Leben in Bayern

Dieter Kronzucker 2009 mit dem Medienpreis "Goldener Prometheus". (Foto: dpa)

21.04.2016

Mahner für meinungsfreie Nachricht

Dieter Kronzucker gilt als einer der Väter des TV-Infotainments. Vor der Kamera steht er nicht mehr, das Mediengeschäft aber interessiert ihn nach wie vor

Er steht kaum noch vor der Kamera, auch nicht mehr dahinter. Doch den Medienalltag verfolgt Dieter Kronzucker nach wie vor mit großer Aufmerksamkeit. "Die Nachrichten sind heute sehr viel didaktischer aufgebaut als früher", sagt der einstige Moderator des ZDF-"heute-journals". Und mahnt gleichzeitig, Nachricht und Meinung auch weiterhin sauber zu trennen. Am 22. April wird der Fernseh-Journalist, Hochschullehrer und Buchautor 80.

"Heute fließt in den Beitrag eines Reporters viel schneller dessen persönliche Meinung ein", stellt Dieter Kronzucker fest. "Die Nachricht ist ehern", zitiert er einen Satz seines 1995 gestorbenen ARD-"Tagesthemen"-Kollegen Hanns Joachim Friedrichs. Und merkt kritisch an: "Sie wird gebeugt und gebeutelt."

Böhmermanns Schmähgdicht: "bewusst verletzend und schäbig"

Das Schmähgedicht des ZDF-Satirikers Jan Böhmermann über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hält Kronzucker "für bewusst verletzend und schäbig". Den zuvor in der NDR-Sendung "extra 3 - Der Irrsinn der Woche" verbreiteten Song über Erdogans Umgang mit den Medien "fand ich noch ganz lustig". Doch mit dem Gedicht habe Böhmermann "alle Tugenden über den Haufen geworfen, die Satire und Karikatur haben kann".

Kronzucker berichtete von vielen Brennpunkten der Welt und fand dabei früh zu seinem ganz eigenen Stil des Erzählens. Nicht umsonst gilt der Journalist als einer der Väter des TV-Infotainments, der Verbindung von Information und Unterhaltung. Viele seiner Eindrücke verpackte das Multitalent zusätzlich in Buchtitel wie "Kuba in der Klemme" oder "Mein Europa".

Die Karriere des promovierten Philosophen begann in den 1960 Jahren als Redakteur von "Monitor" und "Weltspiegel" beim Westdeutschen Rundfunk (WDR). Danach ging Kronzucker als ARD-Korrespondent nach Vietnam und Südamerika. 1978 wechselte er zum ZDF, wo er das neu geschaffene "heute-journal" moderierte. Anschließend leitete er das ZDF-Studio in Washington. Fernsehzuschauer schätzten seine Reportagen aus allen Ecken der Erde in der ZDF-Reihe "Abenteuer und Legenden" 1991 ging Kronzucker zu Sat.1, bis vor einem Jahr war der zur ProSiebenSat.1-Gruppe gehörende Nachrichtensender N24 seine journalistische Heimat.

Entführung der Töchter: Für Kronzucker immer noch ein dramtisches Ereignis

Die nach Zahlung eines Millionen-Lösegeldes glücklich beendete Entführung seiner beiden Töchter sowie eines Neffen im Sommer 1980 in der Toskana sieht Kronzucker auch 36 Jahre später als dramatisches Ereignis für ihn und seine Familie. "Aber Sabine und Susanne sind glücklich verheiratet, jede hat zwei Kinder", resümiert der Großvater. Susanne Kronzucker ist ebenfalls Journalistin. Sie moderierte zuletzt das ZDF-Frauenmagazin "ML mona lisa".

Sein Wissen gibt Dieter Kronzucker nach wie vor an der privaten SRH Hochschule Berlin weiter, die sich rühmt, Studenten aus 48 Ländern zu unterrichten. "Es ist ein Studium Generale im besten Sinn", sagt er. Zweimal im Jahr kommt er zu einer Gastprofessur an die Universität im andalusischen Granada. Die Region liebt der jung gebliebene Sportsmann auch deshalb, weil er in der Sierra Nevada Skifahren kann. In seinem Hauptwohnsitz am oberbayerischen Tegernsee sind die Pisten ebenfalls vor der Haustür.

Es ist noch nicht lange her, so erzählt Dieter Kronzucker, dass er an einem Skilift ein Seniorenticket verlangte. Die Kassierin hielt ihn wohl für deutlich jünger und wollte den Ausweis sehen. "Als sie sich von meinem tatsächlichen Alter überzeugt hatte, sagte sie: Sie sind über 75 und dürfen gratis Lift fahren." (Paul Winterer, dpa)

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