Kein anderes Tier stand heuer in Bayern wohl so sehr im Fokus wie die Biene. Gewissermaßen als Werbemaskottchen für das Artenschutz-Volksbegehren war von den schwarz-gelb-gestreiften Insekten landauf, landab die Rede. Auch die Wölfe breiten sich im Freistaat wieder aus und schaffen es in die Schlagzeilen. Und sogar ein Bär suchte Bayern heim. Darüber hinaus gab es eine ganze Menge Tiere, die im zu Ende gehenden Jahr auch von sich Reden machten.
CAMPUS CAT:
Der Augsburger Uni-Kater Leon wird im September zum Politikum. Der rötliche Kater, der einer älteren Dame aus der Nachbarschaft gehört, hat das Uni-Gelände vor vielen Jahren zu seinem Revier gemacht und ist inzwischen eine kleine Berühmtheit über Augsburg hinaus. Es gab unzählige Zeitungsartikel und Fernsehbeiträge über ihn. Nun muss sich der Landtag mit einer Petition befassen, nach der Leon "vom Freistaat Bayern als Dienstkater der Universität Augsburg eingestellt werden" möge. Die Politiker lehnen aber ab.
LEBENSRETTERIN:
Eine Polizeihündin rettet ihrem Hundekollegen mit einer Blutspende das Leben. Diensthund Ivo musste im Januar in Nürnberg wegen eines Tumors notoperiert werden. Wegen starker innerer Blutungen benötigte er dringend eine Bluttransfusion. Da in der Nürnberger Tierklinik nicht ausreichend Konserven zur Verfügung standen, suchte die Klinik bei der Zentralen Diensthundestaffel der mittelfränkischen Polizei nach möglichen Blutspendern auf vier Pfoten. Am schnellsten zur Verfügung stand Schäferhündin Kira.
AUSREISSERIN:
Nach gut drei Monaten in der freien niederbayerischen Natur fassen Häscher im Februar Kuh Büxi. Ein pensionierter Polizist, der Jäger ist, betäubt das Tier nahe Geisenhausen (Landkreis Landshut) mit einem Pfeil am Futtersilo eines Bauernhofes, wo sich Büxi regelmäßig abends bediente. Tierschützer holen die Kuh ab und bringen sie zum Gnadenhof Gut Aiderbichl bei Deggendorf.
AUSLÄNDER:
Ein Rosapelikan aus Österreich treibt sich an der Isar zwischen München und Freising herum. Der Vogel stammt aus dem Raritätenzoo in Ebbs in Tirol. Er wird auf den Namen "Isarbelle" getauft - und hat im Februar sogar einige Tage Besuch von einem Weibchen aus dem Münchner Tierpark Hellabrunn.
FIRMENLIEBLING:
Im Büro eines Busunternehmers in Röhrnbach (Landkreis Freyung-Grafenau) sorgt ein Dialekt sprechender Graupapagei für gute Stimmung. Der Vogel mit dem kecken Mundwerk gehört zum Team von Chef Wolfgang Plach. Wörter und Sätze, die Carlo im Alltag auffängt, plappert er munter nach - auch in der Mundart des Bayerischen Waldes.
GERICHTSSACHE:
Die Zwergziege Hui Buh beschäftigt im September die Justiz. Das Landratsamt München hatte der Klägerin den Bock weggenommen, weil er aus Sicht der Behörde nicht artgerecht gehalten wurde. Die Familie hatte das Tier mit der Flasche aufgezogen. Es schlief bei der Tochter im Bett und fuhr auf dem Beifahrersitz im Auto mit. Das Verwaltungsgericht München entscheidet, dass Hui Buh auf einem Gnadenhof bleiben soll.
GEFANGEN:
Hinter dem Kühlergrill eines Autos verfängt sich bei Kleingarnstadt (Landkreis Coburg) im September ein Falke. Ein Fachmann einer Greifvogelstation und ein Automechaniker befreien das Tier. Es ist nicht der einzige Pechvogel dieser Art: Im Januar stößt ein Bussard in Lenggries (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen) mit einem Auto zusammen und bleibt im Kühlergrill stecken.
MUTTERLIEBE:
Eine ungewöhnliche Patchwork-Familie sorgt im Mai für Aufsehen. Auf einem abgelegenen Hof im Allgäuer Städtchen Immenstadt säugt Border-Collie-Dame Molly das Ferkel Rosa von Schwarte. Das Kleinste unter 13 Geschwistern konnte sich nicht durchsetzen. "Ich wollte Rosa von Schwarte eigentlich mit der Flasche großziehen, aber sie war nicht interessiert und ist schnurstracks auf Molly zugelaufen", erzählt Herrchen Dieter Schetz. Da Molly scheinträchtig ist, produziert sie Milch und kann die Babysau ernähren.
WIEDERHOLUNGSTÄTER:
Zum vierten Mal befreien Retter im Mai im oberbayerischen Weilheim einen Dackel aus ein und demselben Dachsbau. Bei der dritten Rettung hatte der rund 100 Quadratmeter große Dachsbau teils ausgehoben werden müssen, um den Hund finden zu können. Die Feuerwehr rät dem Frauchen zu einer anderen Gassiroute.
ERSCHÖPFT:
Am Ende ihrer Kräfte und ohne Orientierung landet eine Brieftaube im Juli auf ihrem tagelangen Rückflug aus Frankreich außerplanmäßig in Unterfranken. Eine Frau findet den völlig erschöpften Vogel und bringt ihn zur Polizeiwache in Gemünden am Main (Landkreis Main-Spessart). Dort päppeln die Beamten das Tier mit Wasser und kleinen Brotkrumen wieder auf. Dank eines Rings am Fuß der Taube finden die Polizisten den Besitzer in Baden-Württemberg.
SEX:
Zwei liebestolle Igel rufen im Juli an einer Grundschule in Augsburg mehrere Polizeistreifen auf den Plan. Anwohner melden in der Nacht verdächtige Geräusche. Außerdem hat der Bewegungsmelder die Beleuchtung ausgelöst. Mehrere Beamte umstellen das Gebäude. Und finden schließlich die Lärmquelle: ein Igelpaar beim Liebesspiel.
HISTORISCHES:
Ein seltener Urwaldkäfer kehrt nach 113 Jahren wieder in den Nationalpark Bayerischer Wald zurück. Der bis zu zwei Zentimeter große Borkenkäfer mit dem Namen Peltis Grossa war zuletzt 1906 bei Spiegelau (Landkreis Freyung-Grafenau) gesehen worden. Er galt trotz verstärkter Forschung als in Bayern ausgestorben. Vom angrenzenden tschechischen Nationalpark Sumava aus hat er es sich nun wieder auf Pilzen an Fichtenstumpfen in Bayern gemütlich gemacht.
GESCHICHTSSCHREIBUNG:
In einem Grabungsareal in Pforzen im Allgäu wird die bis vor kurzem unbekannten Primatenart Danuvius guggenmosi entdeckt. Das sorgt im Herbst international für Aufsehen, denn "Udo" gibt Hinweise darauf, dass sich der aufrechte Gang in Europa statt in Afrika entwickelt haben könnte - Millionen Jahre früher als gedacht.
LASTZUG:
Ein Biber schleppt einen langen Ast über eine Straße im niederbayerischen Deggendorf. So weit, so unspektakulär. Würden nicht zwei Männer nach einer Party im Oktober genau dort entlang fahren. Sie halten an - und einer hilft dem Nager beim Tragen des langen Asts. Der andere Mann filmt. Das Video von der tierischen Begegnung schauen sich im Internet Zehntausende an.
KONDOLENZ:
Die vielleicht berühmteste Kuh Bayerns, Yvonne, stirbt im September im Alter von 14 Jahren auf dem Gnadenhof Gut Aiderbichl in Deggendorf. Acht Jahre zuvor hatte sie mit einer spektakulären Flucht durch die Wälder Oberbayerns das Sommerloch gefüllt.
(dpa)
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