Leben in Bayern

Der iranische Flüchtling Milad Ramezanpour mit Pfarrer Andreas Müller (rechts) in der Sakristei der katholischen Pfarrkirche St. Anton in Nürnberg. Der 27-Jährige ist vor 13 Monaten aus dem Iran geflohen, in Nürnberg engagiert er sich nun als Messdiener. (Foto: dpa)

21.09.2016

Integration im Messdienergewand

Milad Ramezanpour ist vor 13 Monaten aus dem Iran geflohen. In Nürnberg engagiert er sich nun als Messdiener. Er lebt damit vor, was CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer jüngst in seiner umstrittenen Äußerung beleuchtete

Milad Ramezanpour steht in der Sakristei und schenkt Wein in eine kleine Karaffe. Der nächste Gottesdienst wird vorbereitet und der junge Iraner hat gelernt, welche Dinge zu erledigen sind. Mehrmals wöchentlich ministriert der 27-Jährige bei Werktagsmessen in der Pfarrei St. Anton in Nürnberg. "Ich fühle mich sehr wohl hier", sagt Ramezanpour. "Auch die Gottesdienste gefallen mir sehr."

Und auch wenn er kein Senegalese ist - Ramezanpour lebt Tag für Tag, was CDU-Generalsekretär Andreas Scheuer in seiner umstrittenen Äußerung skizziert hat. Für ihn bietet die Kirche festen Halt und eine sinnvolle Aufgabe - wichtige Voraussetzungen für eine Integration in die deutsche Gesellschaft.

Der dunkelhaarige, ernst dreinblickende Iraner lebt seit einem Jahr in Deutschland. In seiner Heimat hatte er viele Probleme mit der Familie und der Politik. Über Details - auch zu seiner Religion - spricht er nur ungern. Sein Asylverfahren läuft noch. Wieder in seine Heimat zurückzukehren kann sich Ramezanpour jedenfalls nicht vorstellen.

Den Weg zum Christentum auf der Flucht gefunden

Den Kontakt zur Pfarrei St. Anton in Nürnberg fand der eigentlich in Dietenhofen (Landkreis Ansbach) lebende Iraner über Bekannte. In der Gemeinde im Nürnberger Stadtteil Bärenschanze hat er inzwischen Anschluss gefunden. Inzwischen wohnt er über dem Pfarrbüro - und engagiert sich regelmäßig als Messdiener.

Der Pfarrer der Gemeinde St. Anton, Andreas Müller, ist nach vielen schwierigen Gesprächen mit dem nur wenig Deutsch sprechenden Iraner überzeugt davon, dass es Ramezanpour mit seinem kirchlichem Engagement um mehr geht als um ein Sprungbrett in die deutsche Gesellschaft. "Ramezanpour hat sich wirklich dem Christlichen zugewandt."

Dabei habe der Iraner seinen Weg zum Christentum erst auf seiner Flucht gefunden. In der Türkei habe er die Bibel kennengelernt und angefangen, sich damit zu beschäftigen. Seitdem setze er sich intensiv mit der christlichen Lehre auseinander - der Weg zur katholischen Kirche in Bayern sei da nicht weit. Ramezanpour soll bald auch offiziell Mitglied der Gemeinde werden: An Ostern steht die Taufe des jungen Iraners an.

Die Alternative: Ein Flüchtling, der allein im Lager sitzt

Die Äußerungen von Scheuer sieht - wie auch andere in der katholischen Kirche - auch Pfarrer Müller kritisch: "Herr Scheuer hat sich sehr unglücklich ausgedrückt. Aber eins stimmt: Je besser die Flüchtlinge integriert sind, desto schwerer sind sie abzuschieben." Das sei allerdings kein Grund, die Flüchtlinge nicht zu integrieren. "Die Alternative wäre ein Flüchtling, der allein im Lager sitzt, während das Verfahren abgewickelt wird", sagt Müller.

Dies hält der Pfarrer nicht für richtig - und ist mit seiner Gemeinde bereit, jeden aufzunehmen. Derzeit gehören sechs Flüchtlinge zum Team der Ministranten. "Die Willkommenskultur wird hier gepflegt", sagt Müller.

Weitaus deutlicher drückte sich am Mittwoch Kardinal Reinhard Marx aus: Im ARD-"Morgenmagazin" mahnte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz eine "rote Linie" im Umgang mit Flüchtlingen angemahnt. "Natürlich gibt es unter Christen immer unterschiedliche politische Meinungen, auch politische Parteien, die man dann wählt", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.

"Es gibt ein paar Linien, auf die muss man sich dann schon einlassen." Dazu gehöre, dass jeder Schutzsuchende in Deutschland menschenwürdig behandelt werde und ein faires Asylverfahren bekomme. Auch müsse politisch und finanziell mehr getan werden, damit Menschen nicht aus ihrer Heimat fliehen müssten. (Fabian Nitschmann, dpa)

Kommentare (1)

  1. Maria am 10.10.2016
    Einfach sprachlos , eine Frage ist der herr Pfarrer Müller , Evanglische Priester oder Katholik den bei der Evanglische Kirche ist kein problem da das Abendmahl nur als Erinnerung ist aber in der Katholische Kirche den eine noch nicht getaufte Person als Messdiener bei Der Heilige Messe wo das Herz der Kirche ist und das Wichtigste Ereignis statt findet ..... Herr Ramezanpur hat keine Fehler gemacht den ihm ist nicht bewusst was da geschieht aber Herr Andreas Müller .... als Eine Gläubige Konvertierte Katholische Christ sage ich es tut mir leid aber Herr Müller sie sind eine Schande für die Katholische Kirche . den sowas nennt man keine Integration sondern macht ausnutzen aus falsche Toleranz Helfen kann man anders aber man spielt nicht mit das Glauben der Gläubigen und Ihre Überzeugung ....
Die Frage der Woche

Soll die tägliche Höchstarbeitszeit flexibilisiert werden?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2024

Nächster Erscheinungstermin:
28. November 2025

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 29.11.2024 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.