Leben in Bayern

13.04.2017

Kuscheln mit Kois

Bei einer niederbayerischen Familie dreht sich alles um exotische Fische – 56 Mal ist sie deshalb schon nach Japan geflogen

Vor 25 Jahren hat Hildegard Bauer ihrem Mann zwei Koi-Karpfen aus dem Baumarkt geschenkt. Daraus wurde eine große Leidenschaft. So groß, dass dort, wo die Bauers früher Milch und Brot verkauft haben, heute riesige Wasserbecken stehen – mit so vielen Fischen, dass es nur so sprudelt und blubbert. „Das sind meine Haustiere“, sagt Max Bauer breit lächelnd, während er die Tür zu seinen Firmenräumen öffnet. Wer nun erwartet, Hunden, Katzen oder Kaninchen über das Fell streicheln zu dürfen, der hat sich getäuscht. Bei Bauers Lieblingen handelt es sich um Kois. Der Juniorchef der Firma Koi-Bauer stellt sich auf einen Vorsprung des großen, sauberen Beckens auf dem Anwesen in Zinzenzell im Landkreis Straubing. Und schon blubbert und sprudelt es im Wasser. Riesige japanische Karpfen in leuchtenden Farben tummeln sich am Beckenrand. Ihre runden Mäuler strecken sie dem jungen Mann entgegen.
Und die Fische sind tatsächlich erstaunlich zutraulich. Es wird gekrault, eine Flosse getätschelt – und schon nuckelt ein Koi zart an Bauers Fingern. Glatt und kühl und fest fühlt sich die Haut an. Mit Koi gekuschelt – das geht.

Bei Familie Bauer dreht sich seit 25 Jahren alles rund um den Koi. 1992 hat Hildegard Bauer ihrem Mann Edgar zum Vatertag zwei Koi-Karpfen aus dem Baumarkt geschenkt. Und schon war die Leidenschaft der Bauers für die bunten Karpfen, die in Japan als Symbol für Erfolg, Stärke, Glück und Wohlstand gelten, geweckt. Die beiden begannen, sich intensiv mit Kois zu beschäftigen und eigneten sich alles an, was es zu lernen gab. Zwei Jahre später waren sie bereits als nebenberufliche Koi-Händler tätig.

Ein halbes Jahr in Quarantäne

Doch Hildegard und Edgar Bauer verkaufen keine Baumarktfische. Sie möchten ihren Kunden exquisite Tiere bieten. Deshalb fliegt das Ehepaar, verstärkt durch Sohn Max, zweimal im Jahr ins Niigata Gebirge nach Japan, um dort bei Züchtern Tausende von Fischen zu sichten. Sie in Niederbayern zu züchten, ist schwer möglich – auch aufgrund des Klimas. 56 Reisen haben die Bauers bereits nach Japan unternommen.

Die großen Kois werden schon im Herbst gekauft. Sind sie geschützt durch einen Beutel und in der Dunkelheit eines Spezialkartons per Flugzeug in Deutschland angekommen, müssen sie erst einmal für mindestens ein halbes Jahr in Quarantäne. „Das ist mein Projekt“, sagt Max Bauer stolz und weist ins Innere des früheren kleinen Lebensmittelgeschäfts. Wo früher Milch und Brot zum Verkauf standen, stehen nun 18 große Becken, in denen die Fische bleiben, bis erwiesen ist, dass sie keine Bakterien aus Japan in den Bestand bringen. In dieser Zeit wird jeder Fisch zweimal von Achim Bretzinger untersucht, einer europaweiten Koryphäe der Tiermedizin: Er ist Fachtierarzt für Fische und reist extra aus Lauingen an.

Für die Familie sind die Kois nicht nur Kapital. Wird ein Tier trotz strenger Gesundheitskontrollen einmal krank, wird es zwar nicht mehr verkauft, aber darf im familieneigenen Naturteich bleiben, gut umsorgt von der Familie. „Wir leben nicht nur vom Koi, wir leben mit dem Koi“, sagt Max Bauer und blickt liebevoll auf seine „Haustiere“.

Aber sind Kois nicht unbezahlbar? „Das stimmt nur bedingt“, sagt Max Bauer. „Die meisten Fische, die wir verkaufen, liegen in der Preiskategorie zwischen 300 und 2000 Euro.“ Er habe aber auch Japan-Karpfen für 50 Euro im Angebot. Und auch für 25 000 Euro. Zu letzter Kategorie zählen die riesigen, zahmen Kois, die über einen Meter lang werden können. Es kommt aber nicht nur auf die Größe an, sondern auch auf die Zeichnung und Farbe.

Nicht nur aus ganz Deutschland kommen Koi-Liebhaber zu den Bauers nach Niederbayern. Auch aus Österreich, Frankreich, der Schweiz und Italien reisen sie an. Deshalb plant die Familie gerade im Obergeschoss ein japanisches Schlafzimmer für Übernachtungsgäste. So ein Fisch möchte wohlüberlegt erworben werden. Denn wer sich für einen Koi entscheidet, der entscheidet sich für ein Lebewesen, das zwischen 50 und 70 Jahre alt werden kann. (Melanie Bäumel-Schachtner)

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