Der legendäre russische Clown Oleg Popow, Liebling von Millionen Zirkusgängern in aller Welt, ist tot. Der Wahlfranke starb am Mittwochabend im Alter von 86 Jahren während einer Tournee im

südrussischen Rostow am Don, wie russische Agenturen berichteten. Popow sei vor dem Fernseher friedlich eingeschlafen.
In Rostow in seiner alten Heimat Russland solle der Artist am kommenden Montag (7. November) mit einer Trauerfeier geehrt werden, kündigte sein Produzent Oleg Tschesnokow an. Beigesetzt werde er in seiner Wahlheimat Deutschland. Popow lebte seit 1991 in der oberfränkischen Gemeinde Egloffstein.
Für Popow sei der Zirkus sein Zuhause geworden und er selbst ein Liebling des Publikums, sagte der russische Kulturminister Wladimir Medinski der Agentur Tass zufolge. Am Zirkusgebäude in Rostow legten trauernde Fans Blumen nieder. Das russische Staatsfernsehen erinnerte in Sondersendungen an den Spaßmacher.
Popow wird in seiner Wahlheimat Deutschland beigesetzt
"Wir sind sehr traurig", sagte Präsident Helmut Grosscurth von der Gesellschaft der Circusfreunde in Dormagen. "Er war einer der letzten großen Namen des Zirkus. Jeder kannte ihn. Von der Sorte gibt es nicht mehr viele." Der Chef des Leipziger Clown-Museums, Hans-Dieter Hormann, sagte: "Er wird immer einmalig und unerreicht bleiben." Popow sei ein "stiller, poetischer und träumerischer Clown" gewesen, der "ohne großes Brimborium" auskam, während andere Clowns "immer schriller, immer lauter" geworden seien.
In der Gemeinde mit rund 2000 Einwohnern, in der Popow seit 25 Jahren mit seiner Ehefrau wohnte, seien die Leute sehr traurig, berichtete der Erste Bürgermeister Stefan Förtsch (CSU) am Donnerstag. "Ich könnte mir auch vorstellen, einen Gedenkstein für Popow in Egloffstein zu errichten."
Oleg Popow gilt als einer der großen Clowns der Zirkusgeschichte, vergleichbar mit dem Schweizer Grock und dem Spanier Charlie Rivel. Er verkörperte in der Manege die Figur des "Iwanuschka", eines Pendants zum deutschen Hans im Glück. Sein Kostüm war weltbekannt: Eine karierte Mütze mit einer blonden Perücke, dazu eine schwarze Samtjacke und rote Fliege.
Schlosserlehre abgebrochen: der Zikus lockte
Popow, geboren am 31. Juli 1930, studierte an der Staatsschule für Zirkuskunst in Moskau, nachdem er eine Schlosserlehre abgebrochen hatte. Anfang der 50er-Jahre tingelte er durch die Provinz, ehe er es 1955 zum Moskauer Staatszirkus schaffte. Dort kam er als Hauptclown, der zudem virtuos auf dem Schlappseil tanzen konnte, schnell bei den Auslandstourneen zu internationalem Ruhm.
Zu Popows schönsten Ehrungen gehört der Goldene Clown, er erhielt diesen Oscar der Zirkuswelt 1981 in Monte Carlo. Seine Heimat hatte ihn 1969 als "Volkskünstler der Sowjetunion" ausgezeichnet. Aus Deutschland war Popow nach 25-jähriger Pause erst vergangenes Jahr wieder nach Russland gereist und hatte eine Tournee durch die russischen Großstädte begonnen. (
dpa)
INFO: Berühmte Clowns
Der russische Clown Oleg Popow galt als einer der besten und bekanntesten seines Fachs. Aber auch einige seiner Kollegen brachten es zu Ruhm. Ein Überblick:
LOU JACOBS: Er wurde 1903 in Bremerhaven geboren - 63 Jahre später zierten seine große rote Nase und sein winziger schwarzer Hut eine US-Briefmarke. Jacob Ludwig, so ein Geburtsname, wanderte in den 1920er Jahren in die USA aus und wurde dort weltberühmt. Er war für seine Verrenkungskünste bekannt, die ihm halfen, in einem rot-weißen 40 mal 60 Zentimeter großen Auto durch die Manege zu düsen. Jacobs starb 1992 in Florida.
LEO BASSI: Der Clown kommt aus einer internationalen Zirkusfamilie, die laut eigenen Angaben seit 170 Jahren im Geschäft ist. Bassi, der 1952 in New York geboren wurde, trat schon als Kind auf. Seit den 1970er Jahren ist er auch als Schauspieler und in TV-Shows aktiv. Bei seinen Auftritten vermischt er Spaß mit Ernst und sorgt mit Tabubrüchen für Provokationen.
BELLO NOCK: Der Mann gilt als einer der besten amerikanischen Clowns und tritt regelmäßig international auf - auch in Deutschland. Mit einer gelben Sturmfrisur, Grimassen und riskanten Stunt-Einlagen bringt er das Publikum zum Lachen und Staunen. Bello Nock kam 1968 in Florida zur Welt.
BERNHARD PAUL: Der Österreicher gründete vor 41 Jahren in Wien den Zirkus "Roncalli" mit. Noch heute ist er dessen Direktor und steigt als Clown "Zippo" in die Manege. Der Zirkus des 69-Jährigen zählt zu den bekanntesten in Deutschland. "Im Zeitalter der Lachkonserve und Comedy stirbt die traditionsreiche Kunst des Clowns langsam aus", sagte er einmal zu der Verabschiedung seines Kollegen Francesco Caroli.
HERMAN VAN VEEN: Der Niederländer gilt als poetischer Clown. Über 180 CDs hat der studierte Geigenspieler laut eigenen Angaben veröffentlicht und über 80 Bücher geschrieben. In den 1970er Jahren erfand er Ente Alfred Jodocus Kwak. Das tapfere Entchen machte durch eine Zeichentrick-Serie weltweit Karriere. Inzwischen tritt der 71-Jährige nicht mehr als Clown, sondern mit seinen Chansons auf.
FRANCESCO CAROLI: Der langjährige Roncalli-Clown war Italiener und ein sogenannter Weißclown. Gesicht und Hals waren stets weiß geschminkt, nur die Lippen, die Unterseite der Nase und die Ohren erstrahlten in Rot. "Der Weißclown ist die Respektsperson, der Intelligente, der den Dummen August vorführt", erklärte Caroli einmal. "Niemals darf sich der Clown in den Vordergrund stellen, sonst tötet er den Dummen August." Er starb 2004.
CHOCOLAT: Der gebürtige Kubaner Rafael Padilla war der erste dunkelhäutige Clown in Frankreich - und eine Sensation. Zusammen mit seinem weißen Gegenpart, dem Clown George Foottit, eroberte er Ende des 19. Jahrhunderts die Zirkuswelt und das Pariser Bohème-Publikum, das von dem exotischen Künstler fasziniert war. Als seriösen Schauspieler akzeptierte es ihn aber nicht. Im Mai kam ein Film über das Leben von "Monsieur Chocolat" ins Kino. (dpa)
Foto (dpa): Der russische Clown Oleg Popow - ohne Maske.
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