in Ludwigsburg. Dort will er auch weiter Erfahrungen sammeln. Sein Ziel ist es aber, eines Tages eine eher ländliche Praxis selbst zu führen. „Und neben kleinen auch große Tiere zu behandeln.“ Aber erst, wenn die Kinder etwas älter sind. Zum Ende seines Studiums blickt er positiv auf ein bisheriges Leben. „Bei allem, was Schlimmes passiert ist: Ich habe immer Hilfe und positive Resonanz bekommen – egal ob privat oder im Studium.“ (David Lohmann)
 

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