Leben in Bayern

Günter Metz ist mit seinen 79 Jahren längst im Rentenalter, das Schnitzmesser aber gibt der Bildhauermeister noch lange nicht aus der Hand. (Foto: Kleinhenz)

17.12.2021

Mehr als Maria, Josef und das Jesuskind

Seit über 60 Jahren schnitzt der Unterfranke Günter Metz Weihnachtskrippen – und setzt damit auch den Menschen seiner Rhöner Heimat kleine Denkmäler

Die Späne fliegen an der Werkbank, wenn Holzschnitzer und Bildhauermeister Günter Metz an einer seiner Weihnachtskrippen arbeitet. Unzählige stehen bereits in Familienwohnzimmern. Aber auch in Kirchen. Es gebe keine einzige deutsche Diözese, die ihm nicht schon einmal den Auftrag erteilt hätte, etwas Kunstvolles zu schnitzen.

Seit über sechs Jahrzehnten ist Metz Kunstschaffender in der Rhön. Obwohl der 79-Jährige in Langenleiten im Landkreis Rhön-Grabfeld längst im Rentenalter ist, fertigt er unermüdlich Weihnachtskrippen, Heiligenfiguren, Skulpturen und Porträts an. Er verbindet realistische Szenen mit einem Hauch von Idylle. Mit seinen Krippen stellt er in aller Schlichtheit das göttliche Geheimnis der Menschwerdung dar. Jesuskind, Maria und Josef, aber auch die Hirten mit ihren Schafen und die Weisen aus dem Morgenland – es ist ein friedliches Bild, das Metz erschafft.

Es sind seine eigenen Entwürfe, die Metz’ Arbeiten die persönliche Note geben. „Ich hab schon immer versucht, neue Wege zu gehen – und sie auch gefunden. Deshalb fertige ich meine Krippen auch mal ohne das Jesuskind in der Futterkrippe an“, erzählt er. „Ich zeige es dafür auf dem Schoß seiner Mutter, die ihren Sohn nach der Geburt erst in Windeln wickelte und dann in eine Krippe legte.“

Figuren tragen Gesichtszüge eigener Familienmitglieder

Mittelpunkt seines Kunstschaffens bei den Weihnachtskrippen bleibt für Metz die Botschaft von der Geburt Christi. Der Krippenbauer legt Wert auf die Tradition. „Ich möchte den guten alten Brauch der ursprünglichen Schnitzkunst erhalten, um sie der kommenden Generation zu überliefern“, sagt er. Und fügt hinzu: „Ich schnitze noch jede Krippe selbst, für Kenner und Liebhaber auch nach ihren Wünschen.“ Dabei arbeitet Metz Hand in Hand mit seiner Frau Anni. Sie bemalt die Figuren und verleiht den Gesichtern mit feinen Pinselstrichen Mimik. Auch an die aufwendige Blattvergoldung wagt sie sich.

Metz besitzt auch einen kleinen Ausstellungsraum. Dort steht seine erste Krippe, „ein unverkäufliches Erinnerungsstück“, das er gefertigt hat, als er gerade mal 15 Jahre alt war.

Metz wurde 1942 in Würzburg als Sohn eines Landwirts und Arbeiters geboren. Aufgewachsen ist er in Langenleiten, wo er seine ersten beruflichen Gehversuche in der Schreinerei seines Großvaters Franz Hauck machte. Eine Bildhauerlehre folgte von 1956 bis 1959 an der Staatlichen Holzschnitzschule Bischofsheim, später arbeitete er dann bei einem renommierten Bildhauer in München. Nachdem Metz 1965 seine Meisterprüfung abgelegt hatte, machte er sich selbstständig.

Heute sind seine Krippen nicht nur in ganz Deutschland zu finden, sondern auch im benachbarten Ausland. Auf Wunsch schnitzte er nach der Wende zum Beispiel für den Erfurter Dom einen heiligen Antonius und Josef. Und im hessischen Fulda steht eine Weihnachtskrippe von ihm. Die weihnachtliche Landschaft ist dort seit Jahrzehnten im Wechsel mit einer anderen Krippe auf dem Weihnachtsmarkt zu sehen. Nach Fulda ging vor rund 35 Jahren ein Exemplar, das mit barockem Charakter der Figuren besticht. „Sie sind farbenfroher und haben mehr Bewegung in der Szene als meine fränkischen Krippen, die etwas ruhiger wirken und mehr auf individuellen Ausdruck angelegt sind“, beschreibt Metz den Unterschied.

Gerne erinnert sich der Künstler auch an die Weihnachtskrippe für ein Kloster in Nordrhein-Westfalen. Eine sogenannte Ankleidekrippe mit 80 beweglichen Figuren, mit bis zu 1,80 Metern lebensgroß. Später wurden die Weihnachtsfiguren eingekleidet und werden heute mit lebenden Tieren im Raum Münster ausgestellt.

Auch die bekannte Weihnachtskrippe in der Klosterkirche auf dem Kreuzberg in der Rhön stammt von Metz. 2002 arbeitete er an ihr nahezu ein ganzes Jahr. Einige der Krippenfiguren tragen die Gesichtszüge von Menschen aus seinem eigenen Familien- und Bekanntenkreis. Die Großmutter, aus zartem Lindenholz geschnitzt, erinnert zum Beispiel an die Oma seiner Frau. Der Künstler möchte auf diese Weise die Nähe zu seiner Heimat und der Region betonen. Aber nicht nur die Krippe mit den über 30 Figuren in der Klosterkirche stammt von ihm, auch das zwei Meter große Relief des heiligen Franziskus am Kerzenaltar im Außenbereich des Gotteshauses – und die Porträts der Mönche.

Er würdigt in seiner Kunst das schlichte Landleben

Beim Bau der Krippen verwendet Metz zu 80 Prozent Lindenholz. Es ist sehr weich und gut zu bearbeiten. Metz besorgt es sich von örtlichen Anbietern. Ein bis fünf Jahre muss das Holz trocknen, bis es verwendet werden kann – je nach Umfang der Stämme. Aber auch Eiche, Apfel, Birne, Kirsche und Zirbelkiefer kommen zum Einsatz.

Meist fertigt Metz erst ein Modell aus Ton oder Gips – entweder auf Grundlage von Bildern oder der eigenen Kreativität. Dann nimmt er ein Stück Lindenholz in die Hand und schnitzt mithilfe verschiedener Bildhauereisen die Figuren. Metz schlägt zunächst die Umrisse heraus, dann beginnt er mit den Feinarbeiten. „Damit die Figuren echt wirken, kommt es auf die Details an. Aber natürlich müssen auch die Proportionen stimmen“, betont Metz.

Mit seinen Werken macht Metz den Menschen viel Freude. Ein Mann aus Hessen brachte ihm zu Ehren sogar ein 40-seitiges Buch heraus mit dem Titel Weihnachten in der Rhön. Und würdigte darin den Kunstschaffenden mit dem vielsagenden Satz: „Mit herrlichen Figuren zaubert mir Günter Metz jedes Jahr ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht.“
(Josef Kleinhenz)

Foto (Kleinhenz): Weihnachtskrippe von Günter Metz.

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