Während viele andere Nürnberger in ihren Wohnungen auf ein Ende der Virus-Krise warten, schlendert Monika gemütlich zu ihrer Laube in der Gartenkolonie am Marienbergpark in Nürnberg. „Die Natur ist herrlich. Auch in der Krise“, freut sie sich und zückt den Schlüssel für das Gartentor. „Normalerweise dürfen auch Besucher herein, aber durch Corona dürfen nur Gartenbesitzer auf die Anlage“, sagt die Kleingärtnerin und sperrt die Tür zu ihrem „kleinen Paradies“ auf: 300 Quadratmeter inklusive Häuschen und ganz viel Grün. „Den Garten habe ich seit dem letzten Jahr“, erzählt Monika stolz und begrüßt mit einem Lächeln die gelben Blümchen, die ihre Köpfe dem hellblauen Himmel entgegenrecken.
Während anderen die Decke daheim auf den Kopf fällt, kann Monika in ihrer Parzelle das Frühlingserwachen genießen. Leben wie Gott in Frankreich? Neidisch seien manche sicherlich ein bisschen, vermutet Monika. Während sich andere Vereine in der Zwangspause befinden, dürfen die rund 8500 Kleingartenbesitzer in der Frankenmetropole trotz der Corona-Krise in ihren Lauben ihrem Hobby frönen.
Angst vor dem Spießertum habe sie früher gehabt. Heute freue sie sich, dass sie sich für den Garten beworben habe, erzählt Monika. 3000 Euro habe die Ablöse für das schnuckelige Gartenhäuschen betragen. Pro Jahr fallen noch einmal Pachtgebühren und Vereinsbeiträge in Höhe von rund 400 Euro an. „Und natürlich Geld für das Wasser zum Gießen“, sagt Monika und erzählt, dass sie trotz Krise fast jeden Tag in ihre Laube fahre, um die Pflanzen in den Beeten mit Gießkanne und Gartenschlauch vor dem Austrocknen zu bewahren. Auch wenn sie die viele Arbeit etwas unterschätzt habe – missen möchte Monika ihren Garten gerade jetzt in der Krise auf keinen Fall mehr, sagt sie.
Corona-Krise: Mehr Leute denn je träumen von einer Laube
Die pensionierte Lehrerin begrüßt Günter Körner, der als langjähriger Fachberater bei den Kleingärtnern dank seines grünen Daumens bekannt wie ein bunter Hund ist. Körner freut sich, dass sich immer mehr Menschen für eine Datsche interessieren. 30 Kandidaten stünden allein in der Kolonie am Marienbergpark momentan auf der Warteliste. Unter drei Jahren sei der Traum von der eigenen Parzelle in der Kleingartenkolonie „Kurt Ahles“ in der Braillestraße kaum zu erfüllen, erklärt Körner, den alle Laubenpieper nur Günter nennen und bei botanischen Fragen von „B“ wie Baumschnitt bis „V“ wie Vereinsregeln immer um Rat bitten können.
Manchmal muss Günter auch ungefragt für Ordnung sorgen, wenn sich einer der insgesamt 238 Mini-Oasen-Besitzer auf den rund 95 000 Quadratmetern nicht an die Vorschriften des Bundeskleingartengesetzes halten will. „Ein Drittel Anbaufläche, ein Drittel für die Freizeit und ein Drittel für den Ziergarten“, bringt Körner das oberste Gebot auf den Punkt und verrät augenzwinkernd, dass mehrmaliges Rasenmähen am Tag entgegen der landläufigen Meinung ausnahmsweise nicht zum üppigen Regelwerk gehört.
Überhaupt gehe es in den Lauben viel freizügiger zu, als viele befürchten. Günter fühle sich jedenfalls nicht der Tradition eines Moritz Schreber und seiner autoritären Naturerziehung verpflichtet. Günter gießt dagegen auch schon mal leicht bekleidet seine Blumen. Frei nach dem Motto: In meiner Laube bin ich König.
Derweil freut sich Jochen Obermeier vom Stadtverband der Nürnberger Kleingärtner, dass sich wieder immer mehr junge Familien pünktlich zum hundertjährigen Bestehen für einen Kleingarten begeistern können. Moderne Trends wie das wachsende Umweltbewusstsein würden den Nachwuchs in Scharen auf die Wartelisten treiben. Viele Familien würden davon träumen, Ökogemüse in der eigenen Laube anbauen zu können. Nicht zuletzt hohe Mieten und fehlende Grünflächen würden junge Nürnberger massenweise in die Kleingärten treiben. Durch den Shutdown in der Virus-Krise würden die Menschen mehr denn je von der eigenen Laube in der Großstadt träumen, ist sich der Gartenfreund sicher.
Obermeier freut sich, dass die Kleingartenidee noch genauso modern ist wie vor 100 Jahren. Mittlerweile habe sich auch herumgesprochen, dass die vielen Vorschriften nicht zum Piesacken der Gartenfreunde existieren. „Wir müssen die Regeln einhalten, sonst verlieren wir die Gemeinnützigkeit und müssen für unsere Gärten das 20- bis 30-Fache bezahlen“, ist sich Obermeier sicher und sagt, dass nur die vielen Vorschriften und Regularien einen Pachtpreis von schlappen 71 Cent pro Quadratmeter und Jahr ermöglichen könnten.
Die familienfreundlichen Preise wissen auch Stefan, Melanie, Felix und Emma zu schätzen. Gerade in der Krise sei der Garten pures Gold wert, freut sich die junge Familie und winkt Monika, der neuen Nachbarin in der Kleingartenkolonie am Marienbergpark, beim fröhlichen Gießen und Genießen der kleinen Gartenfreiheit aus virensicherer Entfernung zu.
(Nikolas Pelke)
Foto (Pelke): Jeden Tag im Schrebergarten: die pensionierte Lehrerin Monika.
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