Leben in Bayern

Roman Marterer im Cockpit seiner Raupe. Tag und Nacht sind die Raupen im Garmischer Skigebiet Classic im Einsatz. (Foto: Angelika Warmuth/dpa)

27.01.2016

Mit Hightech und "Popometer"

Sie sind auf der Skipiste, wenn andere schlafen. Raupenfahrer präparieren Abfahrten - mit purer Spitzentechnologie am Steuer

Raupen sind wahre Hightech-Maschinen: Drei Bildschirme zeigen alle notwendigen Daten zur Schneebeschaffenheit an, auch die Bilder einer Rückfahrkamera sind zu sehen. Die Fahrer steuern ihre Gefährte von bequemen Sitzen aus, hören nebenbei Musik aus dem Radio oder unterhalten sich über Funk mit ihren Kollegen. Es geht lustig zu bei der Arbeit der Pistenraupenfahrer in den bayerischen Alpen.

Endlich ist der lang ersehnte Schnee da. Die Männer in ihren futuristisch anmutenden Fahrzeugen haben alle Hände voll zu tun, um die fast 100 Skipisten rund um die Zugspitze und bei Oberstdorf im Allgäu zu präparieren. Im Garmischer Skigebiet Classic muss zudem bis zu den Weltcup-Rennen an diesem Wochenende und die Woche darauf die berühmte Kandahar in Schuss gehalten werden.
Ein bisschen fühlt sich die Fahrt mit der Pistenraupe den Steilhang hinunter an wie in der Achterbahn - es kribbelt im Bauch. Jochen Wendler von der Zugspitzbahn spürt davon freilich schon lange nichts mehr. Der gelernte Informationselektroniker ist seit fünf Jahren im Team der Raupenfahrer. Schon während der Schulzeit hat Wendler in den Ferien an Skiliften gearbeitet.

"Ein guter Raupenfahrer hat das Gefühl für den Schnee im Hintern"

Das Steuern der Raupe ist für den 53-Jährigen der Traumberuf. "Ich hab' einen Popometer eingebaut", scherzt der Schichtleiter. "Ein guter Raupenfahrer hat das Gefühl für den Schnee im Hintern."
Roman Marterer ist schon seit 20 Jahren dabei. Bagger und Raupen sind von jeher die Leidenschaft des 58-Jährigen. "Ich bin froh, wenn ich hier oben bin", sagt Marterer über seine Arbeit auf der Piste. "Hier genieße ich die Ruhe und die Aussicht ins Tal."

Pistenraupenfahrer ist kein Ausbildungsberuf. Die meisten kommen aus der Branche der Bau- und Landmaschinen. Zumindest bei der Zugspitzbahn ist das Raupenfahren Männersache. Nicht eine Frau gehört zum 22-köpfigen Fahrerteam. Dafür geben sie ihren Raupen weibliche Namen. "Katl" heißt eine, "Vreni" eine andere.

Im Aufenthaltsraum am Hausberg hängen ein Geweih und ein Kruzifix an der Wand, dazwischen darf der Kalender mit Pin-up-Girls nicht fehlen. Die Fahrer fachsimpeln über ihren Job, für den Laien ist längst nicht alles verständlich.

Die erste Schicht beginnt um 4.30 Uhr, die letzte endet um 1 Uhr - frühestens

Ein wenig Jägerlatein ist auch dabei. Als noch wenig Schnee lag, verschmutzte Wild beim Queren von Hängen die frisch präparierten Pisten. Das Rotwild hatte Matsch an den Hufen. "Wir wollten den Rehen schon Fußabstreifer hinlegen, damit der Schnee nicht braun wird", meint einer der Fahrer augenzwinkernd.

Gefahren wird in zwei oder drei Schichten, je nach Schneefall. Die erste beginnt um 4.30 Uhr, die letzte geht bis 1.00 Uhr oder auch länger, wenn es sein muss. Die ganzjährig Beschäftigten kümmern sich im Sommer um die Pistenpflege, erneuern Anlagen oder mähen die Abfahrtshänge.

Auch im größten deutschen Skigebiet rund um Oberstdorf sind die Raupen in der Dunkelheit unterwegs. Jörn Homburg von den Bergbahnen Oberstdorf/Kleinwalsertal zählt 25 Geräte auf, die zusammen 123 Kilometer Pisten präparieren. Besonders stolz ist Homburg auf die "grüne Maschine". Die Raupe treibt neben einem herkömmlichen Dieselaggregat zusätzlich ein Elektromotor an. 70 Leute beschäftigen die Bergbahnen dort im Außendienst.

Der Horror für Raupenfahrer sind Tourengeher, die nachts auf gesperrten Pisten unterwegs sind. Vor allem, wenn die Raupe an einer Seilwinde hängt, kann das für Tourengeher lebensgefährlich sein. Wehe, wem Schichtleiter Wendler in die Quere kommt: "Es ist eine Begegnung der unheimlichen Art."
(Angelika Warmuth und Paul Winterer, dpa) Foto: Eine Pistenraupe rückt in Garmisch-Partenkirchen am Hausberg zu ihrem Nachteinsatz aus; dpa

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