Leben in Bayern

Flammen schlagen am Dienstag aus der Gamshütte bei Garmisch-Partenkirchen. (Foto: Feuerwehr Partenkirchen/dpa)

06.08.2015

Gerüchteküche um die abgebrannte Gamshütte

Die Berghütte des Bauers, der seine Wiese für das G7-Protest-Camp vermietet hat, ist in Flammen aufgegangen. Bis Ende November hätte er sie abreißen müssen

Es war am Dienstag um 14.30  Uhr, als Wanderer das Feuer in der Gamshütte bemerkten und die Feuerwehr riefen. Doch trotz eines Großeinsatzes konnte das Gebäude nicht mehr vor den Flammen gerettet werden, die Hütte samt Inventar brannte nieder. Und seitdem brodelt sie – die Gerüchteküche in Garmisch-Partenkirchen. Denn die beliebte Ausflugs-Hütte in eintausend Meter Höhe über der Marktgemeinde gehört Bernhard Raubal und der Wirt war mindestens seit dem G7-Gipfel in der Region ein bekannter – und vielfach kritisierter – Mann. Hatte er doch als einziger der Einheimischen den G7-Gegner seine Wiese für ein Protest-Camp zur Verfügung gestellt. Und dann gibt es noch die Bayerischen Staatforsten, denen das Grundstück gehört, auf dem die Hütte stand. Der Wirt sollte am 30. November das Gelände räumen, samt Gebäude. Warum also brannte die Hütte ab? Die Polizei ermittelt. Die Heimatfront stand in Garmisch-Partenkirchen und Umgebung fest geschlossen, als die Aktivisten vom Bündnis „Stop G7“ im Frühjahr verzweifelt versuchten, für ihr geplantes Protestcamp eine Gelände anzumieten. Denn Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sind Zeltlager von Demonstranten ein Dorn im Auge und so warnte er vor angeblich gewaltbereiten Gruppen innerhalb des Camps. An die Gemeinde und an die Bauern ergingen Aufrufe, auf keinen Fall Flächen zur Verfügung zu stellen. Eine Behörde habe sogar angeregt, Flächen durch Ausbringen von Gülle unbenutzbar zu machen und vermietungswillige Landwirte in der Gemeinde zu ächten.  Notfalls sollten den Camp-Betreibern unerfüllbare Auflagen gemacht werden. „Es hieß, wir sollen alles tun, um Camps zu verhindern“, berichtete damals der Bürgermeister von Wessobrunn.

Brandstiftung? Technischer Defekt? Die Polizei ermittelt

So war der Aufschrei groß, als Gamshütten-Wirt Raubal aus der Riege der Heimatverteidiger ausschied und den Gegnern sein Gelände zur Verfügung stellte. Es gab Beschimpfungen und Drohungen, die Polizei kontrollierte aus Sicherheitsgründen bei der Hütte. Ist der Brand ein später Racheakt für seine Sympathie mit den G7-Kritikern?     Aber da sind ja noch die Bayerischen Staatsforsten und mit denen steht der Wirt auf Kriegsfuss. Dabei geht es um die Verlängerung der Pacht für das Grundstück, auf dem die Hütte stand. Raubal habe seinen Vertrag nicht mehr ordnungsgemäß verlängert, so der Vorwurf.  Der Wirt sieht das anders: Man habe am 17. März 2011 die Sache mit Handschlag besiegelt. Warum man ihn jetzt raushaben wolle, wisse er nicht. „Es heißt, mein Opa habe gewildert und der Raubal kann sich nicht unterordnen“, sagte er in Richtung Forstverwaltung Oberammergau. Er vermutete auch ökonomische Interessen, vielleicht wollten Spekulanten das Grundstück haben. Ein Garmisch-Partenkirchener hatte sogar im Internet auf Facebook die Seite „Rettet die Gamshütte“ eingerichtet. Der Streit landete schließlich vor dem Oberlandesgericht München und dort ging der vorletzte Akt des Hüttendramas über die Bühne. Das Gericht bestätigte eine Räumungsklage gegen den Wirt und Raubal lehnte erneut eine Entschädigung von 250.000 Euro für die Hütte als zu wenig ab. Die Folge: Er muss das Gebäude bis zum 30. November diesen Jahres abreißen. Oder was jetzt noch davon übrig ist. Natürlich macht im Ort das Gerücht eine „Warmsanierung“ die Runde. Am Mittwoch nun untersuchten Brandfahnder der Kripo die Hütte, das Ergebnis ist noch offen: Von Brandstiftung bis zum technischen Defekt sei alles möglich. (Rudolf Stumbeger) Bild: So idyllisch war es bis vor Kurzem noch auf 940 Metern Höhe: Die Almhütte von Bernhard R. war ein beliebtes Ausflugsziel. (Foto: Stumberger)

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