Leben in Bayern

"Ein Maybach ist kein Oldtimer sondern ein Kunstwerk", sagt Helmut Hofmann. Er hat ein eigenes Museum für die Luxusmarke von einst gegründet. (Foto: obx-news)

24.03.2015

Große Bühne für den Maybach

Mitten in der Oberpfalz wird dank einer privaten Initiative ein Stück deutsche Automobilgeschichte lebendig - im weltweit einzigen Maybach-Museum

Einer von Deutschlands größten automobilen Schätzen begeistert seit sechs Jahren jedes Jahr mehrere zehntausend Besucher in die Oberpfalz: In Neumarkt hat der Kieferchirurg Helmut Hofmann in den vergangenen zwei Jahrzehnten knapp zwei Dutzend historische Maybach-Luxuslimousinen zusammengetragen. Jeder der exklusiven und originalgetreu restaurierten Wagen ist ein Einzelstück, der Wert jedes einzelnen Fahrzeugs schätzen Kenner auf eine bis mehrere Millionen Euro, einen offiziellen Markt gibt es nicht. Seit 2009 ist die bundesweit größte Maybach-Sammlung auch öffentlich zugänglich - in Deutschlands erstem Maybach-Museum. Ein ehemaliges Fabrikgelände dient als Empfangs- und Ausstellungshalle für die Luxuslimousinen vergangener Jahre.
"Ein Maybach ist kein Oldtimer sondern ein Kunstwerk", sagt Hofmann und gerät ins Schwärmen. Zwanzig Jahre lang hat der Präsident des Maybach-Clubs Deutschland gesammelt, gestöbert, renoviert und geforscht, bevor er den Entschluss fasste, ein eigenes Museum für die Luxusmarke von einst zu gründen. Maybach-Limousinen waren im Deutschen Reich zwischen 1920 und 1939 das Statussymbol der Reichen und Mächtigen. Sehr wohlhabende Unternehmer, auch einige Größen des öffentlichen Lebens wie Schauspieler und Sänger leisteten sich einen Maybach, das Auto eines Herstellers, der zu jener Zeit die Spitze deutscher Automobilkonstruktion bildete. "Sicherheit-Tempo-Eleganz! Maybach-Karosserien bleiben der Ausdruck zeitgemäßer Verkehrsmittelkultur - sie verzichten auf Nebensächlichkeiten und behalten die Note, die sich auf behagliche Bequemlichkeit, erlesenen Raumgestaltung und die repräsentative und doch sportliche Linie gründet", warben Maybach-Konstrukteure 1935 in einer Eigenanzeige. Wer sich einen Maybach leisten konnte, durfte sich guten Gewissens zur absoluten Oberschicht zählen: "Für den Preis eines Maybachs hätte man sich damals eine Villa in einer guten Innenstadtlage bauen können", sagt Hofmann.

Gefertigt wurden nur 1750 Limousinen

Das erklärt auch, warum in der gesamten Produktionszeit von 1920 bis 1938 in den Maybach-Werken im heutigen Baden-Württemberg nur 1750 Limousinen gefertigt wurden. Rund 150 davon sind bis heute erhalten. Dr. Hofmanns Maybach-Museum ist bis heute weltweit das einzige seiner Art. Einzelne Maybach-Wagen finden sich unter anderem in der Autosammlung Steim in Schramberg/Schwarzwald im Zeppelin-Museum in Friedrichshafen, im Carl-Bosch-Museum in Heidelberg, im EFA-Museum für Deutsche Automobilgeschichte und im Auto- und Technikmuseum Sinsheim. "Nirgends aber gibt es ein Museum, in dem so viele und ausschließlich Maybachs zu sehen sind", sagt der Museumsgründer.
Jede Limousine und jedes Cabrio in der Sammlung des 61-jährigen Zahnarztes erzählen eine große Geschichte: Dort findet sich der Wagen des damaligen Bischofs von Trier genauso wie das prächtige beinahe sechs Meter lange Modell "Zeppelin", das einst der Vorstand des Versicherungskonzerns Gerling lenkte.  Fahrtüchtig sind die mit 150 bis 200 PS äußerst großzügig motorisierten Luxuskarossen auch heute noch. Dr. Hofmann macht regelmäßig Spritztouren mit seinen Wagen - auf der Autobahn und dort durchaus auch auf der Überholspur. Auch für die Besucher des mehr als 2500 Quadratmeter großen Privatmuseums gibt es die Möglichkeit, einmal das Fahrgefühl eines Maybachs zu erleben. Hofmann will die Faszination Maybach in seinem Museum an seine Gäste weitergeben. Er selbst steckt jede freie Minute in sein Hobby. Und die ganze Familie schraubte mit, damit bis seinerzeit zur offiziellen Eröffnung alles fertig wurde.

Eigentlich ging es Maybach um Luftschiff-Motoren

Einen Teil der Ausstellung hat der Kieferchirurg der Geschichte der Maybachs gewidmet. Dort ist unter anderem zu lesen, dass Wilhelm Maybach - Vater des späteren Autokonstrukteurs Karl - zwar als "König der Konstrukteure" galt und maßgeblich an der Entwicklung des Mercedes beteiligt war, sein Wirken sich aber besonders auf den Bau von Luftschiff-Motoren konzentrierte. Als der Versailler Vertrag 1919 den Deutschen den Bau der Zeppeline verbot, schwenkten die Maybachs um auf den Bau von Automotoren. Ein historischer Glücksfall: Sonst hätte die Historie von Deutschlands erster schillernder Edel-Automarke vielleicht nie begonnen. (obx) Das Museum für historische Maybach-Fahrzeuge (Holzgartenstraße 8, Neumarkt in der Oberpfalz) ist täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. 

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