Leben in Bayern

In einer Online-Abstimmung hatte "fly sein" nur 4,4 Prozent der Stimmen erreicht - die Jury aber setzte sich darüber hinweg. (Foto: dpa)

18.11.2016

Schade um die Vollpfostenantenne

Das "Jugendwort des Jahres": Fly sein. Dabei lagen in der Online-Abstimmung andere Wörter vorne

"Fly sein" ist das "Jugendwort des Jahres". Es bedeute, jemand oder etwas "geht besonders ab", teilte der Langenscheidt-Verlag mit. Zur Auswahl standen 30 Begriffe, die zeigen sollen, wie die Jugend von heute spricht. Eine 20-köpfige Jury hatte das Wort gewählt.

In einer Online-Abstimmung hatte "fly sein" vorher nur 4,4 Prozent der Stimmen erreicht. Spitzenreiter war der Begriff "isso" als Zustimmung oder Unterstreichung von etwas mit 20 Prozent, gefolgt von "Vollpfostenantenne" für einen Selfiestick. Der wurde nach Angaben der Jury-Mitglieder, die nicht an die Ergebnisse der Abstimmung gebunden sind, aber schnell aussortiert, weil er zu wenig kreativ schien. "Den benutzt auch mein Papa", sagte Isabelle Deckert von der ProSieben-Sendung "Taff", die mit im Gremium saß.

Auch schön: Hopfensmoothie

"Fly sein" komme aus der Hip-Hop-Sprache und finde gerade erst seinen Eingang in die Jugendsprache. "Es ist ein Phänomen des Jahres 2016", sagte die Sprachwissenschaftlerin Susanne Schräder. Der 19-jährige Maximilian Knab und der 18 Jahre alte Julian Prechtl, die ebenfalls in der Jury saßen, haben das Wort zwar schon mal gehört, wie sie sagten, aber noch nie benutzt.

Trotzdem setzte es sich in der Jury-Debatte gegen "bae" (kurz für "before anyone else"), "Hopfensmoothie" für Bier und "Bambusleitung" für eine langsame Internetverbindung durch. "Hopfensmoothie" fiel nach Angaben Knabs aus, weil Alkohol nicht verherrlicht werden soll. "Tindergarten" für eine Sammlung von Online-Dating-Kontakten hatte keine Chance, weil "13-/14-Jährige keinen Tindergarten haben sollten". "Vollpfostenantenne" als Bezeichnung für einen Selfiestick fiel bei der Jury durch, "weil heute keiner mehr Vollpfosten sagt".

Im vergangenen Jahr war "Smombie" - ein Kunstwort aus Smartphone und Zombie - zum "Jugendwort des Jahres" gewählt worden. 2014 war das Jugendwort ein Satz: "Läuft bei dir", 2013 war es "Babo", was soviel bedeutet wie Boss oder Anführer.

Die jährliche Wahl zum "Jugendwort" des Jahres ist eine Werbeaktion des Langenscheidt-Verlags für sein Jugendsprachen-Lexikon und nicht unumstritten. Alle Jahre wieder werden Zweifel daran laut, ob Jugendliche wirklich so reden. (dpa)

Die "Jugendwörter" der vergangenen Jahre
Mit dem "Jugendwort des Jahres" wirbt der Münchner Langenscheidt-Verlag seit 2008 für sein Buch "100% Jugendsprache". Hier alle Gewinner:

- 2016: "Fly sein" wird in München zum "Jugendwort des Jahres" gekürt. Es kommt aus der Hip-Hop-Sprache und soll soviel bedeuten wie jemand oder etwas "geht besonders ab".

- 2015: "Smombie" Das aus Smartphone und Zombie zusammengesetzte Wort beschreibt jemanden, der von seiner Umwelt nichts mehr mitbekommt, weil er nur noch auf sein Smartphone starrt.

- 2014: "Läuft bei Dir". Vor zwei Jahren wurde ein ganzer Satz zum "Jugendwort" gekürt. Er soll als Synonym für cool oder krass gelten.

- 2013: "Babo". Das Wort bedeutet so viel wie Boss oder Anführer. Der Ausdruck erinnert an den türkischen Begriff Baba (Vater) und wird vor allem in kurdischen Gebieten der Türkei benutzt. Hierzulande bekanntgemacht hat den Begriff der deutsch-kurdische Rapper Haftbefehl aus Offenbach - mit seinem Lied "Chabos wissen wer der Babo ist".

- 2012: "Yolo". Das ist ein Akronym und steht für "You only live once" - eine Aufforderung, alle Chancen auf Erlebnisse zu nutzen.

- 2011: "Swag". Der US-amerikanische Ausdruck bezeichnet eine "beneidenswerte, lässig-coole Ausstrahlung" oder eine "charismatisch-positive Aura". Wörtlich übersetzt bedeutet "to swagger" stolzieren, prahlen oder schwadronieren, und "swaggerer" heißt Aufschneider oder Angeber.

- 2010: "Niveaulimbo". Mit dem Begriff beschrieben Jugendliche 2010 das Absinken des Niveaus beispielsweise im Fernsehprogramm, bei Partys oder in Gesprächen.

- 2009: "hartzen". Das an Hartz IV angelehnte Wort kann so etwas wie rumhängen oder auch arbeitslos sein heißen.
- 2008: "Gammelfleischparty". Das erste "Jugendwort des Jahres" ist eine wenig schmeichelhafte Bezeichnung für eine Ü-30-Party. (dpa)

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