Leben in Bayern

Wer dieses Schild sieht, sollte besser das Gebiet meiden. (Foto: dpa)

29.12.2015

Reiterinnen geraten in Treibjagd

PETA fordert Verbot der Hobbyjagd in Deutschland

Gefährliche Schüsse bei der Jagd: Einem Bericht des Onlineportals „Hallertau Info“ zufolge gerieten am gestrigen Montag zwei Reiterinnen mit ihren Pferden in Wolznach im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm in eine Treibjagd. Laut Angaben der Frauen befanden sie sich plötzlich mitten im nicht abgesperrten Jagdbereich, in dem zwei Weidmänner nur wenige Meter entfernt auf Hasen schossen. Die Reiterinnen fühlten sich durch die abgegebenen Schüsse derart bedroht, dass sie umgehend die Polizei riefen. Diese hat die Ermittlungen aufgenommen. Im Hinblick auf diesen und ähnliche Vorfälle sowie Jagdunfälle fordert PETA Deutschland e.V. das längst überfällige Verbot der sogenannten Hobbyjagd in Deutschland. Die Tierrechtsorganisation weist darauf hin, dass jedes Jahr neben hunderttausenden Tieren, denen erhebliches Leid durch Fehlschüsse zugefügt wird, im deutschsprachigen Raum auch mehrere Dutzend Menschen von Hobbyjägern getötet und verletzt werden. „Der aktuelle Fall in Wolznach zeigt wieder einmal: Bei der Jagd besteht Gefahr für jedes Lebewesen, das sich in der Nähe aufhält – ob Mensch oder Tier“, so Vanessa Reithinger, Fachreferentin für Wildtiere bei PETA Deutschland e.V. „Jährlich ereignen sich dutzende Vorfälle, bei denen Fehlschüsse oder Querschläger Menschen verletzen oder gar töten, Gewehrkugeln in Häuser einschlagen oder Spaziergänger plötzlich unter Beschuss geraten. Die Hobbyjagd muss verboten werden.“ Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund für die Jagd von Privatpersonen in deutschen Wäldern. Im Gegenteil, die Hobbyjagd geht mit einer Störung des Rechtsfriedens sowie der öffentlichen Sicherheit und Ordnung einher. Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass die Jagd nicht dazu geeignet ist, Wildpopulationen dauerhaft zu regulieren. Wissenschaftler wiesen nach, dass in bejagten Wildschweinpopulationen die Geschlechtsreife der weiblichen Tiere früher eintritt, was die Geburtenrate ansteigen lässt. Demnach hat ein hoher Jagddruck zur Folge, dass sich in dem betreffenden Gebiet die Population der Wildschweine erhöht. Auch der namhafte Biologe Prof. Dr. Josef Reichholf sieht aus wildbiologischer Sicht keine Notwendigkeit in der Jagd: Die nahezu ausgerotteten Wölfe müssen nicht durch menschliche Jäger ersetzt werden, da eine natürliche Regulation der im Wald wohnenden Tierpopulationen durch Umwelteinflüsse wie Witterung, Nahrungsverfügbarkeit oder Krankheiten stattfindet. PETA weist darauf hin, dass den rund 350.000 Hobbyjägern in Deutschland nur etwa 1000 Berufsjäger, vor allem Forstbeamte, gegenüberstehen.
(Kirstin Graf)

Kommentare (4)

  1. Reinhold am 31.12.2015
    Es muss auf jeden fall auf die besondere Gefahrensituation hingewiesen werden. Da der Erfolg einer Jagt in keiner weise in Relation zur Gefährdung von Personen steht müssen die Jäger in diesem Falle belangt werden. Unabhängig von Sinn od. Unsinn der Jagt generell. Wer eine Tötliche Waffe benutz muss sich seiner Verantwortung bewusst sein u. für Fehler gerade stehen.
  2. Paul am 30.12.2015
    Ich bekomme den Eindruck, dass die Bayerische-Staatszeitung überhaupt keine journalistische Arbeit geleistet hat. Sie hat lediglich den Artikel von der Homepage dieses Vereins übernommen. Damit wird ein falscher, weil seriöser, Eindruck vermittelt. So dreist habe ich das selten gelesen.
  3. V. Hack am 30.12.2015
    Zu aller erst:
    Falls es bei dieser Treibjagd tatsächlich zu einer bedrohlichen Situation für die Reiterinnen gekommen sein sollte, ist das nicht tragbar. Daher ermittelt die Polizei erst einmal zurecht.
    Leider wird das Ergebnis keiner Meldung mehr in den Medien wert sein, sofern es diese bedrohliche Situation für die Reiterinnen nicht gab. Andernfalls wahrscheinlich schon!

    Zur Jagd selbst:
    Jagden lassen sich mit vertretbarem Aufwand nicht absperren. Die übrigen Naturnutzer wie z. B. Reiter, Spaziergänger wollen auch nicht vom Zugang in unsere Kulturlandschaft durch die Nutzergruppe der Grundeigentümer (Jagdgenossen, Jäger) ausgegrenzt werden. Es ist zudem auch nicht notwendig. Dass ein Nebeneinander der verschiedenen Interessengruppen funktioniert, zeigen eben die vielen tausend Jagden jedes Jahr, die es nicht in den Staatsanzeiger schaffen.

    Im vorliegenden Fall muss daher auch die Frage erlaubt sein, ob die Reiterinnen tatsächlich unvermittelt in das Geschehen gerieten. Treibjagden auf Hasen finden wie auch auf hallertau.info berichtet auf freiem Feld statt. Alle Teilnehmer der Jagd haben Warnkleidung zu tragen. Es ist nicht auszuschließen, dass von den Reiterinnen die Konfrontation gesucht wurde. Dazu schweigt sich aber sowohl das zitierte Internetportal als auch der Artikel des Staatsanzeigers aus (Stichwort: einseitige Berichterstattung – ein Kardinalsfehler für die Schreibende Zunft).

    Der Einsatz von Schusswaffen ist selbstverständlich gefährlich. Daher gibt es auch strenge Regularien, die in aller Regel dafür Sorge tragen, dass dennoch nichts passiert. Dazu gehört insbesondere eine fundierte Ausbildung, wie sie alle Jäger erhalten. Dazu stellen die Behörden sicher, dass nur verlässliche Bürger Waffen führen und einsetzen. Dass es trotzdem in einer ganz geringen Zahl von Einzelfällen auch zu Unfällen kommt, würden auch berufsmäßige Jäger nicht verhindern können. Schließlich können auch Berufskraftfahrer nicht in jedem Fall verhindern, dass es zu Verkehrsunfällen kommt. Und auch die hauptberuflichen Chefredakteure können nicht immer verhindern, dass schlecht recherchierte, falsche Tatsachen vortäuschende Artikel in Zeitungen erscheinen und damit

    zum eigentlichen Problem:
    PETA bringt erst der Bericht die Staatszeitung ins Spiel. Insofern muss ich meinen Vorkommentator etwas korrigieren. Nicht PETA nutzt den Vorfall, sondern die Bayer. Staatszeitung verschafft dieser zweifelhaften Organisation auf Grundlage einer kleinen Randnotiz eines lokalen Internetportals eine Plattform für ihre nachweislich haltlosen, bestimmte Menschengruppen verhetzenden, ideologischen Parolen. Dabei sind davon nicht nur die Jäger betroffen sondern nahezu alle Tierhalter (teilweise auch Reiter (!)).

    Es kann insoweit unberücksichtigt bleiben, ob eine kurze unreflektierte Meldung eines Internetportals es überhaupt rechtfertigt, darüber in einer renommierten, in den Augen des Lesers den Freistaat Bayern repräsentierenden Zeitung zu berichten.

    Die Redakteurin zitiert in weiten Teilen PETA nicht und schreibt auch nicht im Konjunktiv. Insofern werden mehr als zweifelhafte Studien und Aussagen (von genau DEM einen und deshalb namhaften Wissenschaftler Reichholf – viele gibt es nämlich nicht) unreflektiert widergegeben, welche die Jagd insgesamt und vor allem durch mündige Bürger auf ihrem Grund und Boden ablehnen und diese lieber auf Staatskosten durchführen lassen würden.

    Dem Leser entsteht so der Eindruck, dass diese Aussagen unumstritten Fakt seien. Das ist aber falsch. Es sind noch nicht mal Minder- sondern Einzelmeinungen.

    Als kleinen Hinweis: Man vergleiche den Namen der Autorin des Artikels in der Bayer. Staatszeitung mit der E-Mail-Adresse der Autorin des Artikels zu diesem Vorfall auf der Homepage von PETA.

    Gegenfrage:
    Sollen wir 350.000 Staatsbedienstete bezahlen, damit sie die "Arbeit" von Bürgern machen, die dafür auch noch einen nicht unerheblichen Umsatz an Jagdpachten generieren? Mit der gleichen Begründung müssten wir auch die Freiwilligen Feuerwehren auflösen und allein in Bayern rund 330.000 Berufsfeuerwehrleute einstellen.

    Außerdem haben wir doch - dem Herrn sei Dank - die Feudalzeit überwunden, in welcher der Staat auf dem Grund und Boden von dem seine Bürger leben tat was er wollte. Schon seit der Säkularisation haben wir die Verantwortung für einen nachhaltigen und verantwortbaren Umgang mit unseren Wildtieren jenen übertragen, denen es auch was angeht – den Grundeigentümern.
    Diese verpachten ihr Jagdrecht an passionierte und gut ausgebildete Bürger, welche in ihrer Freizeit (ohne, dass es dem Steuerzahler etwas kostet) das Wild hegen, damit auch unsere Kulturlandschaft pflegen und ein hervorragendes, nachhaltiges, ökologisches und tierschutzgerechtes Lebensmittel erzeugen.

    Was qualifiziert denn im Gegenzug Aktivisten bei einer Organisation wie PETA?

    Abschließend sei gesagt:
    Jäger sind nachweislich überdurchschnittlich gesetzestreue, verantwortungsvolle Bürger –viele Tierschutz-Aktivisten tendieren zum Gegenteil. Sie brechen ins Eigentum fremder Menschen ein (Straftat) oder stören Jagden (bußgeldbewährte Ordnungswidrigkeit). Das sind nur die harmlosesten Varianten des Tierschutz-Aktivismus. PETA nennt diese Aktivisten „Ermittler“ – Jägern unterstellt sie dagegen niedrige Beweggründe für das Töten.

    Die Bayer. Staatszeitung täte gut daran, künftig genauer zu prüfen, wem sie eine Plattform sein möchte und über die Grundsätze guter Journalistenarbeit dachte ich bislang der Redaktion keine Nachhilfe geben zu müssen.
  4. Paul am 29.12.2015
    Da hat sich die vegane Tierrechtsorganisation einmal wieder eine Nichtigkeit zum Anlass genommen um ihre Mitmenschen zu missionieren. Da sind also zwei Reiterinnen in ein Jagdgebiet geritten und fühlten sich bedroht. Da kann ich nur sagen, na und? Ist etwas passiert? Sind sie verletzt worden?

    Der Rest des Artikels, also die Stellungsnahme von PETA, sind Schauermärchen und nicht belegbare Behauptungen. Sudien wird es sicherlich geben, aber sicherlich auch andere Studien, die das Gegenteil behaupten.

    Ziel dieser ganzen Medienkampagne ist wohl die Jagd schlecht zu machen. Die Stellungnahme von PETA ist nichts anderes als eine Diskriminierung der Jäger.
Die Frage der Woche
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2024

Nächster Erscheinungstermin:
28. November 2025

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 29.11.2024 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Passwort vergessen?

Geben Sie Ihren Benutzernamen oder Ihre E-Mail ein um Ihr Passwort zurückzusetzen. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: vertrieb(at)bsz.de

Zurück zum Anmeldeformular 

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Passwort vergessen?

Geben Sie Ihren Benutzernamen oder Ihre E-Mail ein um Ihr Passwort zurückzusetzen. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: vertrieb(at)bsz.de

Zurück zum Anmeldeformular 

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.