Leben in Bayern

Im Bilderbuch von 1927 reitet ein Elf auf dem Osterhasen: „Märchen-Ostern“ heißt es passend. (Foto: Merz)

24.03.2016

Mein Name ist (Oster-)Hase

Passend zum Fest: Lohr im Zeichen der Mümmelmänner

Wer freut sich nicht, wenn die Tage endlich wieder länger werden, die Luft milder und die Natur grüner? Und wir feiern das Fest der Auferstehung, Ostern. Dazu gehört für Kinder natürlich der Osterhase, der bunte Ostereier und kleine Geschenke bringt. Seinen Ursprung hat dieser Brauch nach Jacob Grimm im germanischen Frühlingsfest der Göttin Ostara. Ihre Begleiter, die Hasen, galten als Fruchtbarkeitssymbole ebenso wie die Eier. Noch heute sagt man „Sie vermehren sich wie die Karnickel“, und meint damit die Kaninchen, die sehr fortpflanzungsfreudig sind. Selbst Papst Franziskus bezog sich auf diese Redensart. „Manche Menschen glauben – entschuldigen Sie den Ausdruck –, dass sich gute Katholiken wie Karnickel vermehren müssen“, sagte der Papst zum Verbot von Verhütungsmitteln seiner Kirche. Er empfiehlt drei Kinder pro Elternpaar.

Eine Ausstellung – noch bis zum 26. Juni 2016 im Lohrer Schulmuseum zu sehen – zeigt neben Bilder- und Lehrbüchern auch Spiele, Figuren, füllbare Ostereier aus Porzellan und Pappmaché von der Kaiserzeit bis heute sowie Durchsichtbilder zum Thema Frühling und Ostern.

Und man lernt auch: Zwischen Kaninchen und Hasen besteht ein großer Unterschied. Es handelt sich um zwei eigenständigen Arten, die auch nicht miteinander gekreuzt werden können. So stammen unsere Kaninchen und die als Zuchtformen bekannten Stallhasen, die richtigerweise „Stallkaninchen“ heißen müssten, ursprünglich aus Spanien, und wurden schon von den alten Römern als Fleisch- und Felllieferant gezüchtet und verbreitet. Kaninchen haben mehrere Würfe im Jahr mit bis zu 12 Jungen. Unser Feldhase dagegen wirft nur drei bis vier Mal im Jahr bis zu fünf Junge.

Wenn man die niedlichen Tiere anschaut, ist es kein Wunder, dass gerade Kinder Hasen und Kaninchen lieben. Schon im Kindergarten wird „Häschen in der Grube“ gespielt, und in vielen Kinderbüchern sind die Tiere naturgetreu oder vermenschlicht abgebildet. Hasen gelten aber auch als die sprichwörtlichen „Angsthasen“ und wenn man ein Hasenfuß ist, hat man nicht besonders viel Mut. So stellt der Hase seine Löffel beim kleinsten Geräusch auf, um bereit zur Flucht zu sein.

Kaiserzeit: Was Kinder vom Hasen lernen sollten

Das Buch Die Häschenschule, das 1924 in Erstauflage erschien, erinnert an die Erziehungsziele der Kaiserzeit: Untertänigkeit und Gehorsam. Auch Einfältigkeit wird dem Hasen zugeschrieben, wenn er in der bekannten Geschichte von Hase und Igel vom Igel so hintergangen wird, dass er am Ende des Rennens tot zusammenbricht. In der Fabel heißt der Hase übrigens Meister Lampe, in der Jägersprache wird der helle Fleck unter dem Hasenschwänzchen als Lampe bezeichnet.

Im Struwwelpeter aber kommt dem Hasen eine ganz neue Rolle zu. In der Geschichte vom wilden Jäger klaut der Hase dem Jäger das Gewehr und schießt auf ihn: „Das Häschen sitzt im Blätterhaus und lacht den wilden Jäger aus.“ Der Hase – ewig verfolgt, wehrlos, immer auf der Flucht – nimmt hier sein Schicksal bzw. die Flinte in die eigene Hand und dreht den Spieß um. Der Jäger wird zum Gejagten, der Hase zum Jäger. (Bettina Merz)

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